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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0187
Walbertsweiler Pfarrbücher

unterdessen an Haber, Heu, Stroh, Wein, Bier, Eßwaren usw. aufgegangen, ist
nicht zu berechnen: wir mußten über 30 Uhr Haber, 13 Centner Mehl, 100 Laib
Brot, 50 Centner Heu liefern ohne das, was im Dorf aufgezehrt war. 3 Ochsen
wurden geliefert, 3 geschlachtet hier und verzehrt. Die nämlichen Lieferungen
trafen alle Ortschaften im Amt. Kappel hatte während der Zeit keine Einquartierungen
, aber desto mehr waren sie von Räubern und Ausreißern geplagt. (I, 23 f.)
- Am 21 ten April [1799] war die glückliche Schlacht bei Ostrach, wo die Franzosen
nach Pfullendorf und dann die nämliche Nacht noch bis Stockach retirier-
ten.... Diesen Tag zogen noch ethliche 1 000 Kaiserliche, meist Ulanen und Roth-
mäntler, hier durch von Pfullendorf auf Mößkirch. Freilich schätzten wir uns
glücklich diese zu sehen, aber die Einquartierungen und Lieferungen sind auch
kaum zu berechnen. (I, 24 f.) - Auf Verlangen der Obrigkeit berechnete die hiesige
und andern Gemeinden den ganzen durch die Franzosen erlittenen Schaden,
welche sich allhier in sehr geringem Anschlag über 5 000 fl belief. (I, 26.) - Omnia
jam fient fieri, quae posse negabas [Alles kann schon einmal eintreten, was du
nicht für möglich hielst]. Endlich kamen einmal zur kaiserlichen Armee in
Deutschland die russischen Hilfstruppen. Die ersten Russen in unsre Gegend und
hierher kamen den 11 August 1799. Diese hatten Rasttag den 12 ten. Am 13 ten
kam wieder eine Companie Musquetier, den 14 ten wieder eine, den 15 ten hatte
sie Rasttag. Den 16 ten wieder eine Companie. Den 17 ten waren wir frey. Den
18 ten wieder eine Companie. Für diese Truppen waren dahier 5 Stück Vieh geschlachtet
, welche mit 199 fl bezahlt wurden (1,27.)

Am 5 ten [Mai 1800] war die mörderische Schlacht bei Mößkirch, wo die
Franzosen von uns aus den Kaiserlichen beym sogenannten Münzkreuz bey Mößkirch
in die Flanke fielen und diese zum "Weichen brachten. Bald kam eine Menge
blessierter Franzosen und gefangener Kaiserlicher hierher. Auf den Abend schienen
die Franzosen wieder von hier zu retirieren, weil sie von Pfullendorf aus die Kaiserlichen
spürten, bald aber vermehrten sie sich wieder sehr ..., den 7 ten [kam]
das Centrum der Armee selbst, lagerte sich wieder hier, wobey wir gegen 300
Stück Vieh, nämlich Küh, Ochsen, Schmalvieh, Kälber, Schaf und Schweine einbüßten
, Gäns und Hennen noch ungerechnet. Was an Heu, Stroh, Haber, Vesen,
Fleisch, Brot, Eier, Schmalz aufgegangen, kann vor Menge in keinen Anschlag gebracht
werden; desgleichen auch Kleider, Leinwand, Kuchel- und anderes Geschirr
, welches theils zerschlagen, verderbt, genommen worden. Einige Weibsleute,
welche in Wald flohen, waren geschändet mit Gewalt, andere Leute zu Hause
so geplagt und in Schrecken gesetzt, daß sie nicht mehr zu Hause bleiben konnten
sondern theils in Wald, mehrenteils aber auf Rast flohen; ich allein mit noch einigen
wenigen verdanken es Gott, daß wir nicht gar so sehr geplagt wurden, ...
jedoch verlor ich allen meinen Wein, so daß ich nicht einmal mehr die Messe zu
lesen hatte, alles Fleisch, Brot, Eyer, Schmalz, nebst viel Frucht, Heu, Stroh etc.,
so daß ich ein Deficit allein gegen 500 fl anschlagen kann. (I, 29 f.)

In der Kirche ward von den Franzosen genommen 1 silberner Kelch, die 2
silbernen Büxlein zu Versehen der Kranken, 1 kupferner Weihwasserkessel, 1 öl-
flasche samt circa 8 Pfund Baumöl. Auf die Kirchenlaube hatten die Leute verschiedenes
geflüchtet, wovon auch vieles genommen worden. - Nach dem Waffenstillstand
im Sommer 1800 kamen auch in den folgenden Jahren Durchzüge und
Einquartierung, viele Rasttage, allmählicher Rückzug der französischen Armee,

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