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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0208
Ziegler

Ängstlichkeit, daß von einer Ausbildung in irgendeiner Beschäftigung, die sich
auf ein richtiges Verständnis derselben gründen muß, in den allerwenigsten
Fällen zu denken ist. -

Noch mangelhafter bleiben die Mittel zur Arbeit, besonders wenn die Beschäftigung
der Arbeiter nicht in geschlossenen Fabriken, sondern im Hause der
Arbeiter auf dem Lande geschieht. Teils mangelt es an Kapital, teils fehlt es an
gutem Willen. In den seltensten Fällen werden die Mittel vollständig gewährt,
und wo sie wirklich von dem Arbeitgeber gegeben werden, tritt nicht selten ein
förmlicher Sklavendienst der Arbeiter ein.

Wesentlich verschieden ist die Lage der ausgebildeten Arbeiter. Sie erwerben
durchschnittlich mehr, als zur Befriedigung der unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse
nötig ist, und befinden sich sogar öfters in einem behaglichen Wohlstande.
Werden sie durch den wechselvollen Gang der Industrie oder durch das rücksichtslose
Verfahren der Unternehmer außer Beschäftigung gesetzt, so unterliegen
sie nicht den empfindlichsten Entbehrungen der unausgebildeten Arbeiter;
sie haben ein Kapital gespart, denn nach allen darüber angestellten Unier-
suchungen sind es die ausgebildeten Arbeiter allein, die einen Sparpfennig zurücklegen
- mit dem sie auskommen, bis der Gang der Industrie sie zur erneuten
Tätigkeit ruft. Ein vollständiger industrieller Stillstand ist eine große Seltenheit,
und wenn er durch außergewöhnliche Eventualitäten hervorgerufen wird, so
hält er nicht so lange an, daß nicht der Sparpfennig zu Deckung der notwendigsten
Bedürfnisse bis zur Rückkehr des Absatzes, der die ausgebildeten Kräfte zunächst
in Anspruch nimmt, reichen sollte.

Der ausgebildete Arbeiter hängt nur vom Gang der Industrie, keineswegs von
den persönlichen Ansichten des Lohnherrn ab, er ist selbst zu den Zeiten des
beschränkten Absatzes ein gesuchter Gegenstand; Nachfrage und Angebot haben
selten die Einwirkung auf seine Lage in dem Maße, wie es bei den unausgebildeten
Arbeitern der Fall ist, die von den guten Zeiten wenig, von den minder guten
oder schlechten stets hart betroffen werden.

Das Familienleben, die Erziehung der Kinder, der sittliche Zustand, der
moralische, religiöse Lebenswandel hängt mehr oder minder von der sozialen
Stellung des Menschen ab. Wenn von den erschreckenden Verhältnissen und
Stellungen der Arbeiter im Allgemeinen und deren Folgen gesprochen wird, so
muß mit positiver Gewißheit die Klasse der ausgebildeten Arbeiter ausgeschieden
werden.

Nur geistiges Elend, geistige Armut, Unkenntnis mit der Beschäftigung, Unkenntnis
der Mittel zur Arbeit und mangelhafte Mittel zu derselben erzeugen
Arbeitsunlust, Arbeitslosigkeit, und in deren Gefolge das Proletariat mit allen
den entsetzlichen Erscheinungen; nicht in der Fabrikindustrie und den Gewerben
allein, sondern auch in der Agrikultur.

Es sind allzu bekannte Tatsachen; einer weiteren Ausführung dieser Mißstände
bedarf es nicht; es dürfte nur noch von Wichtigkeit sein, auf Mittel zu
denken, wie diesem geistigen und materiellen Elend abgeholfen werden kann.

Man hat im Königreiche Württemberg einen Anfang gemacht, der sehr be-
rücksichtigenswert ist.

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