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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0214
Ziegler

Fleißig, redlich und von dem besten Willen beseelt, der Allgemeinheit zu nützen,
haben sie sich bemüht, die Untätigkeit zur Beschäftigung führen zu wollen, und
wenn es nicht gelang, so lag es nicht an ihrem Willen, sondern sie scheiterten in
ihren Bestrebungen an der Unlust der Bewohner zu jeder andauernden Tätigkeit,
und wenn sie zur Zeit etwa 500 Stühle in Betrieb haben, so fallen davon auf die
Stadt Hechingen 0, auf die Landbewohner im Hohenzollernschen Lande circa
150, und die übrigen im Königreich Württemberg. -

Ihr Standpunkt in der Fabrikation ist, trotz des eisernen Fleißes der einzelnen
Inhaber, nur als ein sehr mittelmäßiger anzuerkennen. Teils stehen ihnen die
Erfahrungen der Neuzeit nicht zu Gebote, teils ist die Weberei eine sehr mangelhafte
, weil jede Anleitung und alle Mittel zur Besserung fehlen; hauptsächlich
aber, weil so viele Zweige der Fabrikation von ihnen geleitet werden. —

Wenn schon nun dem ersten Übelstande in der nächsten Zeit durch Lieferung
von den nötigsten Maschinen abgeholfen wird, so fehlt selbst hier die so nötige
Hand der Leitung, weil ihnen jede Kenntnis der Nutzanwendung und Leitung,
abgeht und selbst, wenn ihnen dies gewährt und geschafft werden sollte, so bleibt
die mangelhafte Weberei noch unabgeholfen. Die Maschinen werden nichts dazu
beitragen können, bei der Bevölkerung die Lust zur Arbeit zu erwecken, insbe-
sonders wenn die Beschäftigung eine von ihnen völlig ungekannte ist, die außerdem
noch mit entschieden mangelhaften Vorrichtungen ausgeübt werden soll.

Was den dritten Punkt, die Vielseitigkeit der Fabrikationszweige betrifft, die
von den Besitzern der Firma B. Baruch & Söhne betrieben, so hat das wieder
seinen Grund in dem Absatz, der eben diese Vielseitigkeit verlangt. Dieser Absatz
konnte sich über eine gewisse Grenze nicht erheben vermöge der mangelhaften
Fabrikation. Angewiesen auf den nächsten Umkreis, mußte die Fabrikation auf
so viele Zweige ausgedehnt werden, damit den Anforderungen der Detailleurs an
ein passendes Sortiment Genüge geleistet werde.

Man arbeitete Vieles und leistete dadurch in sehr Vielem Weniges. Ein Eintritt
in die große Konkurrenz war deshalb schwierig und wurde auch wohl schon
darum vermieden, weil man auf gewisse lokale Bedürfnisse sich einrichtete. Indem
man sich somit außerhalb der großen Konkurrenz bewegte, mußten die
segensreichen Folgen, die diese zu Wege bringt, spurlos vorübergehen, und wenn
schon der Wille der Veredlung und Verbesserung entschieden vorlag, so waren
ihnen die Mittel und Wege dazu unbekannt geblieben.

Außerdem sind die Löhne, die für die einzelnen Stücke gegeben werden - der
Lohn wird per Stück bezahlt - eben so hoch, als in den Gegenden, wo der
Wochenverdienst am höchsten ist. Trotz dieses hohen Stücklohnes ist der Wochenverdienst
der Weber zu niedrig, um davon nur notdürftig leben zu können, und
dies liegt in der mangelhaften Ausbildung der Weber und in den noch mangelhafteren
Mitteln zur Arbeit, und hierdurch wieder werden Fabrikate geliefert,
die so mangelhafter Natur sind, daß die künstlichsten und besten Verrichtungen
der Appretur und Färberei die Fehler nicht verwischen können.

Was in anderen ausgebildeten Fabriken gleicher Art und Gattung durch Aufbietung
weniger Mittel erreicht wird, wird hier durch Verschwendung von Materialien
notdürftig zu ersetzen gesucht. Von Teilung der Arbeit hat man keine
Ahnung, ein Jeder macht Alles und soll alles tun. Dadurch, daß zu viele Zweige
der Fabrikation vertreten sind, empfängt der Arbeiter bald dieses, bald jenes,

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