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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0218
Ziegler

Bekleidung erforderlich ist. Ein hoher Grad von Armut ist unter dieser Agrikultur
-Bevölkerung entstanden. Nur durch Pflanzung einer Manufaktur- und Gewerbstätigkeit
kann dieses Übel geheilt werden; nur dadurch wird ein großer
Teil der jetzigen Agrikultur-Bevölkerung in die Manufakturen und Gewerbe
hinübergezogen, der andere Teil der Bevölkerung zu Arrondierungen angereizt
. -

Ein gesunder Zustand wird auch dann nur eintreten, wenn der Ankauf von
Grundstücken oder Liegenschaften nicht mehr wie üblich auf sogenannte „Zieler"
geschieht, die in einzelnen jährlichen Terminen, innerhalb einer gewissen Jahresfrist
fällig werden. -

Liegt auch auf der einen Seite eine gewisse Fazilität für die Käufer darin, den
Kaufpreis erst innerhalb gewisser Jahresfristen zu bezahlen, so darf man andererseits
nicht außer Augen lassen, daß bei der Bevölkerung im Allgemeinen
Nachgedanken nicht vorliegen, die die eingegangenen Verbindlichkeiten übersehen
könnten, und bereits bei den ersten Terminen außerstande sich befinden, sie
zu erfüllen.

Diese Fazilität bei Kauf, wo kaum der zehnte Teil des Kaufpreises bar erlegt
wird, hatte vor einigen Jahren den Preis von Grund und Boden weit über den
wirklichen Wert getrieben und versetzte die Besitzer in die elendste Lage.

Betrachtet man den Handel, der mit den Zielern getrieben wird - und damit
wird ein bedeutendes Geschäft gemacht - so ist dieser Handel unter den vorkommenden
verschiedenen Formen nur als ein durch den Staat geschützter Wucher zu
betrachten.

Überhaupt möge man mit scharfem Auge den sogenannten Klein- und Viehhandel
beobachten. Unter diesem Deckmantel, besonders durch Kreditierungen
und Verleihungen, werden viele Familien dem sichersten Elende entgegengeführt.
Es ist für die Hohenzollernschen Lande in der nächsten Zeit um so wichtiger,
hierauf mit der größten Sorgfalt zu achten, und mit äußerster Strenge darin zu
verfahren, weil in einem der benachbarten Länder gesetzliche Bestimmungen eintreten
, die diesem Treiben entgegenwirken werden, wodurch es kommen dürfte,
daß Hohenzollern der Stapelplatz dieser fluchwürdigen Beschäftigung sein
würde.

Es würden alle Versuche scheitern, die irgend zur Hebung der gewerblichen
Tätigkeit führen, wenn nicht diesem entsetzlichen Treiben mit der ganzen
Schärfe der Gesetze ein Ende gemacht würde. Bei der Gutmütigkeit und Leichtgläubigkeit
der Bevölkerung ist diesem Treiben ein weiter Spielraum gelassen,
deshalb kommt es wohl auch, daß diese Persönlichkeiten, die ein solches Geschäft
zu betreiben gewohnt sind, in Massen angesiedelt sich dort vorfinden, und durch
die Leichtigkeit, auf diese Weise in kurzer Zeit Vermögen zu gewinnen, zu einer
gesunden, das Gemeinwohl fördernden Gewerbstätigkeit noch nicht übergegangen
sind. -

Das Killertal verfolgend, trifft man zunächst auf die Holzwarenschnitzerei
und Peitschen-Fabrikation. Es ist dies ein Fabrikationszweig, der allerdings geeignet
wäre, einem großen Teile der wirklich ärmsten Bevölkerung der Hohenzollernschen
Lande lohnende und dauernde Beschäftigung zu geben; allein, wie
dieser Betrieb und Vertrieb in diesem Moment sich befindet, ist er ein Unglück.

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