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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0233
Preußische Starthilfe für Hohenzollern

Damit geschieht der preußischen Industrie kein Abbruch; es besteht in der
ganzen Preußischen Monarchie keine derartige Fabrikation. Nur in Baden
/: Spinnerei und Weberei in Ettlingen:/ ist ein solches Etablissement vorhanden,
das einzige im ganzen Zollverein, das, trotzdem mit achthundert mechanischen
Webstühlen gearbeitet wird, kaum ein Viertel des Konsums in diesem Artikel
innerhalb des Zollvereins zu decken im Stande ist,

Ist auch die Fabrikation dieser Artikel eine der schwierigsten in baumwollenen
Waren, so ist der Vorteil ein so bedeutender, daß hierzu die Kapitalien um so
rascher flüssig werden, als man weiß, daß die Fabrik in Ettlingen trotz der nicht
besonderen Verwaltung bis jetzt einzig und allein diesem Artikel die Prosperität
zu verdanken hat, ja daß es einzig dieser Artikel war, der große Kalamitäten,
die in dieser Fabrik vor wenigen Jahren noch vorhanden waren, beseitigt hat.

Die im Lande vorhandenen Naturkräfte berechtigen zu einer sehr großen
industriellen Zukunft, und bei einer richtigen Leitung zu einem großen Wohlstand
der Bevölkerung und aus der tiefsten Tiefe meines Herzens, aus innigem
herzlichem Mitleid für das gefundene geistige und materielle Elend empfehle ich
meinen Vorschlag. -

Wie dieser Vorschlag einzig und allein das im Auge hat, daß die Lust zur Arbeit
gehoben, die Kräfte dazu ausgebildet, gepflegt und geschützt werden, eben
so darf ich hoffen und muß es im Interesse des glücklichen Erfolges meiner Vorschläge
wünschen, daß gegen die Arbeitsscheu, gegen Bettelei, besonders aber
gegen unzeitige Unterstützungen mit aller Strenge und Aufsicht verfahren
werde.

Die Mittel, die Arbeitsscheuen und Bettler aufzugreifen und einzustecken,
werden bei den vorherrschenden Ansichten zu Nichts führen, weil der größte
Teil der Aufgegriffenen in der Strafe das Mittel zur Untätigkeit sieht, die auch
freie Kost, wenn auch magere, bringt.

Alles, was freie Kost bringt, ist hier willkommen; man verrichtet lieber die
schwerste Arbeit mit dem geringsten oder selbst mit gar keinem Lohn, wenn nur
Kost gegeben wird; man wird bei den Arbeitsscheuen und Liederlichen eine
große Bereitwilligkeit für das Einstecken finden, weil freie Kost gegeben wird.

Das einzige Mittel ist die unfreiwillige Arbeit, nicht aber in Arbeitshäusern,
sondern in Verbindung mit den Lokalitäten der einzelnen Stationsorte. Da liefere
man sie ab und beschäftige sie mit Weben und geht dies nicht, mit Spulen oder
anderen Arbeiten, gebe ihnen die Hälfte des Lohnes für die verrichtete Arbeit
und nur so viel zu essen, als eben der erlangte Lohn es erlaubt. Das erste Mal verurteile
man sie zu vier Wochen unter solchen Verhältnissen zu arbeiten, beim
Wiederholungsfalle zu acht Wochen, und es muß in Zweifel gezogen werden, ob
ein drittes Mal eintreten dürfte, wenn ein solcher Verurteilter sieht, daß Andere,
die freiwillig eine Beschäftigung ergriffen haben, besser und mehr zu essen
haben.

Auf das besser und mehr Zuessenhaben, und dies sehen können, und alle Tage,
vier, ja acht Wochen hintereinander mitansehen zu müssen, muß ich, in Folge der
mir aus eigener Anschauung gewordenen Kenntnis sehr großes Gewicht legen.

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