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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0236
Neues Schrifttum

vor allem in der schillernden Persönlichkeit des Neuerers Friedrich II. und in der
Heiligen Elisabeth von Thüringen verkörpert (S. 50 ff.).

Schließlich vermittelt das Buch auch ein eindrückliches Bild von der Verwaltung des
staufischen Reichs- und Hausguts, dessen äußeres Kennzeichen die beginnende Schriftlichkeit
der Haushaltsführung gewesen ist. Untrennbar verbunden war mit dieser Modernisierung
der Staatsverwaltung das Entstehen einer neuen, königlichen Beamtenschaft,
die anders aussah, als der bisherige, dem König bei Hofe, im Kriegsdienst und im Rechtsleben
zur Seite stehende, von ihm durch die Bande des Lehens und der Treue abhängige
Adel (S. 39). Der soziale Aufstieg dieser aus der Unfreiheit stammenden Ministerialität
ist nach H. Schwarzmaier für das deutsche Königtum der spät- und nachstaufischen Zeit
entscheidend geworden (S. 42).

Wie im vorausgegangenen Band (vgl. hierzu die Besprechung von H. Maurer, in: Zeitschrift
für Hohenz. Geschichte 13. 1977, S. 183) steht auch hier das Wirken der Staufer
in Süddeutschland und vor allem aber in Schwaben im Mittelpunkt der Darstellung. Das
schwäbische Herzogtum bildete für die Staufer nach Aussage des Verfassers Kernland
und Basis ihrer Operationen, Reservoir ihrer Truppen, eine verläßliche Stütze des Reiches
(S. 67).

In zwei Kapiteln Das Herzogtum Schwaben - Verkehrsbrücke und Paßland und Vom
Staat der Zähringer zum Stauferstaat wird der machtvolle Ausbau des staufischen Besitzes
im Alpenland mit den wichtigen Pässen nach Italien, im Neckarraum, in der Ortenau,
im Breisgau und im Schwarzwald durch Friedrich Barbarossa und seinen Enkel Friedrich
II. eingehend geschildert, eine Politik, die freilich durch das Aussterben zahlreicher
Hochadelsgeschlechter u. a. solch bedeutender wie dem süddeutschen Zweig der Weifen
(1191) und der Zähringer (1218) begünstigt wurde. Anschaulich beschreibt der Autor,
wie dieser Machtkomplex im Endkampf Friedrichs II. und seines Sohnes Konrad IV.
zerrann und wie vor allem auch die Existenz des Herzogtums Schwaben in den Untergang
des staufischen Geschlechts hineingerissen wurde. So war denn der schwäbische
Herzogtitel unter seinem letzten Träger Konradin, wie treffend bemerkt wird, nur noch
eine leere Formel (S. 64).

Die von intimer Kennerschaft zeugenden Ausführungen über die Entwicklung des
staufischen Herzogtums Schwaben und des Stauferstaats in Süddeutschland sind gewiß
verdienstvoll und auch wertvoll, waren doch die barocken Fürstenhöfe des 18. Jahrhunderts
auf der Geschichtskarte der spätstaufischen Zeit schon vorgegeben (S. 67). Durch
diese Gewichtung aber hat die Darstellung, die zum Ziel hatte die unter den Staufern
regierte Welt des 13. Jahrhunderts zu beschreiben (S. 8), eine spürbare Verengung des
Betrachtungsfelds erfahren. So werden dem Aufbau der staufischen Herrschaft im
Königreich Sizilien und dem Kampf Friedrichs II. in Italien nach Auffassung des Rezensenten
ein verhältnismäßig geringer Stellenwert eingeräumt. Der Entwicklung des mittelalterlichen
Kaisergedankens, der durch Friedrich II. und seinen Umkreis die höchste
Steigerung erfahren hat, wird ebensowenig gedacht wie dem Wirken König Manfreds von
Sizilien, der nach Friedrich II. wohl faszinierendsten Persönlichkeit des Stauferge-
schlechts. Auch wer sich etwa über die staufischen Städtegründungen im 13. Jahrhundert
informieren möchte, sucht hier vergeblich. Dieses für die Geschichte Schwabens so außerordentlich
bedeutsame Kapitel ist im vorausgegangenen Stauferbuch H. Schwarzmaiers
enthalten.

Die gediegene Bewertung des Stoffs verdient unsere Anerkennung. Fragwürdig jedoch
ist die Auffassung, das Spätmittelalter beginne erst in der späteren Regierungszeit Friedrichs
II. (S. 66). Nicht richtig ist es, wenn der Weltchronist Otto von Freising als
Erzieher Friedrich Barbarossas bezeichnet wird (S. 8). Dasselbe gilt auch für die Angabe,
Konradin sei als 17jähriger nach Italien aufgebrochen (S. 64); er ist doch 1252 geboren.

Die wenigen kritischen Anmerkungen können die großartige Leistung H. Schwarzmaiers
freilich nicht schmälern. Als Ganzes betrachtet, stellt das Buch eine vortreffliche

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