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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0242
Neues Schrifttum

Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 bis
1806. Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz. Stuttgart: Müller & Gräff 1978.
XLIV, 476 S. mit 1 Abb. und 3 Karten (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde
Band 13.)

Die hier anzuzeigende Arbeit entstand als Dissertation im Institut für geschichtliche
Landeskunde und historische Hilfswissenschaften an der Universität Tübingen unter der
Anleitung von Prof. Decker-Hauff. Als weitere Frucht seiner Beschäftigung mit den
archivalischen Quellen gab der Verfasser schon zuvor die Regesten zur Geschichte des
Benediktinerinnenklosters Urspring heraus (erschienen ebenfalls in den Schriften zur südwestdeutschen
Landeskunde als Band 14).

Wie das Inhaltsverzeichnis offenbart, hat sich der Verfasser zum Ziel gesetzt, die
Geschichte Ursprings möglichst umfassend darzustellen und sämtliche Bereiche des Klosters
als geistliche Institution und weltlichen Herrschaftsfaktor zu beleuchten: Der erste
Abschnitt enthält eine chronologische Darstellung der Klostergeschichte von der Gründung
bis zur Säkularisation 1806 sowie des Restkonvents und der Klosteranlage bis in die
ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hinein. Dabei werden den politischen und sozialen
Beziehungen des Klosters zu seiner klerikalen und laikalen Umwelt eigene Kapitel gewidmet
. Der zweite Abschnitt befaßt sich mit der Verfassung und der Entwicklung des
innerklösterlichen Lebens bis in die Zeit nach der Säkularisation. Er enthält Listen der
Äbtissinnen, Nonnen, Laienschwestern, Priore und Laienbrüder und gibt eine Zusammenstellung
der klösterlichen Würden und Ämter mit kurzen Einführungen in ihren Aufgabenkreis
. Daran schließen sich Kapitel über die Baugeschichte, Kunstwerke und Bibliothek
des Klosters an. Im dritten Teil wird der Besitz und seine Verwaltung einschließlich
der klösterlichen Gerichtsbarkeit dargestellt, wobei besonders auf die alphabetisch
angelegte Ortsliste hingewiesen werden soll, und der Klosterhaushalt analysiert. Der vierte
Teil schließlich handelt die mit den Pfarr-Rechten ausgestattete Klosterkirche, die Ka-
planeien, Jahrzeitstiftungen und Begräbnisse ab. Karten über den Klosterbesitz - Entwicklung
von den Anfängen bis zur Säkularisation -, ein Personen- und Ortsregister bilden
den Schluß des Bandes.

Die umfassende Überschau birgt Stärken und Schwächen zugleich in sich. Verständlicherweise
geht eine gleichmäßig gründliche Behandlung aller Aspekte der Geschichte
Ursprings über den Rahmen einer Dissertation hinaus. Deshalb aber wäre es erwägenswert
gewesen, die Arbeit auf einen Teilaspekt zu beschränken. Einerseits ist der Leser dankbar
für eine konsequent bis zur Klosteraufhebung durchgeführte Geschichte, die Urspring
sowohl als nach außen geschlossene religiöse Gemeinschaft als auch als politischen Korpus
in vielfältigen politischen und sozialen Verflechtungen mit der Außenwelt zeigt. Hier wird
wertvolles Material für die lokale und landesgeschichtliche Forschung, für die vergleichende
Klostergeschichte und für Herrschaftsstrukturen, aber auch für das Wirtschafts-,
Finanz- und Verwaltungsgebaren kleinerer Klöster aufbereitet. Andererseits jedoch wirkt
sich die Breite der Anlage nachteilig auf die wünschenswerte Durchdringung des Stoffs
aus. Zwei willkürlich herausgegriffene Beispiele mögen diesen Einwand verdeutlichen. Die
Rezensentin vermißt grundsätzlich eine zusammenfassende Auswertung des in den Konventslisten
zusammengetragenen personengeschichtlichen Materials. Zwar finden sich Teilergebnisse
einer sozialgeschichtlichen Untersuchung in verschiedenen Kapiteln wie „Beziehungen
zu anderen Klöstern", „Verbindung zu Adel und Patriziat", „Verbindung zum
Bauerntum". Ein zusammenhängendes Bild läßt sich bei dieser Zersplitterung aber nicht
gewinnen. Die deutlichere Herausarbeitung und Auswertung der relevanten sozialgeschichtlichen
Faktoren - z. B. Verwandtschaft der Konventualinnen untereinander, mit
den weltlichen und geistlichen Mächten Oberschwabens, mit der Beamtenschaft der Umgebung
, vor allem den habsburgischen Beamten, eventuell mit den Konventualen von
St. Georgen, dem Gründer Ursprings, dem es stets unterstellt blieb, berufliche Tätigkeit
und Stellung der näheren Verwandtschaft - wären sicher erfolgreicher gewesen und
hätten möglicherweise weitergesteckte Dimensionen eröffnet als unkommentierte genealo-

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