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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0018
Kallenberg

Fürst Karl (1785-1853), dessen Ziel es war, »im Geiste seines Zeitalters« zu
handeln, war ein ernster, überaus korrekter, etwas pedantischer Herr16. Obwohl er
bedeutende Summen für wohltätige Zwecke stiftete, vor allem für das nach ihm benannte
Landeskrankenhaus, erreichte er nicht die Popularität seines Vaters. In Karls Regierungszeit
wird die Ablösung der Feudallasten in Angriff genommen17, werden Schule
und Wohlfahrtswesen wie nie zuvor gefördert. Unter einer vorwiegend liberalen
Beamtenschaft wird die Verwaltung den Bedingungen der konstitutionellen Regierungsweise
angepaßt. Das seit 1840 noch verstärkte Bestreben der Sigmaringer Regierung, den
Forderungen der Zeit gerecht zu werden, fand im Landtag die Unterstützung der
Liberalen, stieß jedoch bei den konservativen Abgeordneten auf Ablehnung, erst recht
auf dem Land, wo die Kritik an der kostspieligen modernen Regierungsweise sich
zugleich gegen die für überflüssig gehaltene Existenz des Landtags richtete. Zu dem
politisch aktiveren, in sich aber uneinheitlichen, auch der Zahl nach kleinen Kreis
bürgerlicher Liberaler gehörten mehrere Pfarrer. Denn das Land war stark von der
katholischen Aufklärung berührt worden, zumal die ganze ältere Geistlichkeit noch
durch Wessenbergs Meersburger Priesterseminar gegangen war18. Einer eigenen liberalen
Presse im Lande war nur geringer Erfolg beschieden, doch wurden viele Zeitungen
aus dem »Ausland«, vorzugsweise aus dem benachbarten Baden, gelesen19.

Daß das kleine, gut verwaltete Ländchen, in dem es eigendiche soziale Spannungen
nicht gab und dessen Regierung so offensichtlich um zeitgemäße Reformen bemüht war,
von der Revolutionsbewegung der Jahre 1848/49 nachhaltig erfaßt wurde, überraschte
schon die Zeitgenossen. Die gründliche Untersuchung Eberhard Gönners hat gezeigt,
wie die von außen kommenden Anstöße von den rührigen Liberalen im Lande
aufgenommen, und wie deren primär politische Forderungen von den Bauern - unter
dem Einfluß einer radikalen demokratisch-republikanischen Gruppe - ins Materielle
übertragen wurden20. Die bittere Enttäuschung über seine undankbaren Untertanen
veranlaßte den Fürsten im August 1848, zugunsten seines Sohnes auf die Regierung zu
verzichten. Daß ihn nicht allein gekränkter Stolz zur Abdankung bewogen hatte, zeigt
seine Äußerung vom Mai 1849: Offenbar werden die kleinen Fürsten nicht nur als
überflüssig angesehen werden, sondern selbe dürften auch in der Wirklichkeit und vollen
Wahrheit entbehrlich und nutzlos sein11.

Mit dem Fürsten Karl Anton (1811-1885) trat eine ungewöhnlich starke Persönlichkeit
an die Spitze der Regierung. Aber auch er kam bald zu der von seinem Vater und
dem Hechinger Fürsten schon früher gewonnenen Überzeugung, daß es besser sei, einer
möglichen Mediatisierung und dem drohenden Verlust der Domänen durch die freiwil-

16 Vgl. die älteren panegyrischen Versuche von Eugen Schnell, Carl, Fürst von Hohenzollern-
Sigmaringen. Lebensbild eines gerechten und weisen Fürsten. Sigm. 1863 und Karl Theodor
Zingeler, Fürst Carl von Hohenzollern Sigmaringen. In: Min. Hohenz. 43, 1910 (auch
separat).

17 Ziegler (wie Anm. 4) bes. S. 65 ff.

18 Adolf Rösch, Das religiöse Leben in Hohenzollern unter dem Einfluß des Wessenbergianismus
1800 bis 1850. Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Aufklärung in Süddeutschland. Köln
1908. Röschs scharfes Urteil wird jedoch Wessenberg und seinen Anhängern nicht gerecht.

" Albert Nolle, Geschichte des Zeitungswesens in Hohenzollern von seinen Anfängen bis zum
Jahre 1850. Phil. Diss. München, 1935; Gönner (wie Anm. 7) S. 27ff.

20 Gönner (wie Anm. 7) bes. S. 55 ff.

21 Karl an Karl Anton, 9.5. 1849, zit. ebenda S. 183. Das Folgende stützt sich gleichfalls auf
Gönner.

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