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BERNHARD THEIL
Straßberg und Hohenberg
Bemerkungen zur Territorialpolitik Vorderösterreichs
am Beispiel Sigmaringer Quellen
I
Der gescheiterte Versuch Österreichs, durch den Erwerb Württembergs eine Einigung
Schwabens in habsburgischer Hand zustande zu bringen, bewirkte in den
vorderösterreichischen Besitzungen des deutschen Südwestens für zwei Jahrhunderte
eine fast völlige Stagnation1. Im 16. und 17. Jahrhundert vermieden es Kaiser und
Erzherzöge weitgehend, ihre Stellung zu Lasten der kleineren Reichsstände auszubauen.
So blieb es bei einem Konglomerat zahlreicher Herrschaften, in denen die Rechte
Österreichs vielfach abgestuft und unvollständig waren; es gab unmittelbare und
mittelbare Untertanen, es gab Gebiete, wo Österreich nur einzelne Rechte hatte, andere
wieder, wo es die volle Landeshoheit besaß2. Die vielfach vorhandene Unsicherheit
verursachte denn auch laufend Spannungen und Streitigkeiten, deren Klärung mitunter
sehr langwierig, manchmal gänzlich unmöglich war. Es ist also nur zu verständlich,
wenn im 18. Jahrhundert mit der Auswirkung des Absolutismus auf Staat und
Verwaltung auch in Vorderösterreich eine straffere Zentralisierung propagiert wurde. So
beeinflussten die Reformen Josephs II. schließlich auch Politik und Verfassung in
Vorderösterreich, wobei etwa den Oberämtern wichtige Funktionen als Träger staatlicher
Obrigkeit zuwuchsen3.
Abkürzungen: Dep. = Depositum, DS = Domänenarchiv Sigmaringen, F = Fach, FAS =
Fürstliches Archiv Sigmaringen, K = Kasten, StAS = Staatsarchiv Sigmaringen, ZWLG =
Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte
1 Zur vorderösterreichischen Geschichte in der frühen Neuzeit vgl. v. a. Otto Stotz, Geschichtliche
Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Lande (= Quellen und Forschungen zur
Siedlungs- und Volkstumsgeschichte der Oberrheinlande 4), Karlsruhe 1943; ferner das Sammelwerk
von Friedrich Metz, Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, Freiburg 1967.
Die beiden folgenden Werke beschäftigen sich zwar mit Spezialproblemen der vorderösterreichischen
Geschichte im 18. Jahrhundert, enthalten aber auch grundsätzliche Ausführungen: Eugen
Stemmler, Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg (1806) (= Darstellungen
aus der württembergischen Geschichte 34) Stuttgart 1950; Franz Quarthal, Georg
Wieland, Birgit Dürr, Die Behördenorganisation Vorderösterreichs von 1753 bis 1805 und die
Beamten in Verwaltung, Justiz und Unterrichtswesen (= Veröffentlichungen des Alemannischen
Instituts 43), Bühl Baden 1977
2 Vgl. Hans Erich Feine, Entstehung und Schicksal der vorderösterreichischen Lande, in:
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde (wie Anm. 1) S. 63
3 Vgl. Quarthal (wie Anm. 1) S. 80; ferner: Hans Kramer, Die Beziehungen zwischen
Vorderösterreich und Österreich in der Neuzeit, in: Vorderösterreich (wie Anm. 1) S. 96
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