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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0217
Besprechungen

die Zeit ungewöhnlich - zunächst eine Befragung in Heilbronn und Umgebung durchführte. Die
Dokumente nun, einige auch von List, sind thematisch geordnet und vermitteln in der Tat einen
zum Teil nachhaltigen Eindruck von den wesentlichen Aspekten der Welle in den Hungerjahren
1816/17, also etwa von den wirtschaftlichen und sozialen Hintergründen, von den Erwartungen der
Fortziehenden, von dem wenig konsequenten und oft schikanösen Verhalten der Behörden, von
jenen Seelenverkäufern aus der christlichen Seefahrt, denen es mehr um Geld ging als um einen
ordnungsgemäßen Transport, damit von den zum Teil unglaublichen Verlusten durch schlechte
Ernährung und Seuchen, dann von der Ankunft in Amerika und schließlich vom Schicksal jener, die
dort scheiterten und zurückkehrten. Beitexte, Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis erschließen
den Band, zahlreiche Illustrationen in einem großzügig aufgemachten Buch unterstreichen das
Zeitkolorit. Anzumerken bleibt trotzdem, daß die Dokumentation in ihrer Beschränkung auf die
Jahre 1816/17 nicht entfernt die ganze Vielfalt der Wanderungsbewegung im 19. Jahrhundert
aufzuzeigen vermag, sie also allenfalls zur Beschäftigung mit einer Materie anregen kann, die
systematisch aufzuarbeiten sich lohnen dürfte. Moltmann selbst hat eine Buchreihe angekündigt:
Von Deutschland nach Amerika. Zur Sozialgeschichte der Auswanderung im 19. und 20.
Jahrhundert. Wiesbaden: Steiner. Auf das zusätzliche Thema, auch dem Schicksal der Auswanderer
in ihrer neuen Heimat nachzugehen, sei mit einigen neueren Arbeiten hingewiesen: Die Deutschen
in Lateinamerika. Schicksal und Leistung. Hrsg. von Hartmut Fröschle. Tübingen: Erdmann 1979.
(Deutsch-ausländische Beziehungen des Instituts für Auslandsbeziehungen Stuttgart Band 15).
Dann von amerikanischer Seite eine empfehlenswerte Festschrift: The German Contribution to the
Building of the Americas. Studies in Honor of Karl J. R. Arndt. Ed. by Gerhard Friesen und
Walther Schatzberg. Worchester: Clark Univ. Pr. 1977, und spezieller: Phyllis Keller: States of
belonging. German-American intellectuals and the First World War. Cambridge: Harvard Univ.
Pr. 1979. Wie man sieht, stehen schon die Namen für Schicksal und Leistung deutscher
Auswanderer.

Mainz

Hugo Lacher

Roland Kirchherr: Die Verfassung des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen vom Jahre 1833. Zu
den Auswirkungen der Verfassungstheorien der Zeit des Deutschen Bundes auf das Fürstentum
Hohenzollern-Sigmaringen. Köln, Wien: Böhlau in Kommission 1979. 447 S. (Dissertationen
zur neueren Geschichte Bd. 5).

16 Jahre vor der Übergabe an Preußen hat sich das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen noch
eine Verfassung gegeben. Der späte Zeitpunkt - 1833 - läßt vermuten, daß man in Sigmaringen nicht
gerade Pionierarbeit leistete, sondern erst mal hinsah, wie es die anderen gemacht hatten und was bei
den Staatsrechtslehrern der Zeit zu holen war. Und da setzt denn auch Kirchherr an. Er will zeigen,
wie weit sich die Verfassungsgeber des Fürstentums, der Fürst, seine Beamten und die Vertreter aus
dem Land, wie auch die Verfassung selber in Übereinstimmung mit der Verfassungsbewegung der
Zeit befanden. Dazu verglich er Position um Position der neuen Konstitution mit denen anderer
Territorien wie mit den gängigen Verfassungstheorien. Zugleich arbeitete er heraus, wie frühere
Verfassungsentwürfe, der erste von 1820/21, verbessert und ergänzt wurden, bis dann das stand,
was schon Zeitgenossen als gut und zeitgemäß lobten. In diesem Rahmen hat Kirchherr eine sehr
differenzierte, vornehmlich aus den Akten des Staats- wie auch des fürstlichen Archivs Sigmaringen
erarbeitet und gründlich belegte Studie vorgelegt. Trotzdem ist einiges anzumerken. Der Verfasser
verliert kaum ein Won darüber, ob etwa anläßlich der Julirevolution in Frankreich und auch der
Vorgänge in Deutschland wie Hambacher Fest - der vielgenannte Würth z.B. war Teilnehmer -
oder Frankfurter Wachensturm Druck aus dem Land kam, wie es überhaupt wirtschaftlich,sozial,
politisch im Ländchen aussah, vor allem aber, ob, in welchem Ausmaß und woher es konstitutionelle
Ideen und Bestrebungen gab. So gewinnt auch gerade von den Vertretern des Landes kaum
einer - den von 1848 her bekannten Demokraten Karl Otto Würth vielleicht ausgenommen -

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