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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0016
Elbs

nach dem Bauernkrieg abgesunken in einen ahistorischen Raum unterhalb des historischen
Prozesses, in Mengen finden.

Trotz dieser räumlichen Begrenztheit läßt sich meiner Ansicht nach eine Beschäftigung
gerade mit diesem Owinger Aufstand durchaus rechtfertigen. Dies aus drei
Gründen:

1. Der Owinger Aufstand stellt im synchronen Schnitt keinen Einzelfall dar, sondern ist
vielmehr einzuordnen in ein ganzes Bündel von Revolten, die im späten 16. und
beginnenden 17. Jahrhundert vornehmlich die habsburgischen Erblande und den
oberdeutschen Bereich erschüttern.

Es sind dies in den habsburgischen Erblanden die Revolten 1570 im Stift Seitenstetten,
1573 in Steyr, 1582 in Reichenstein, 1588-90 der Sierninger Händel, 1589 in Spital am
Pyrhn und 1596-98 die verschiedenen gleichzeitigen Revolten im gesamten ober- und
niederösterreichischen Bereich, im oberdeutschen Bereich, teilweise in unmittelbarer
Umgebung der Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, die Aufstände 1576-85 in der
Herrschaft Thainhausen, 1579-81 in Burtenbach, 1580-82 in der Herrschaft Böhmenkirchen
bei Göppingen, 1593 in Harthausen und Veringen in der Grafschaft Sigmaringen,
1596 in den Grafschaften Rotenfels und Staufen, 1596 die Hohentenger Revolte, in der
die zwölf aufständischen Gemeinden eine Landschaft bilden, 1597 in der Herrschaft
Haigerloch, 1605-08 im Tigen Rettenberg, 1608 in der Landgrafschaft Klettgau und
1612-14 der Rappenkrieg7.

2. Doch wesentlicher ist die Stellung, die dieser Aufstand im diachronen Schnitt in der
Grafschaft Zollern einnimmt. Dort bildet er nämlich den Auftakt einer langen Serie von
Aufständen bis zum Jahre 1796, an denen oft alle Ämter der Grafschaft beteiligt waren
und deren Dichte allein schon die Nennung der Jahreszahlen zu belegen vermag: 1584 -
1604/05 - 1619/20 - 1658 - 1685 - 1699 - 1701 - 1706 - 1708 - 1732 - 1733/35 - 1761 -
1772 -1795/96 und gewissermaßen als krönender Abschluß die 48er Revolution, die zur
Abdankung der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und von Hohenzollern-Sigma-
ringen und damit zum Übergang der beiden Fürstentümer an Preußen führt8. Diese Serie

Die politische Entmündigung des Bauern. Kritik und Revision einer These, in: Revolte und
Revolution, HZ Sonderband, hg. v. Peter Blickle. München 1975, S. 298-312.

7 Die obige Übersicht basiert auf Winfried Schulze, Bäuerlicher Widerstand und feudale
Herrschaft in der frühen Neuzeit (Neuzeit im Aufbau 6). Stuttgart-Bad Cannstatt 1980, S. 49 ff.
Weitere Ubersichten hierzu bei Günther Franz, Geschichte des deutschen Bauernstandes.
Stuttgart 1976, S. 183-202, sowie bei Otto Schiff, Die deutschen Bauernaufstände von 1525 bis
1789, in: HZ 130 (1924), S. 189ff. Beide Übersichten sind allerdings weder vollständig, noch
würdigen sie die Bedeutung dieser Aufstände hinreichend. Auch der neueste Überblick von Peter
Bierbrauer kann noch keine Vollständigkeit beanspruchen, erhöht sich doch die Zahl der von ihm
aufgelisteten 66 bäuerlichen Erhebungen zwischen 1525 und 1789 allein durch die Aufstände in
der Grafschaft Zollern um weitere 14 Fälle. Peter Bierbrauer, Bäuerliche Revolten im Alten
Reich. Ein Forschungsbericht, in: Peter Blickle, (Hg.), Aufruhr und Empörung? Studien zum
bäuerlichen Widerstand im Alten Reich. München 1980, S. 62 ff.

8 Vgl. dazu Julius Cramer, Die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher Volkszustände
1400-1850, Stuttgart 1873, S. 217—413. Cramers Arbeit basiert nach eigenen Angaben in der
Darstellung der Aufstände ausschließlich auf den verschiedenen, im 18. Jahrhundert im Druck
erschienenen fürstlichen Prozeßschriften, »denn wer mag ein Stück Menschenleben daran setzen,
um die Acten jenes Processes selbst zu lesen?« (Cramer, S. 278). Sie muß daher trotz ihrer
erstaunlichen Einsichten als unzureichend gelten. Dies ist aber auch für Ulrich Bergemann, Die
Geschichte der landesherrlichen Jagdhoheit in der Grafschaft Hohenzollern. Gammertingen 1964

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