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Elbs

Leibeigenschaftsverzeichnissen und den Urbaren rekonstruiert werden können, für
Aussagen über den innerdörflichen Bereich aber nur in begrenztem Umfang Informationen
zur Verfügung stehen, die im wesentlichen aus den Audienzbüchern stammen.
Daher soll zur Ergänzung auf die Audienzbücher anderer Dörfer zurückgegriffen
werden, was insofern als vertretbar erscheint, als davon ausgegangen werden kann, daß
deren demographische, soziale und ökonomische Situation von der Owingens nicht
signifikant verschieden ist.

Zuvor jedoch soll versucht werden, die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für
Owingen zu entfalten, d. h.

- die klimatisch-ökologische Situation, soweit sie bedeutsam ist für die agrikole
Produktion und insbesondere für die Ertragssituation,

- die demographischen Basisdaten, da bäuerliche Produktion nach dem Prinzip des
>travailler pour se nourrir<67 wesentlich auf diese bezogen ist, und

- Umfang und Verteilung der landwirtschaftlich genutzten Fläche zu beschreiben.

3.1. Die klimatisch-ökologische Situation und die Ertragsverhältnisse

Owingen liegt in einer Weitung des Eyachtales nach dem Durchbruch des Flüßchens
durch den Keuper. Geologisch bedeutet dies, daß im Talgrund Muschelkalk ansteht, auf
den die Eyach Schwemmboden angeschwemmt hat, an den Hängen aber und weiter
entfernt von der Eyach der mittlere Keuper, genauer vor allem der Gipskeuper, den
überwiegenden Teil der Gemarkung bestimmt68. Für die Bodenbeschaffenheit und die
Fruchtbarkeit des Bodens folgt daraus, daß am Talgrund mit dem Schwemmboden ein
tiefgründiger und fruchtbarer Boden vorliegt, an den Hängen aber und weiter entfernt
von der Eyach tonreicher, schwerer Boden, der zur Verschlemmung neigt. Außerdem
wird der Boden mit zunehmender Entfernung von der Talsohle und zunehmender
Hanglage flachkrumiger und neigt zudem - bedingt durch die vielen, sich aus dem
permanenten Wechsel von tonigen und sandigen Schichten ergebenden Quellhorizonte,
wie sie für den Keuper charakteristisch sind - zu Staunässe.

Andererseits aber ist der fruchtbare Boden des Talgrundes wegen des hohen
Grundwasserstandes und der permanenten Überschwemmungsgefahr, die im Eyachtal
vor allem im Frühsommer bei schweren Gewittern gegeben war und erst in diesem
Jahrhundert durch eine Flurregulierung gebannt wurde, überwiegend nur als Wiese
nutzbar. So bittet die Gemeinde 1589, die im Tal noch vorhandenen Äcker zu Wiesen
machen zu dürfen, da sie sehr naß seien69, und macht 1579 bei den Fronverhandlungen 70
geltend: Kündten sie mit heuen oder embden nichts anerpieten, dann sie eine arme
gemaindt, geben grosse lehengulten und haben ein gefahrlichs thal zu heuen und zu
embden. Möge inen leichtlich durch das gewässer schaden geschehen71.

67 Mendras, Societes paysannes (wie Anm. 15), S. 39 ff.

68 Die folgenden Ausführungen stützen sich im wesentlichen auf mündliche Auskünfte von Herrn
List, Leiter des Landwirtschaftsamtes Balingen, dem hier herzlich gedankt sei; sowie auf: Der
Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbechreibung Bd. 1 (hg. vom Statistischen Landesamt Baden-
Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Balingen) o. O. 1960, S. 5ff., 53ff., 112, 117ff.

69 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 3 fol. 66r (Audienzbuch Owingen, Eintragung vom 21.10.1589).

70 Auf diese wird noch zurückzukommen sein.

71 FAS DH 51.86 (Fronbuch über verschiedene Orte 1579).

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