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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0035
Owingen 1584

So ergeben sich in Owingen drei quasi-natürliche, genauer durch den Stand der
Produktionstechnik bedingte Nutzungszonen72 innerhalb der Gemarkung: Unten am
Talgrund überwiegend Wiesen, da der hohe Grundwasserstand und die Hochwassergefahr
ein zu hohes Risiko für einen Ausfall der Getreideernte bedeutet hätte.

Darüber dann in den mäßigen Hanglagen und in weiterer Entfernung von der Eyach
die Zone, in der sich die Acker befinden; der Boden ist hier zwar schwerer und etwas
weniger fruchtbar, dafür aber die Gefahr des Enrteausfalls aufgrund klimatischer
Einbrüche geringer. Die einzelnen Äcker sind hier entsprechend dem System der
Dreifelderwirtschaft zu drei Zeigen zusammengefaßt: Auff der alten Mülin, Auff Berg
und Im Diettenbach.

Als Abschluß und dritte Zone dann an den steileren Hängen und oben - bis zu 120
Meter über der Talsohle - auf der Hochfläche Wald und Weiden: das Warrenbergle, das
die Gemeinde seit 1558 lehenweise von der Herrschaft gegen 13 Gulden jährlich als
Weide zur Nutzung hatte, ansonsten der herrschaftliche und der Gemeindewald, aber
auch Waldstücke, die zu einzelnen Lehen gehörten. Daneben gab es an manchen der
Steilhänge noch einzelne Weinberge, doch scheint sich der Weinbau unter den in
Owingen gegebenen klimatischen Bedingungen nicht gelohnt zu haben. Eine Beschreibung
der Owinger Weingärten von 1599 vermerkt bei den meisten ist ein lauter wüste, ist
gar wenig besetzt, ein wenig besetzt, noch ganz wüst oder ganz wüst und will ihn
niemand um den Zins annehmen73.

Doch auch für den Getreideanbau, der mit 65 % der agrarisch genutzten Fläche Basis
und Rückgrat der bäuerlichen Ökonomie in Owingen bildete, sind diese nicht sonderlich
günstig. Die relativ strengen Winter erlaubten, ähnlich wie im nahezu gesamten
südwestdeutschen Gebiet74, lediglich den Anbau von Dinkel/Vesen als Winterfrucht.
Bei Weizen, dessen Erträge höher gewesen wären, wäre die Gefahr des Auswinterns,
d.h. eines Ernteausfalls aufgrund strenger Winter zu groß gewesen75, für Roggen waren
die Böden der Owinger Äcker zu schwer. Als Sommerfrucht wurde Hafer angebaut, der
überwiegend für die Verfütterung ans Vieh, vor allem an die Pferde, benötigt wurde.

Für die Bestimmung der Erträge muß, da entsprechende Angaben aus dem Gebiet der
Grafschaft fehlen, auf Angaben aus dem Oberschwäbischen und Württemberg zurückgegriffen
werden. Für Hagenbuch bei Biberach nennt Christian Heimpel für das frühe
17. Jahrhundert als durchschnittlichen Ertrag pro Hektar 11 dz Dinkel oder 7 dz Hafer;
für Affalterbach bei Marbach nennt Paul Sauer für die Mitte des 18. Jahrhundert, also
wohl noch vor dem Anstieg der Flächenproduktivität durch vermehrte Düngung u. ä.,
bei mittlerem Boden knapp 10 dz Dinkel oder 7 dz Hafer, bei schlechtem Boden 7 dz
Dinkel oder 4,5 dz Hafer pro Hektar76.

72 Diese Nutzungszonen sind daher heute nicht mehr sehr deutlich erkennbar.

73 STAS Ho 1 C II 7 a Nr. 61 Beschreibung der Owinger Weinberge (1599).

74 Jänichen, Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte (wie Anm. 52), S. 28f., 85ff., 107f.; Edgar
Brendler, Die Dreifelderwirtschaft in Württemberg. Ihre historische, natürliche und wirtschaftliche
Begründung. Berlin 1930, S. 103.

75 Aus diesem Grunde konnte sich Weizen erst nach 1900 mit der Züchtung winterharter Sorten
durchsetzen. Vgl. Edgar Brendler, Die Dreifelderwirtschaft (s. Anm. 74), S. 102.

76 Christian Heimpel, Die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben des Heiliggeistspitals zu
Biberach an der Riß. Stuttgart 1966, S. 40. Paul Sauer, Affalterbach 972-1972. Affalterbach
1972, S. 234.

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