Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0058
I

Elbs

Zeitlang in irergnaden diensten und zu dem bau gebraucht, dardurch dann sie und die roß
gar überlästiget... gar abstellen oder mit gnaden miltern138. Ahnlich beschweren sich am
19. 6.1579 die Bauern des Amtes Biesingen, daß ihnen wegen der Fron bereits 30 Pferde
zugrunde gegangen seien und bitten, da die noch lebenden sehr schwach seien, mehrere
Gespanne zusammenbinden zu dürfen, außerdem die Fron von den geforderten drei
Fuhren auf eine Fuhre pro Tag zu ermäßigen; doch auch sie erreichen nichts, der
herrschaftliche Bescheid lautet lediglich: sollen fronen undfaren wie die andern™'. Wie
sehr diese neuen Fronen die bäuerliche Ökonomie belasteten, zeigt sich auch, wenn die
Bauern von Burladingen sich beschweren, die Fron sei für die Rosse so beschwerlich, daß
sie den Ackerbau deswegen ganz aufgeben könnten H0.

Daß die Fronen jedoch nicht nur von den Bauern, sondern auch von den Tagelöhnern
als belastend empfunden wurden, belegen deren ebenfalls in den Kanzleiprotokollen
verzeichneten Beschwerden. So beklagen sich die Tagelöhner von Grosselfingen, denen
befohlen worden war, jede Woche einen Tag zum Kalkofen zu gehen und dort je zu zweit
ein Klafter Holz zu hauen, dies sei ihnen zu weit141. Ähnlich Owingen: Dieweil dem
vogt zu Owingen auferlegt worden, alle tag zehen man in die steingrub gen Zimbern zu
schicken, er aber, wan man jage, 20 man auf das jagen schicken muefi, welches inen den
tagelöhnern, da sie also an zway ort gebraucht würden, schwerlich fallen thue142.

Derartige Bitten um Fronbefreiung oder Fronerleichterung, individuell oder durch
Vertreter für ganze Dörfer vorgebracht, ließen sich noch viele anführen. Wie wenig
Aussicht auf Erfolg sie jedoch hatten, zeigt sich am Fall der Gemeinde Hausen im Jahr
1587. Als diese sich beschwert, daß im Dorf nur 50 zur Jagd taugliche Männer seien, so
daß sie alle zwei Tage zur Fron gefordert würden, lautet der Bescheid des Grafen -
eigenhändig ins Audienzbuch eingetragen - lapidar: Hat dich wol beschissen. Wir wollens
machen, wies uns gefeit; wo nichts notiger, so zu schreiben dan dis, so möchts wol
unterlassen werdenHi.

Daß daher die Untertanen neben derartigen Bitten bald auch zur Selbsthilfe griffen
und ihren Protest in der Verweigerung der Fron zum Ausdruck brachten, läßt sich
anhand der in den Frevelbüchern eingetragenen Bestrafungen belegen. So verzeichnen
diese zwischen Martini 1578 und Georgi 1579 46, zwischen Martini 1581 und Georgi
1582 35 Fälle von Fronverweigerungen144, wobei die verhängten Strafen meist recht hoch

138 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 1 (Kanzleiprotokolle) fol. 18r.

139 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 1 fol. 58v.

140 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 1 fol. 154r (Eintragung vom 22.3.1580).

141 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 1 fol. 108v + 109r (Eintragung vom 2.12.1579).

142 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 1 fol. 114v (Eintragung vom 2.12.1579).

143 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 5 fol. 45v (Audienzbuch Killer/Starzeln/Hausen; Eintragung vom
21.1.1587). Es ist allerdings nicht, wie dies vermutet werden könnte, eine Entwicklung von
derartigen Bitten hin zur Verweigerung der Fron erkennbar.

144 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 128 (Frevelbücher). Da die Zahl der Fälle von Fronverweigerungen nicht
nur vom Widerstand der Untertanen, sondern auch vom Umfang der Fronforderungen abhängig
ist, der abgesehen vom wöchentlichen Frontag nicht exakt bestimmbar (vor allem nicht
quantifizierbar!) ist, läßt sich die Zahl der Fronverweigerungen nicht als Indikator für die
Entwicklung des Widerstandspotentials der Untertanen verwenden. Eine quantifizierende
Auswertung der Frevelbücher mit dem Ziel der Rekonstruktion des Entwicklungstrends, die
auch wegen deren lückenhafter Überlieferung auf Probleme stoßen würde, verbietet sich daher.
Sie würde einen Anschein von Genauigkeit der Analyse vermitteln, wo diese nicht erreichbar ist.

50


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0058