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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0075
Owingen 1584

- waren insgesamt 61 Personen beteiligt, die alle über die Eintragung im Frevelbuch268
namentlich erfaßbar sind. Stellt man für diese Gruppe aus den verschiedenen, bereits
mehrfach genannten Quellen die Angaben zur Schichtzugehörigkeit, insbesondere zum
Umfang des von ihnen bewirtschafteten Landes bzw. sonstige Berufsangaben zusammen
, so zeigt sich, daß die verschiedenen sozialen Schichten des Dorfes nahezu
gleichmäßig an dieser kollektiven Demonstration beteiligt sind, wie dies angesichts des
großen Umfangs dieser Gruppe auch kaum anders möglich ist:

15 der Beteiligten sind häufiger als 50mal als Anrainer erwähnt (insgesamt sind im

Rammingenschen Lagerbuch 20 Anrainer häufiger als 50mal erwähnt; darunter sind

jedoch zwei Witwen und eine Erbengemeinschaft, also drei Fälle, in denen die

Besitzeinheit kurze Zeit später in andere Hände übergeht),

18 der Beteiligten sind weniger als 50mal als Anrainer erwähnt,

11 sind (sicher) Tagelöhner,

6 gehören zum dörflichen Handwerk (Küfer, Schmied, Schneider usw.).

Von den restlichen 12 Beteiligten ist außer ihrem Namen kaum etwas ausmachbar, es
darf aber angenommen werden, daß sie Tagelöhner oder Knechte waren.

An der Mühlenfahrt war demnach zum ersten Mal das gesamte Dorf beteiligt, mithin
diejenige breite soziale Basis des Owinger Widerstands erreicht, die im Austritt als
dessen letzter und massivster Manifestation gegeben zu sein scheint. Insgesamt ergäbe
sich so - wie bereits angedeutet - das Bild einer Serie von Widerstandsaktionen, in denen
die soziale Basis anfangs auf die dörflich-bäuerliche Oberschicht begrenzt war, die dann
aber diesen Grad relativer Homogenität der am Protest Beteiligten verlor, durch die
Ausdehnung auf die Tagelöhner ein gewisses Maß an sozialer Heterogenität der
Beteiligten erreichte, die am Ende in der Einigkeit und Beteiligung des ganzen Dorfes am
Austritt wieder aufgehoben war. Somit scheint die dörflich-bäuerliche Oberschicht zwar
in der Anfangsphase primäre Trägerin des Owinger Widerstandes gewesen, in der
weiteren Entwicklung dieser Bewegung aber gegenüber der Einheit und Einigkeit des
Dorfes zurückgetreten zu sein.

Diesen Eindruck scheinen die Verhörprotokolle erneut zu bestätigen. Im Verhör
nämlich antworten die meisten auf die Frage, von wem sie zum Austritt verführt worden
seien269, niemand habe sie verführt, auch nicht diejenigen vom Ausschuß. So antwortete,
um einige Beispiele zu geben, Jung Hans Semlin, daß ihn weder früner (= Conrad Fritz;
E. E.) noch ausschuß verfiert, sondern sie hahens miteinander getan270, Bartie Bübelmann
waß geschehen, das sei inen allesampt willen gewest270, Jung Hans Fischer ist mit
bewilligung der ganzen gemeind geschehen272, Michael Bürklin ist eben einhellig
geschehen273, Hans Cammerer ist alles ainhellig geschehen2741, Gall Hermann seien alle
miteinander davon geloffen und ains worden275 und Melch Hirlinger er sei von niemand
verfürt worden, dan waß beschehen, ist durch die ganz gemeinschaft also fürgangen276'.

268 STAS Ho 1 C II 8 Nr. 128 (Frevelbuch Georgi bis Martini 1584).

269 Leider sind nur die Verhörprotokolle, nicht aber das Verzeichnis der gestellten Fragen erhalten.
Die Fragen lassen sich daher nur aus den Antworten rekonstruieren.

270 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 foL 45'0r.

271 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 foL 458v.

272 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 fol. 503r.

273 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 fol. 505r.

274 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 fol. 507v.

275 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 fol. 454r.

276 STAS Ho 1 C II 2 b Nr. 4 fol. 453v.

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