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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0180
Liener

beigetragen. Beide Orte besaßen das Stadtrecht mit der Erlaubnis, Märkte abhalten zu
dürfen. Auf diese gewerbliche Tradition weisen auch Zunftordnungen hin.

Bei der Zusammenschau von landwirtschaftlicher und gewerblicher Struktur ergibt
sich, daß Neufra mit seiner höchsten Einwohnerzahl die ärmste Ortschaft in den
Speth'schen Herrschaften Gammertingen und Hettingen war, während Gammertingen
und Hettingen ihre Schwäche in der Landwirtschaft einigermaßen durch ihre Gewerbebetriebe
wett machen konnten.

10 ZUSAMMENFASSUNG

In vorliegender Arbeit wurde der Blick auf eine Herrschaft geworfen, als diese sich im
Auflösen befand. Dieses wurde in der Herrschaft eingeleitet, als sie ein Zankapfel - wenn
auch ein unbedeutender - zwischen den großen Nachbarn Württemberg und Baden
wurde. Da stand auf der einen Seite das Expansionsinteresse, welches 1805/06 außerordentlich
günstig zu verwirklichen war. Dem hielt Baden als Lehensnachfolger das
ehrwürdige Recht des Lehensherrn über die Herrschaft Hettingen entgegen. Doch beide
konnten sich letztlich nicht durchsetzen, weil über ihre Köpfe hinweg und ohne daß sie
sich wehren konnten und wollten die Landeshoheit der ehemaligen reichsritterschaftli-
chen Herrschaft Hohenzollern-Sigmaringen zugewiesen wurde.

Der erste wichtigste Schritt war damit getan. Die vollständige Integration in das
Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen erfolgte in einem zweiten Schritt, als der sich
außer Landes befindliche Freiherr zusammen mit seinem benachbarten Oheim entschloß
, seine ihm noch verbliebenen Rechte und Besitzungen an das Haus Hohenzollern
-Sigmaringen zu verkaufen. Die Rechte und Besitzungen hatte man sich über lange
Jahrhunderte hindurch erworben und abgesichert. Sie waren sehr vielseitig und stützen
die herrschaftliche Gewalt der Freiherrn. Ihr Schloß war längst keine Wehrburg mehr,
sondern ein Wohnsitz, der oben und unten symbolisierte, was in der Herrschaft
Hettingen der Mehrzahl der Untertanen täglich sichtbar gemacht wurde.

Doch diese Zeit war an ihrem Ende angekommen, so daß auch ihre typischen
Grundlagen dem Ende nahe waren. Mit dem Verkauf der Herrschaft begann die letzte
Etappe dieser Auflösung, an deren Ende die Ablösung der grundherrlichen und
leibherrlichen Rechte standen. Damit war auch die Herrschaft Hettingen mit einbezogen
in die Entwicklung eines Gesamtprozesses, der sich im Prinzip ähnlich im gesamten
Reich abspielte.

Bei einem sozialgeschichtlichen Vergleich ergab sich, geographische Gegebenheiten
bedingten früher und heute die Wirtschafts- und Sozialstruktur der Dörfer in den
ehemaligen Speth'schen Herrschaften. In der Zeit, als die Technik und die Wissenschaft
noch nicht die geographischen Umstände ausgleichen konnte, war die Differenz
innerhalb der Herrschaften noch erheblicher als heute. Als dann die moderne Welt auch
hier ihren Einzug hielt, kam für die Orte an der Lauchen und der Fehla ein segensreicher
Umschwung. Sie lagen an den verkehrsgünstigeren Plätzen, durch die man am Anfang
des 20. Jahrhunderts die Eisenbahngleise verlegte. Damit war eine Voraussetzung für die
Industrialisierung geschaffen. Die zweite war das Arbeiterpotential und hier besonders
das aus der armseligen Landwirtschaft, das einem Aufbau zur Verfügung stand. Ein
ausgedehnteres und traditionsreicheres Gewerbe in diesen Orten steuerte das seine dazu
bei. Somit ist eine prozeßhafte, kontinuierliche Entwicklung von der Wende vom 18.
zum 19. Jahrhundert bis in unsere Zeit feststellbar.

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