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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0228
Neues Schrifttum

Entnahmen, Preismanipulationen zugunsten Frankreichs und immer wieder Kontrollen, dabei auch
Widersprüche, die freilich nicht alle aufzulösen waren, da dem Verfasser die Akten der Besatzungsmacht
nicht zugänglich waren. Erstaunlich ergiebig dagegen das deutsche Material aus dem
Staatsarchiv in Freiburg, im wesentlichen also Akten der Regierung. So konnte Laufer eine überaus
materialreiche und detaillierte Arbeit mit viel Zahlen und Tabellen vorlegen. Entgegen kam ihm
zudem, daß das kleine Land überschaubar war, ebenso seine Industrie, dazugehörige Faktoren wie
etwa der Arbeitsmarkt und die die Arbeitsleistung wesentlich beeinflussende Ernährungslage. So
konnte Laufer jeder Branche nachgehen, ja selbst dem Schicksal einzelner Firmen und damit am
konkreten Fall schildern, wie es im Ganzen lief. Indem er zudem immer wieder mit den
Verhältnissen in der Bizone, aber auch in den anderen französisch besetzten Gebieten verglich,
konnte er auch deutlich machen, daß Südbaden offensichtlich am schlechtesten wegkam. Trotzdem
wußte man sich auch da zu arrangieren, die dann doch allmählich größer werdende Bewegungsfreiheit
zu nutzen und mit dem Wiederaufbau zu beginnen. So konnten dann auch Währungsreform
und Marshallplan, als Innovation von gleicher Bedeutung, wie Laufer wohl mit Recht unterstreicht,
zu einem ähnlichen Aufschwung führen wie in den anderen Ländern, für Baden zudem Anlaß, sich
mit einigem Vertrauen auf die eigene Leistung dem industriell wesentlich stärkeren Südweststaat
anzuschließen. Insgesamt eine Arbeit, die gut gegliedert und sachlich geschrieben ist, umfassend
informiert und dank eines Personen- und Sachregisters leicht zugänglich ist.

Mainz Hugo Lacher

Paul Sauer: Demokratischer Neubeginn in Not und Elend. Das Land Württemberg-Baden von
1945 bis 1952. Ulm: Vaas 1978. 504 S.

Zum 25jährigen Bestehen des Landes Baden-Württemberg hat Paul Sauer die Dokumentation:
Die Entstehung des Bundeslandes Baden-Württemberg, Stuttgart 1977, herausgegeben. Die intime
Kenntnis der Archivalien hat ihn zugleich veranlaßt, über einen der Vorläufer des Südweststaates,
das Land Württemberg-Baden, eine Monographie zu schreiben. Er legte damit die erste ernstzunehmende
Geschichte des Landes vor. Ihr Handicap allerdings, daß Sauer ein Buch wagte, für das er auf
keine nennenswerten Vorarbeiten zurückgreifen konnte. Die Arbeit ist überdies deutlich bestimmt
von den von ihm primär benutzten Unterlagen, Akten der Regierung, der Behörden, des Landtags
und einigen Nachlässen wie den Reinhold Maiers oder des Christdemokraten Heinrich Köhler. Im
wesentlichen also Geschichte von oben mit dem Schwerpunkt der politischen Entwicklung.
Trotzdem kommen für eine Zeit, wo alles einmal die Regierung beschäftigte, auch all die anderen
Probleme eines besetzten und schwer kriegsgeschädigten Landes zur Sprache. Nur die Gewichtung
ist verschieden. Im Vordergrund das Besatzungsregiment, die allmähliche Zulassung deutscher
Behörden, die Ausweitung ihrer Kompetenzen, die Gründung des Staates, die Verfassung, die
Parteien, dann der Weg zum Südweststaat und immer wieder die Auseinandersetzungen mit der
Besatzungsmacht. In diesem Rahmen dann auch die mannigfachen Probleme wie die leidige
Entnazifizierung, der Wiederaufbau usw. Wieviel dabei allerdings nur angerissen ist, sei an einem
Beispiel gezeigt. So findet sich über die Wiederzulassung, die Entwicklung und Aktivitäten der
Gewerkschaften nur wenig. Wieviel jedoch gerade in einem solchen Thema steckt, zeigt nun die
Marburger Dissertation von Christfried Seifert: Entstehung und Entwicklung des Gewerkschaftsbundes
Württemberg-Baden bis zur Gründung des DGB 1945 bis 1949. Marburg: Verlag
Arbeiterbewegung und Gesellschaftswiss. 1980. IX, 508 S. (Schriftenreihe für Sozialgeschichte und
Arbeiterbewegung Band 20.) Und das wär's denn auch. Sauer hat, um in der Diktion der Zeit zu
bleiben, ein gewiß sehr überlegtes und zügig geschriebenes Provisorium geschaffen und damit den
Rahmen vorgegeben, der nun mit Untersuchungen wie der eben genannten ausgefüllt werden sollte.
Im übrigen wendet sich das Buch an ein breiteres Publikum, die reiche Bebilderung, die solide
Aufmachung und der erschwingliche Preis von 39,50 DM unterstreichen dies.

Mainz Hugo Lacher

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