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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0025
Die gewerbliche und industrielle Entwicklung im Haigerlocher Raum

staatliches bzw. öffentliches Institut zur Kreditgewährung existierte in Hohenzollern nicht.
Eine bescheidene Möglichkeit der Kreditbeschaffung boten die lokalen Heiligenpflegen49.
Manch ein Bauer stand vor dem wirtschaftlichen Bankrott, der Verkauf zahlreicher Höfe
drohte. Für die meisten Bauern bedeutete aber ihr Grund und Boden eine minimale Sicherung
vor Armut und Hunger, derer sie nun verlustig zu gehen drohten50.

Angesichts der großen Not in seinem Land machte Fürst Karl von Hohenzollern-
Sigmaringen im Jahr 1834 anläßlich der Heirat seines Sohnes und Erben Karl Anton mit
Josephine von Baden eine Schenkungvon 10000 fl. zur Gründung einer Spar- und Leihkasse, da
eine derartige Anstalt wirklich auch das dringende Bedürfniß Unseres Landes seyn möchte**.

Bereits 1832 hätte in den Oberämtern Haigerloch und Glatt eine Leihkasse gegründet
werden sollen52. Die betroffenen Gemeinden zeigten aber nur sehr mäßiges Interesse. Daher
wurde das Vorhaben wieder zurückgestellt53. Die Dörfer waren wohl auch zu arm für die
Aufbringung der Gründungskosten.

Der Zweck der Leihkasse war nach § 1 der Statuten, den Wucher zu beseitigen und durch
Gestattung theilweiser Heimzahlungen die Schuldentilgung zu erleichtern. In erster Beziehung
werden Anleihen zur Abschaffung des Stellviehes, zur Wiederergänzung des durch Seuchen oder
sonstige Unglücksfälle verminderten Viehstandes und zu Beseitigung anderer durch unverschuldete
Umstände herbeigeführten Verlegenheiten gegeben5*. Die Sparkasse sollte die Möglichkeit
geben, denen, die im Falle sind, kleine Ersparnisse machen zu können, eine Gelegenheit
auszumitteln solche nicht nur sicher anzulegen, sondern auch durch die hievon abfallenden
Zinsen und zeitweisen Zuschüsse fortwährend zu vermehren55.

Der Personenkreis, für den die Leihkasse vorwiegend errichtet worden war, war somit klar
bezeichnet: die Landwirte Hohenzollerns. Obwohl auch Handwerkern und Gewerbetreibenden
die Inanspruchnahme der Spar- und Leihkasse offenstand, blieben die Bauern lange Zeit der
primäre Kundenkreis56.

1855 wurde eine Filiale der Spar- und Leihkasse in Hechingen eröffnet. Von diesem
Zeitpunkt an erstreckte sich der Geschäftsbereich nun vermehrt auch auf das ehemalige
Fürstentum Hohenzollern-Hechingen57. Trotz mehrerer Krisen - so besonders in den
Revolutionsjahren 1848/49 und in der Reichsgründungszeit durch den deutsch-französischen
Krieg - konnte sich das Institut behaupten. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich mehr und mehr
zu einer Leihkasse; die Funktion einer Sparkasse wurde in den Hintergrund gedrängt58. Heute
führt die ehemalige Spar- und Leihkasse Sigmaringen die Bezeichnung »Hohenzollerische
Landesbank Kreissparkasse«. Sie ist ein öffentlich-rechtliches, gemeinnütziges Institut59.

49 Ziegler (wie Anm. 6) S. 60. Heinzler (wie Anm. 22) S. 110.

50 E. Bisinger, Geschichte und Organisation der kommunalständischen Spar- und Leihkasse für die
Hohenzollernschen Lande. Ein Beitrag zur Hohenzollernschen Wirtschafts-Geschichte und Wirtschaftspolitik
. Diss. Tübingen 1907, S. 18.

51 Wochenblatt für das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, 26. Jg., Nr. 45 vom 9. 11. 1934.

52 Bisinger (wie Anm. 50) S. 21 ff.

53 Denkschrift zur Hundertjahrfeier 1834-1934 Hohenzollerische Landesbank Sigmaringen 1934
S. 18, 21.

54 Bisinger (wie Anm. 50) S. 35.

55 Ebd. S. 33.

56 Ebd. S. 86.

57 Ebd. S. 89.

58 Ebd. S. 246.

59 J. Mühlebach, Der Landeskommunalverband der Hohenzollerischen Lande. Geschichtliche Entwicklung
, Rechtsgrundlagen und Aufgabengebiete (Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 10) Sigmaringen
1972, S. 49.

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