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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0195
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

in den allerersten Tagen nach der französischen Besetzung eine Militärregierung, oder, besser
gesagt, eine der Abteilung G-5 der 1. Französischen Armee in Lindau unterstehende
Militärverwaltungseinheit. Solche standen zu diesem Zeitpunkt, soweit die gegenwärtige
Quellenlage überhaupt einen Schluß zuläßt, nur in recht geringer Zahl zur Verfügung. Das
nahm nicht Wunder, war doch erst Mitte November 1944 auf französischer Seite mit
Vorbereitungen für zukünftige Militärregierungen in einem besetzten Deutschland begonnen
worden. Die Ausbildung von französischen Militärregierungen machte im ersten Halbjahr 1945
nur mühsame Fortschritte. Gelegentlich bediente man sich dabei amerikanischer Instrukteure,
wie des späteren Chefs der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart, William W. Dawson.
Vor allem aber übernahmen die Franzosen - zunächst - die reichen Planungsergebnisse der
amerikanischen Vorbereitungen für eine alliierte Besetzung und Verwaltung Deutschlands. So
vor allem das seit 1944 vorliegende »SHAEF Handbook for Military Government in Germa-
ny«, das teilweise ins Französische übertragen wurde und im März 1945 als »A.M.F.A.
Memento pour les Officiers de Detachements de Gouvernement Militaire« vorlag. Hier ist nicht
weiter auf die Geschichte der amerikanischen und französischen Militärregierungen einzugehen
, zumal vor allem die Erforschung der französischen noch kaum begonnen hat34.
Festzuhalten ist nur, daß in Stuttgart schon sehr rasch ein Detachement H bestand. Auch diese
Kennzeichnung mit Buchstaben war von den Amerikanern übernommen worden.

Am 13. September 1944 hatte die »Deutschland-Abteilung« von G-5 bei Supreme
Headquarters, Allied Expeditionary Forces (SHAEF), nach langen Überlegungen einen Plan
vorgelegt, der die für Deutschland aufgestellten Militärregierungs-Detachements in fünf
Klassen unterteilte. Danach sollte es in absteigender Reihenfolge die folgenden Typen geben: E,
F, G, H und I. E-Detachements waren nur für größte, politische Einheiten bestimmt, also für
Länder und besonders große Stadtkreise. Sie sollten ursprünglich einen Personalbestand von
30 Offizieren und 50 Soldaten haben, waren in der Praxis aber oft erheblich größer.
F-Detachements waren für die Übernahme größerer Regierungsbezirke und größerer Stadtkreise
gedacht. Sie unterschieden sich kaum von den E-Detachements. G-Detachements waren
dann allerdings um einiges kleiner. Sie sollten kleinere Regierungsbezirke, mittlere Stadtkreise
und größere Landkreise übernehmen. H- und I-Detachements endlich waren die kleinsten und
zahlreichsten. Sie waren für kleinste Stadtkreise und durchschnittliche Landkreise bestimmt.
Darüber hinaus wurden noch eine Reihe von Sub-Detachements für kleinste Räume eingerichtet
, die allerdings bis Jahresende 1945 wieder aufgelöst wurden35.

Seit wann nun die Stuttgarter französische Militärregierungseinheit Hl G3 bestand, läßt sich
bei der gegenwärtigen Quellenlage nicht fest bestimmen. Jedenfalls kann es nicht mit Kenntnis
und schon gar nicht mit Einverständnis der Amerikaner in Stuttgart eingerichtet worden sein.
Sonst wäre, wie geschildert, das amerikanische Vorauskommando des für das amerikanische
Land Württemberg mit Sitz in Stuttgart bestimmte Detachement E1C3 und sein Chef Oberst
Dawson nicht derart überrascht gewesen, daß die Franzosen nicht nur Stuttgart nicht verließen,
sondern dort sogar eine Militärregierung installierten36. Die Schwierigkeiten der Amerikaner
bei der Beurteilung der Verhältnisse in den von ihren französischen Verbündeten besetzten

34 Grundlegend immer noch Frank Roy Willis, The French in Germany 1945-1949 (Stanford Studies in
History, Economics, and Political Science 23) Standford Ca. 1962. S. 67ff.; daneben Angelika Ruge-
Schatz, Umerziehung und Schulpolitik in der französischen Besatzungszone 1945-1949 (Sozialwissenschaftliche
Studien 1). Frankfurt am Main-Bern-Las Vegas 1977. S. 33 f.

35 Vgl. Conrad F. Latour und Thilo Vogelsang, Okkupation und Wiederaufbau. Die Tätigkeit der
amerikanischen Militärregierung in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands 1944-1947 (Studien
zur Zeitgeschichte). Stuttgart 1973. S. 28ff. und S. 38f.

36 Bei der andauernden Unzugänglichkeit der französischen Akten bieten die Histories der US-
Militärregierungen auch für die diesen vorausgegangene französische Militärregierungszeit einen gewissen
Ausgangspunkt, vgl. etwa RG 260 OMGWB 3/410-2/6.

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