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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0223
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Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

riums zu. Das Verlangen der amerikanischen Militärs auf unbedingten Schutz der amerikanischen
Transitwege durch eine französische Zone auch in Nordbaden, das von Eisenhower selbst
nur recht verhalten vorgebracht worden war, scheint die Diplomaten nicht beeindruckt zu
haben. Gleichwohl hat das Verhalten der amerikanischen Diplomaten gegenüber dem französischen
Wunsch auf Einbeziehung Gesamtbadens in die französische Besatzungszone von etwa
Anfang Mai bis Mitte Juni 1945 einen allmählichen Wandel erfahren. Dies war vor dem
Hintergrund der weltweiten amerikanisch-französischen Konflikte - vor allem des Streites um
das Aosta - zu sehen. Immer stärker breitete sich auf amerikanischer Seite das Bewußtsein von
der Maßlosigkeit der französischen Forderungen aus, zumal der Anteil beider Alliierten an der
Niederringung des Feindes ein so unterschiedlicher gewesen war.

Was die Zonenabgrenzung in Südwestdeutschland anbetraf, so war man im State Department
jetzt nicht mehr geneigt, Frankreich in dieser Frage noch weiter entgegenzukommen.
Deshalb hatte sich das Washingtoner Außenministerium schließlich die Argumentation der US-
Militärs zu eigen gemacht. Wohl weil man amerikanischerseits damit rechnete, daß sich Paris
nicht so ohne weiteres mit einem halben Baden bescheiden würde, hatte man sich aber
entschlossen, den Franzosen sozusagen als Ausgleich für das entgangene nördliche Baden in
jedem Fall Südwürttemberg und Hohenzollern zuzuschlagen. Schon manchem der Zeitgenossen
war diese Entwicklung, die ja endlich zu einem gewollten Zerreißen der alten historischen
Länder führte, unvernünftig und irgendwie auch unerklärlich erschienen. Sie besaß aber eine
innere Folgerichtigkeit und war durchaus erklärlich, zumindest dann, wenn man - wie heute
möglich - die einschlägigen Akten heranzieht.

Im übrigen waren die Streitigkeiten über die Zonenabgrenzung in Südwestdeutschland nur
ein vergleichsweise kleiner Ausschnitt in den ungleich weiter gespannten Auseinandersetzungen
der Westalliierten untereinander. Doch gab es stets einen unmittelbaren Zusammenhang,
und so wenig sich de Gaulle in Baden und Württemberg durchsetzen konnte, so wenig Erfolg
hatte er auch in seinem Bemühen, sich mit seinen sonstigen deutschlandpolitischen Vorstellungen
Gehör zu verschaffen. Er hatte nur nachhaltige Verstimmung bewirkt. Vor allem Truman
widersetzte sich von nun an allen Bestrebungen, Frankreich zu der bevorstehenden, neuen
großen alliierten Konferenz einzuladen. Auch Churchill, der bislang und besonders in Jalta alles
getan hatte, damit Frankreich noch einen Platz am Tisch der Großen Drei bekäme, hatte sich
zurückgezogen135. In der Tat fand dann auch die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum
2. August 1945 ohne de Gaulle statt, ja ohne daß Frankreichs Wünsche überhaupt erörtert
wurden. Churchill engagierte sich nicht mehr für das Frankreich de Gaulles. Die Ergebnisse der
Potsdamer Konferenz wurden Frankreich nur schriftlich übermittelt. De Gaulle ließ darauf
damit antworten, daß Frankreich die Zulassung politischer Parteien in Deutschland und die
Schaffung zentraler Verwaltungen für ganz Deutschland ablehne, solange über Deutschlands
Grenzen noch nicht entschieden sei. Paris stimmte im übrigen zwar der Übernahme der Gebiete
östlich von Oder und Neiße in polnische Verwaltung zu, betonte aber zugleich, daß die Frage
der künftigen Grenzen Deutschlands ein Ganzes bilde und in bezug auf die Westgrenze noch
offenstehe136.

Doch de Gaulles provisorische Regierung war offenkundig nicht untätig geblieben und hatte
beschlossen, in bezug auf die Situation in Südwestdeutschland nun zur diplomatischen
Offensive überzugehen. Gaston Palewski, de Gaulles Kabinettsdirektor, eröffnete als erstem
dem Deutschlandexperten, politischen Berater Eisenhowers und früheren US-Botschafter in
Vichy, Robert Murphy, daß Frankreich ganz Baden beanspruche137. Palewski gab an, Baden

135 Vgl. im einzelnen Lipgens (wie Anm. 8) S. 95f.

136 FRUS, The Conference of Berlin II, S. 1551-1555.

137 The United States Political Adviser for Germany, Murphy, to the Ambassador in France, Caffery
(Mai 15, 1945), in: FRUS, 1945 III S. 297.

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