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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0289
Besprechungen

zeigt ein Vergleich zwischen Städten mit schwerem Flakschutz und Städten ohne bzw. ohne ausreichenden
Flakschutz deutlich die Erfolge der Luftabwehr. Die Verluste an Menschen und Material waren in den
Städten mit schwerem Flakschutz sehr viel geringer, obwohl die abgeworfene Bombenlast ungleich höher
war. In dem umfangreichen und informativen Beiwort werden außerdem alle vom Luftkrieg betroffenen
Gemeinden in Baden-Württemberg mit ihren Schäden aufgeführt.

Ab Ende März 1945 wurde das Land selbst noch Kriegsschauplatz. Von Nordwesten her drangen die
Amerikaner und Franzosen in Baden-Württemberg ein, um es bis 30. April vollständig zu überrollen.
Dabei gelang es den Franzosen - entgegen den Vereinbarungen - den größten Teil des Landes zu besetzen,
da der amerikanische Vormarsch über eine Woche bei Heilbronn aufgehalten wurde. So eroberten die
Franzosen die beiden Landeshauptstädte Kaisruhe und Stuttgart, aus denen sie sich erst nach massivem
amerikanischen Druck im Sommer 1945 wieder zurückzogen. Die deutschen Verteidigungsmaßnahmen
mußten bei der drückenden Überlegenheit der Alliierten zwangsläufig scheitern und verursachten nur noch
größere Verluste unter der Zivilbevölkerung. So gingen u. a. die Städte Löwenstein und Waldenburg in den
letzten Kriegstagen in Flammen auf. Die Bereitschaft der Bevölkerung zu kapitulieren bzw. die Weigerung
etwas für die Verteidigung des Ortes zu unternehmen, führten mehrfach zu standrechtlichen Erschießungen
von deutschen Zivilisten durch SS und Wehrmacht. Auf der graphisch sehr anschaulich aufgebauten
Karte wird der zügige Vormarsch der Alliierten und die ganze Sinnlosigkeit deutscher Verteidigungsanstrengungen
deutlich. Außerdem erkennt man, daß die Landkreise Hechingen und Sigmaringen von den
Abwehrkämpfen am Ende des Krieges weitgehend verschont blieben, ebenso wie von Luftangriffen. Die
unterschiedlichen Folgen für die Zivilbevölkerung bei der Besetzung durch Amerikaner bzw. durch
Franzosen werden leider nur am Rande gestreift. Dabei gab es in den französisch besetzten Gebieten in den
Tagen unmittelbar nach dem Einmarsch durch Plünderungen und Vergewaltigungen erheblich größere
Menschenverluste und Schäden als im amerikanisch besetzten Gebiet. Außerdem wurden die befreiten
Zwangs- und Fremdarbeiter in ihrem verständlichen Haß auf die Deutschen zu einem Schrecken der
Bevölkerung im ganzen Land.

Die militärische Besetzung des Landes durch Amerikaner und Franzosen bzw. die Aufteilung in
Besatzungszonen bestimmte auch maßgeblich die spätere Entstehung des Landes Baden-Württemberg aus
den Ländern Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern. Dies war die einzige und
zugleich erfolgreiche Länderneugliederung in der Bundesrepublik. Obwohl der Kampf gegen den
Südweststaat vor allen Dingen im Land Baden, dem späteren Regierungsbezirk Südbaden, Anfang der
fünfziger Jahre mit großer Heftigkeit geführt wurde, zeigte der Volksentscheid in Baden am 7.6.1970 mit
seiner eindeutigen Stimmenmehrheit für den Südweststaat, daß die Länderneugliederung geglückt war und
von der Bevölkerung anerkannt wurde (Karte VII, 3).

Die letzte hier vorzustellende Karte beschäftigt sich mit der Bevölkerungsentwicklung unter besonderer
Berücksichtigung der Städte 1834-1970 (Karte XII, 3). Die größten Bevölkerungsgewinne erzielten die sehr
viel stärker industrialisierten Nordteile des Landes, wobei im Zeitraum 1939-1970 der Großraum Stuttgart
mit seinem Zuwachs hervorragt. Im Nordosten des Landes liegen aber auch die vorwiegend landwirtschaftlichen
Oberämter, die zwischen 1871 und 1939 Bevölkerungseinbußen hinnehmen mußten. Das Einströmen
der Flüchtlinge nach 1945, aber auch die Wanderungsgewinne seit Bestehen der Bundesrepublik
führten dazu, daß zwischen 1939 und 1970 kein Landkreis eine Bevölkerungsabnahme hinnehmen mußte.

Deutüch wird aber auch, daß die Bevölkerungsentwicklung in den Landkreisen Hechingen und
Sigmaringen hinter der allgemeinen Entwicklung zurückbleibt. Schuld daran ist die geringe Bedeutung der
Städte. So stieg der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung im Gebiet des heutigen
Baden-Württemberg zwischen 1834 und 1939 von 23,5 auf 53,5%, während er in Hohenzollern nur
geringfügig von 16,8 auf 23,2% anwuchs. Aber auch in den Jahren 1939-1970 nahm die Bevölkerungszahl
nicht überproportional zu, so daß die Bevölkerungsdichte der beiden Landkreise mit 78 (Sigmaringen) bzw.
141 Einwohner pro qkm (Hechingen) deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 249 Einwohnern pro
qkm lag. Nur der Kreis Hochschwarzwald hatte 1970 in Baden-Württemberg eine geringere Bevölkerungsdichte
als Sigmaringen.

Faßt man den Eindruck der dargestellten Karten zusammen, so ergibt sich mit Ausnahme der Karte zu
den Reichstagswahlen in der Weimarer Republik ein insgesamt sehr positives Bild. Die Karten sind meist
übersichtlich und klar gestaltet, die Beiworte informieren - in Qualität und Quantität unterschiedlich - gut
über die behandelten Themen, so daß man den Karten eine breite Verwendung in Schulen, Universitäten
und in der politischen Bildung wünschen kann.

Gundelfingen Thomas Schnabel

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