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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0292
Neues Schrifttum

Laufbahn eines Beamten tritt nicht in Erscheinung, sie läßt sich aber durch ein alphabetisches Register
erschließen.

Durch diese Personendaten ist somit ein Grundstock zugänglich gemacht, der zur historischen
Personenforschung und sozialgeschichtlichen Auswertung geradezu einlädt, zumindest aber als Nachschlagewerk
unentbehrlich sein wird. Man kann sagen, daß hier mit Recht auf Perfektion verzichtet wurde, um
das Erscheinen dieses höchst informativen Bandes nicht um viele Jahre zu verzögern.

Darmstadt Armgard von Reden-Dohna

Preußen im Rückblick. Hrsg. von Hans-Jürgen Puhle und Hans-Ulrich Wehler. Göttingen: Vandenhoeck
und Ruprecht 1980. 323 S. (Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft
Sonderheft 6).

Zunächst ist festzustellen, daß die vorliegende Sammlung von elf Beiträgen über wesentliche Ereignisse
und Entwicklungen in Preußen vor allem vom 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts vor dem
sogenannten Preußenjahr erschienen ist. Es hatte nicht der Ausstellung »Preußen - Versuch einer Bilanz«
im Jahr 1981 bedurft, die Diskussion über Preußen zu vertiefen und zu verbreitern. Seit etwa 1955 sind
mehrere grundlegende Untersuchungen über die Beamtenschaft, die Verwaltung, den Adel, die Armee und
die »soziale Militarisierung« Preußens erschienen, die weitere Detailstudien nach sich zogen. Im Rahmen
dieser Forschungsentwicklung ist die vorliegende Veröffentlichung zu bewerten. Sie gibt keinen geschlossenen
Abriß der preußischen Geschichte, enthält jedoch Arbeiten über Aspekte und Entwicklungen, die von
weitreichender Bedeutung für die preußische Geschichte waren.

Puhle eröffnet die Reihe mit einem Uberblick »Preußen: Entwicklung und Fehlentwicklung«
(S. 11-42). Im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern wägt er die aus den besonderen
territorialen Bedingtheiten und den Zeitumständen heraus erwachsenen Charakteristika des preußischen
Absolutismus ab. Der Herrschaftskompromiß zwischen Krone und grundbesitzendem Adel ermöglichte
einen ungeheueren Aufschwung von Verwaltung und Militär, die beide allein die territoriale Vielfalt
zusammenhalten konnten, der zunächst auch zur sozialen Stabilisierung und nicht zuletzt zur Durchsetzung
von religiöser Toleranz und Rechtssicherheit führte. Dieses Machtkartell konnte sich jedoch nicht den
durch die Industrialisierung geschaffenen Bedingungen anpassen. Die Maximen, die zunächst Aufbau und
Fortschritt geleitet hatten, trugen im 19. und 20. Jahrhunden entscheidend zu einer spezifischen Bündelung
preußischer Rückständigkeit bei. Das preußische System ging an sich selbst zugrunde. - Messerschmidt
befaßt sich mit dem zentralen Problem der preußischen Geschichte, mit »Preußens Militär in seinem
gesellschaftlichen Umfeld« (S. 43-88). Er verfolgt dabei die Entwicklung des Militäradels, der als Gutsherr
wie als Offizier überragenden Einfluß auf die ihm unterstellten Bauern hatte, die die Hauptlast des
Militärdienstes bis zum Anfang des 19. Jahrhundens zu tragen hatten. Es dauene fast 50 Jahre, bis nach dem
Zusammenbruch 1806 das Besitz- und Bildungsbürgenum an das Militär herangeführt worden war, das
dann aber auch die tragende Schicht wurde. Der Armee war eine wichtige bildungspolitische Rolle
zugewiesen worden. Hier sollte vor allem der Einfluß der Sozialdemokratie und aller anderen antimonarchischen
Bewegungen zurückgedrängt werden. Das außerhalb der Verfassung stehende Militär, monarchisch
und antiparlamentarisch ausgerichtet, gab in weiten Lebensbereichen den Ton an. In der Weimarer
Republik bestand diese Einstellung fort. Die Reichswehr war »unpolitisch« nur auf ihre Führung und
abstrakt auf »den Staat« ausgerichtet, nicht aber auf die Verfassung. Diese Komponenten stellten die
stärksten Brücken zur Machtübernahme Hitlers her. - In der Analyse »Die Junker. Zur Sozialgeschichte
und historischen Bedeutung der agrarischen Elite in Preußen« (S. 89-122) verfolgt Schissler die Voraussetzungen
und Bedingungen für deren ökonomischen Erfolg und damit auch politische Herrschaft.
Gutswirtschaft, Offizierskorps und hohe Beamtenschaft bezeichnen ihre Herrschaftsgrundlage, die sie
über die verschiedenen Krisen bis ins 20. Jahrhundert hinein bewahren konnten. Nach ihrer unrühmlichen
Haltung in der Weimarer Republik gingen die Junker zusammen mit dem Dritten Reich unter. - Unter
Rückgriff auf Otto Brunners Begriff des »ganzen Hauses« untersucht Berdahl die Beziehungen von Adel
und untertänigen Bauern (»Preußischer Adel: Paternalismus als Herrschaftssystem«. S. 123-145). - Mit der
Landarbeiterschaft befassen sich zwei Autoren. Flemming (»Obrigkeitstaat, Koalitionsrecht und Landarbeiterschaft
. Zur Entwicklung des ländlichen Arbeitsrechts in Preußen zwischen Vormärz und Reichsgründung
«. S. 247-272) verfolgt die Nivellierung der verschiedenen Kategorien von Landarbeitern zu reinen
Lohnarbeitern. Die für diese geschaffenen Rechtsnormen konnten eine Politisierung des flachen Landes

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