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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0294
Neues Schrifttum

Deutlich wird - illustriert von Kartenskizzen - wie die dem Zollernalbkreis angehörigen Teilräume ganz
unterschiedliche geschichtliche Entwicklungen nahmen, die noch heute sehr wohl zu erkennen sind. So
setzte im ehemals zollerischen, überwiegend katholischen Kreis Hechingen die Industrialisierung später
und bis heute weit weniger gründlich ein als im württembergischen überwiegend evangelischen Amt und
Kreis Balingen. Beide Tatsachen stehen, so Seigel, »im Zusammenhang mit einer jeweils unterschiedlichen
Gestaltung der Kulturlandschaft, aber auch mit eigenständigen Traditionen in Sitte und Brauch, Lebensart
und Lebensauffassung.« Seigels um 1800 abbrechende Darstellung wird von Siegfried Kullen fortgesetzt,
der in Grundzügen die »wirtschaftliche und soziale Entwicklung vom 18. Jahrhundert bis zum Zweiten
Weltkrieg« behandelt, wobei er von den landwirtschaftlichen und frühgewerblichen Verhältnissen des
18. Jahrhunderts ausgehend, vor allem die Stationen der Industrialisierung aufzeigt: frühindustrielle
Ansätze, staatliche Gewerbeförderung, Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, technischer Fortschritt,
Auswirkungen der Weltkriege. Die jüngste Geschichte des Kreises beschreiben Friedrich Roemer für den
Altkreis Balingen und Hans Speidel für den Altkreis Hechingen, den Zollernalbkreis »heute und morgen«
stellt Erhard Lazi vor. Eine große Zahl weiterer Beiträge vermitteln in diesem Sammelband ein Gesamtbild
des Landkreises. Dazu gehören: Ein Uberblick über die Kulturdenkmale und kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten
(Eckart Hannmann), eine Aufstellung der Museen und Sammlungen (Josef Seuhert), eine
Würdigung von Sitte und Brauchtum (Rainer Hummel), Darstellungen der Städte und Gemeinden,
Biographien von bedeutenden Persönlichkeiten, Aufsätze über Industrie, Gewerbe und Verkehr (Herbert
Scheurer), über das Handwerk und die Landwirtschaft (Hans-Peter Henninger und Walther List).
Firmenkurzbiographien, ein Namen- und Sachregister sowie ein Gemeinderegister beschließen den im
übrigen reich illustrierten und bebilderten Band, der umfassend und sachkundig über den Zollernalbkreis
informiert.

Tübingen Wilfried Setzier

Wolf-Dieter Hepach: Ulm im Königreich Württemberg 1810-1848. Wirtschaftliche, soziale und politische
Aspekte. Ulm 1979 (Kommissionsverlag W. Kohlhammer, Stuttgart). 223 S. (Forschungen zur
Geschichte der Stadt Ulm Band 16).

Jahrzehntelang hat sich die Forschung in den Städten vor allem mit dem Mittelalter und der frühen
Neuzeit beschäftigt, während das 19. Jahrhundert oder gar die jüngste Vergangenheit nur wenig
wissenschaftliche Beachtung fanden. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten doch ein beachtlicher
Wandel vollzogen, und gerade die vorliegende Arbeit, eine Dissertation der Universität Erlangen-
Nürnberg, zeigt wohl sehr gut, wie weit heute der Gesichtskreis von Untersuchungen sein kann und ist, die
sich mit dem 19. Jahrhundert befassen. - Eine Untersuchung der Entwicklungen muß natürlich berücksichtigen
, daß seit 1810 mit Ulm nach dem kurzen Zwischenspiel der bayerischen Herrschaft eine wichtige
Reichsstadt, die zudem auch über ein größeres eigenes Landgebiet geherrscht hatte, in das junge Königreich
eingegliedert wurde. Dies brachte teilweise Probleme eigener Art mit sich, und zwar in vielfacher Hinsicht.
Waren etwa die Grundlagen des Wirtschaftlichen und Sozialen noch von der reichsstädtischen Zeit
vorgegeben, so wurde die Entwicklung von Handel und Gewerbe, einer noch langsam einsetzenden
Industrialisierung und des ersten Eisenbahnbaus doch mehr und mehr von den Tendenzen in Württemberg
beeinflußt. Hinzu kommen einige z. T. divergente, z. T. sich überschneidende Faktoren; so hatte Ulm etwa
zugleich eine sehr günstige Verkehrslage, war aber durch die bis an die Stadt herangeführte Grenze zu
Bayern in mancher Hinsicht schwer beeinträchtigt, und die Wahl der Stadt als Bundesfestung gab wieder
ganz eigene Probleme wirtschaftlicher und sozialer Art auf. Nach der Darstellung dieses wirtschaftlichen
und sozialen Hintergrundes wendet sich der Verfasser der Untersuchung von Politik und Verwaltung in der
fraglichen Zeit zu. Hier erscheinen mir mehrere seiner Ergebnisse besonders anregend. Es ist z. B. sehr
interessant, wie Ulm an den württembergischen Verfassungskämpfen der Jahre 1815-1819 teilgenommen
und den Auffassungen über das »alte, gute Recht«, womit sich für die Politiker aus Altwürttemberg
besondere, vor allem vom Tübinger Vertrag beeinflußte Vorstellungen ergaben, eigene Akzente hinzugefügt
hat. Wichtig ist vor allem auch, daß der Verfasser die doch recht beachtliche Rolle, die der 1817 erstmals
gewählte Bürgerausschuß politisch spielte, klar herausgearbeitet hat. - Einer Darstellung der liberalen
Bewegung seit 1830 folgt eine breit angelegte und gut fundierte Untersuchung der Gesellschaften und
Vereine, deren Wurzeln schon in das späte 18. Jahrhundert hineinreichen, die aber in zunehmendem Maße
gerade die politischen Bewegungen aufzunehmen vermochten. Der Verfasser versteht es sehr gut, das weite

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