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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0090
Erich Franz

nach d'Ixnards Tod am 20. August 1795 in Straßburg das Erbe beanspruchte, führte schließlich
auf die Spur von d'Ixnards Herkunft und Familie.

Die mangelnde theoretische Ausbildung d'Ixnards, die sich auch in seiner äußerst fehlerhaften
Rechtschreibung verrät, hätte ihm in Frankreich höchstens eine Stellung als Bauführer oder
zweiter Architekt erlaubt. Das zeigt auch ein Brief des Architekten Jacques-Francois Blondel
aus Paris vom 13. November 1758, der dem Architekten Michelaus Nimes kaum theoretische
Kenntnisse und eher praktische Fähigkeiten zuspricht. Blondel hatte von ihm damals Zeichnungen
und Modelle gesehen.

Dieser Brief ist das einzige Zeugnis von d'Ixnards Aufenthalt in Paris, wo er nach eigenen,
späteren Angaben auch für ein Gebäude des Fürsten von Rohan-Montauban gearbeitet haben
will. Die Archive vermelden allerdings nichts von dieser Tätigkeit.

Aus Paris nahm ihn dann 1763 der große Architekt und Theaterdekorateur Jean-Nicolas
Servandoni (1695-1766) nach Stuttgart mit, wo Pierre Michel zur Ausgestaltung der Geburtstagsfeierlichkeiten
für den Herzog von Württemberg am 11. Februar 1764 Zeichnungen
kopierte und bei zwei Balettdekorationen, einem Isistempel und einem Sonnenpalast, auch zur
Ausführung herangezogen wurde.

Damals nutzte d'Ixnard die Möglichkeit, in Deutschland Aufträge zu erhalten, wo man ihm
seine geringe Herkunft und seine fachlichen Mängel nicht ansehen konnte. Andererseits war
hier seine handwerkliche Ausbildung von Vorteil, denn der Baubetrieb war in Süddeutschland
noch wesentlich weniger arbeitsteilig organisiert als in Frankreich und verlangte einen mehr
praktisch als theoretisch gebildeten Architekten.

D'Ixnards Bauten in Deutschland

D'Ixnard war vierzig Jahre alt, als er seinen ersten Auftrag in Deutschland erhielt. Dem
Fürsten Joseph Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen ist es zu verdanken, daß er 1764
d'Ixnard für den Umbau einiger Zimmer im alten Schloß in Hechingen engagierte. Ihr
Aussehen ist nicht überliefert, doch gibt es einen unausgeführten Entwurf für einen neuen
Schloßflügel, der bereits d'Ixnards klare und schwere Formensprache zeigt, die den Bau in
große, blockhafte Abschnitte untergliedert.

Damals entstand auch ein erster Entwurf zu einer neuen Kirche in Hechingen. Der
Fassadenaufriß (Abb. 1) ist 1766 datiert und zeigt zwei kurze Türme, von denen sich eine
mittlere Giebelwand abhebt, in der wiederum einzelne Fenster und eine Tür eingesetzt sind.

Diese Verselbständigung der Bauteile ist besonders eindrucksvoll an dem wichtigsten Bau
d'Ixnards zu erkennen, der Klosterkirche von St. Blasien. Ein Brand hatte im Juli 1768
das alte Kloster großenteils zerstört. Mehrere Architekten bewarben sich für den Wiederaufbau
, aber der hochgebildete und viel gereiste Abt Martin II. Gerbert vertraute die Aufgabe dem
Franzosen und Neuling d'Ixnard an. Dieser konnte zwar gute Empfehlungsschreiben vorweisen
, jedoch von wesentlich kleineren Gebäuden, einfachen Schloß- und Wohntrakten in
Hechingen, Königseggwald und Buchau. Vor allem aber legte d'Ixnard außerordentlich
eindrucksvolle Pläne vor (Abb. 2), die er von einem sehr guten Architekturzeichner hatte
ausführen lassen und die nun den neuesten, antikischen Stil mit klaren, einfachen und
unbarocken Dekorationen, freistehenden Säulen und einer Rotunde in Anlehnung an das
römische Pantheon zeigen.

Typisch für d'Ixnard ist die blockhafte Schwere und Vereinzelung der Bauteile wie
Eingangshalle, Kuppel und seitliche Türme, die er übrigens später als Vorbild für den
Hechinger Kirchturm verwendete. Betont wird diese Vereinzelung noch durch den Gegensatz
von plastischen Motiven zu den glatten und strengen Wandflächen.

In der Ausführung ab 1772 wurden dann die Türme vorgezogen, um die Eingangshalle mit
den freistehenden Säulen statisch abzusichern. Ebenfalls aus statischen Gründen wurde die

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