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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0108
Gerd Friedrich Nüske

VI. DAS FRANZÖSISCHE BEMÜHEN UM EINE NEUABGRENZUNG
DER BESATZUNGSZONEN

Diplomatische Initiativen von 1945 bis zur Bildung des Südweststaats

Die französischen Bemühungen um eine nachträgliche Änderung der Besatzungsgrenzen in
Südwestdeutschland waren über Jahre hin gleich intensiv und dies von den ersten Besatzungstagen
an. Um das französische Verlangen abzuwehren, hatte man amerikanischerseits frühzeitig
und nachdrücklich auf einen staatlichen Zusammenschluß von Nordbaden und Nordwürttemberg
gedrängt. Das historische Ergebnis dieses amerikanischen Verhaltens war also, vereinfacht
gesagt, der Staat Württemberg-Baden und war zugleich die Zementierung der Teilung der alten
historischen Länder Württemberg und Baden. Letzteres störte aber die Amerikaner solange
nicht, als ihre Abneigung, den französischen Arrondierungswünschen entgegenzukommen,
anhielt. Ob allerdings die Amerikaner ihren Widerstand gegen eine Revision der Zonengrenze
in Südwestdeutschland unter allen Umständen durchgehalten hätten, blieb fraglich. Doch eine
Entscheidung vermochten die Amerikaner zu umgehen, letztlich durch die Begründung des
Südweststaates.

Die Verhandlungen, die zwischen Amerikanern und Franzosen über die Zonenfrage geführt
wurden, waren nach dem Sommer 1945 eigentlich nur ein Hin- und Herschieben der gleichen
Argumente und Gegenargumente. Das gleiche galt auch für die interne amerikanische
Diskussion über diese Angelegenheit. Hier wollte man Frankreich nicht entgegenkommen, und
zwar aus Gründen, die nichts mit Südwestdeutschland zu schaffen hatten. Gleichwohl
erinnerten sich die Amerikaner an die Frankreich gemachte Zusage auf eine Korrektion der
Zonengrenzen, obwohl sie offiziell davon nichts mehr wissen wollten. Wenn die amerikanischen
Diplomaten intern auf den Fall Südwestdeutschland zu sprechen kamen, dann bewirkte
die Erinnerung an das Frankreich gegebene Versprechen immerhin eine gewisse peinliche
Betroffenheit. Eine Schlüsselposition hatte bei dem amerikanischen Widerstand gegen französische
Wünsche zweifellos General Lucius D. Clay inne. Er war seit dem 18. April 1945
endgültig zum Stellvertretenden Militärgouverneur und zugleich auch zum Vertreter der USA
im Koordinierungsausschuß des Alliierten Kontrollrats ernannt worden. Die grundsätzliche
Haltung Clays gegenüber dem französischen Verbündeten und vor allem dessen Rolle in
Südwestdeutschland drückte der General in einem Bericht über die Verhältnisse in Deutschland
vom 16. September 1945 aus. Ließ Clay anfänglich noch eine gewisse Verhandlungsbereitschaft
erkennen, so äußerte er bald nur noch kompromißlose Ablehnung aller französischen
Wünsche323.Clay kam in der Folge maßgebende Bedeutung bei der Herausbildung der
amerikanischen Deutschlandpolitik zu. Er allein leistete beständigen Widerstand gegen alle
amerikanischen Neigungen, französischen Wünschen entgegenzukommen. Wohl vor allem
wegen Rücksichtnahme auf Clay und dessen Haltung wirkten alle von amerikanischer Seite in
dieser Angelegenheit angestellten Überlegungen auch immer so merkwürdig unentschlossen.

Ein augenfälliges Beispiel hierfür war das Schreiben Murphys an das State Department vom
18. September 1945. Ausgehend von den Schwierigkeiten, die nach amerikanischer Ansicht bei
der Verwaltung des vereinigten Nordbaden und Nordwürttemberg entstanden seien und die ein
spezielles amerikanisches Komitee studieren sollte324, führte Murphy alle die Möglichkeiten
auf, die diese Schwierigkeiten gegebenenfalls beheben könnten. Murphy stellte vorab mit
Bestimmtheit fest, daß die besonderen Probleme in Südwestdeutschland von der unhistorischen

323 Jean Edward Smith (Ed.), The Papers of General Lucius D. Clay. Germany 1945-1949 (Institute of
German Studies at Indiana University) Bloomington London 1974. 1 S. 74-82, bes. S. 81; vgl. ZHG 18
(1982) S. 233.

324 Zu diesem Komitee vgl. ZHG 18 (1982) S. 235 und Anm. 193.

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