Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0110
Gerd Friedrich Nüske

eventuellen Revision der Besatzungszonen in Südwestdeutschland. Murphy hielt gleich
eingangs unmißverständlich fest, daß diese Revision zwar auch unter den maßgeblichen
Amerikanern in Deutschland noch diskutiert werde, man aber doch einer Preisgabe Nordbadens
nicht geneigt sei329. Es folgte dann neben einigen wenigen wirtschaftlichen Argumenten
ein Sammelsurium von historischen und politischen Gesichtspunkten. Im Grunde lief aber alles
auf eine Ablehnung hinaus. So wurde Baden auf Grund seiner liberalen und demokratischen
Tradition als unverzichtbar für die Demokratisierung Deutschlands bezeichnet330. Auch in
Bezug auf die Deutschen wäre ein amerikanisches Nachgeben gegenüber den Franzosen
psychologisch nur ungeschickt. Denn man würde damit das Prestige der USA in Europa
schädigen331. Schließlich zitierte Murphy ausführlich amerikanische Deutschlandspezialisten,
unter ihnen den bereits erwähnten Dr. James K. Pollock332, die Frankreich gegenüber einen
sehr ablehnenden Standpunkt einnähmen: Some of our authorities here, such as Dr. James
K. Pollock, who is a specialist on German govt, urge that tbe French be induced to withdraw
from southern Württemberg as well as from southem Baden, turning over these areas to
American control. They also urge that the Landkreis Lindau, Bavaria, be restored to American
control. Daß die Franzosen am besten ganz Südbaden und Südwürttemberg samt dem Kreis
Lindau herausgeben sollten, das war auch die Ansicht von General Clay333. Die von Murphy
zitierten Spezialisten wollten die Franzosen aber nicht nur aus Südwestdeutschland entfernen:
They also recommend that Rheinhessen, which is the area around Mainz and a part of Land
Hessen, should be included within the American zone.

Umgekehrt könnten die USA - diesen Spezialisten zufolge - ihrerseits auf Nordbaden
keinesfalls verzichten, schon gar nicht auf Städte wie Mannheim und Heidelberg: The city of
Heidelberg with its University is a cultural center of value in the re-education ofCermany. Nach
alledem konnte es nicht verwundern, wenn die amerikanischen Experten einen Tausch von
Nord Württemberg gegen Südwürttemberg ablehnten: We would gain little by a transfer of
northern Baden to the French and the French would be giving up areas they are not now dealing
with effectivety.

Die Aufklärung, die das State Department über die Haltung des US-Militärs wegen einer
eventuellen Abtretung von Nordbaden von Murphy verlangt hatte, gab der Oberbefehlshaber
der US-Truppen in Europa unmittelbar an Washington334. Die amerikanischen Militärs lehnten
danach jede Veränderung der Besatzungsgrenzen in Südwestdeutschland ab. Neben den schon
bekannten Argumenten wurde von den amerikanischen Militärs aber auch vorgetragen, daß ein
amerikanischer Verzicht auf Nordbaden angesichts der französischen Obstruktion gegen eine
zentrale Verwaltung Deutschlands nicht zu empfehlen sei: Memo concludes that since French
have refused agreement to establishment at Berlin of central German weakened by conceding

329 The United States Political Adviser for Germany, Murphy, to the Secretary of State (October 31,
1945), in: FRUS 1945 III S. 994f.: Our military authorities have given careful study to the question of
political and administrative unity of Baden and Württemberg and especially to the Dept's reference to the
American Commitment to the French Govt to review at some future date the assignment of areas of
occupation in the light of prevailing conditions and requirements.

330 Ebd.: 1t is a culturalandliberal area, Baden heingmost democratic of German regionsandisfumishing
liberal leadership for democratic processes.

331 Ebd.: Psychologically, it would make all, including Germans, believe that either we are gradually
withdrawing or we are unwilling to stand up to the French, which lowers prestige of U. S. in Europe.

332 Vgl. ZHG 18 (1982) S. 235.

333 Clay schrieb am 15. 7. 1946: Moreover it would seem more logicalfor the French to he asked to return
both south Württemberg and south Baden to the United States as neither of these areas is self-supporting cut
away from its northern area, vgl. Smith (wie Anm. 323) S. 234.

334 Zum folgenden vgl.: Mr. Donald R. Heath, Counselor of Mission, Office of the United States
Political Adviser for Germany, to the Secretary of State (November 3, 1945), in: FRUS 1945 III S. 997f.

108


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0110