Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0112
Gerd Friedrich Nüske

schaft in Washington ein weiteres Aide-memoire. Darin wurden den Amerikanern auf
September und Oktober 1946 allgemeine Wahlen angekündigt und die Einrichtung von
deutschen Länderregierungen, die in der US-Zone schon längst bestanden, in Aussicht gestellt.
Gleichzeitig unterstrich Paris seine unveränderte Ansicht, daß es nur klug wäre, die früheren
deutschen Länder Württemberg und Baden wiederherzustellen. Da aber die Amerikaner diesen
Vorschlag zuletzt am 22. April zurückgewiesen hatten, brachte Paris jetzt den Gedanken ins
Spiel, die historischen Einheiten Baden und Württemberg zu restaurieren, indem man sie nun
unter gemeinsame amerikanisch-französische Besatzungskontrolle stellte. Als ersten Schritt auf
dem Wege zu einer solchen Vereinbarung betrachtete die französische Regierung die Einbeziehung
der badischen Hauptstadt Karlsruhe in die Französische Zone, während Mannheim und
Umgebung in der US-Zone verbleiben sollten. Mündlich interpretierte die Französische
Diplomatie ihren Vorschlag einer gemeinsamen Besatzungskontrolle dahingehend, daß durch
diese Regelung den Amerikanern in Württemberg und den Franzosen in Baden ein jeweils allein
maßgeblicher Einfluß zukommen werde337. So oder so, jeder der französischen Vorschläge
hätte die umgehende Wiederauflösung der drei südwestdeutschen Nachkriegsstaaten Württemberg
-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden bedeutet. Bevor das Washingtoner
Außenministerium sich zu dem Pariser Aide-memoire äußerte, holte es natürlich auch die
Meinung des vornehmlich betroffenen Chefs der Stuttgarter US-Militärregierung, Oberst
William W. Dawson, ein. Dieser konnte anläßlich eines Urlaubs in Washington befragt
werden. Die Abteilung Zentraleuropa des State Department faßte Dawsons Ansicht folgendermaßen
zusammen:... expressed his conviction, based on a years experience of dealing with bis
French neigbors as wellas on other considerations that an outright exchange of territory would be
more satisfactory than a restoration of the two Laender ander joint control. In his judgement it
would befeasible, and useful, to cede the remainder of the Bezirk of Karlsruhe of Baden to the
French in exchange for Southern Wuerttemberg, Sigmaringen and the Kreis of Lindau in
Bavaria. Dawson war also einem Arrangement mit den Franzosen durchaus geneigt. Nachdem
während Wochen keine amerikanische Antwort auf das Pariser Schreiben vom 7. Mai 1946
erfolgte, schob der Quai d'Orsay am 11. Juni ein weiteres Aide-memoire nach, diesmal mit dem
ausdrücklichen Wunsch nach rascher Beantwortung. Das neuerliche französische Schreiben
variierte die voraufgegangenen Vorschläge dergestalt, daß zwar die Besatzungskontrolle über
ganz Württemberg von den Amerikanern ausgeübt werden sollte, nur daß diesen eine
französische Verbindungsmission zur Hand gehen könnte. Diese französische Militärkommission
freilich sollte vor allem die südlichen, agrarischen Kreise kontrollieren, which would
continue to be a part of the French zone. Danach lief dieser französische Vorschlag auf einen
Tausch hinaus, der den Amerikanern das Geben und den Franzosen nur das Nehmen zuwies.
Es verwunderte deshalb nicht, daß Washington auf diese spezielle Variante gar nicht einging.

Im übrigen hatten die Franzosen ihr südwestdeutsches Anliegen auch auf der Pariser
Außenministerkonferenz im Juli 1946 vorgebracht338. Hier hatte der US-Außenminister
Byrnes mit Nachdruck eine wirtschaftliche Einheit des besetzten Deutschland gefordert,
wovon die französische Regierung erwartungsgemäß nichts hören wollte. Gleichsam umgekehrt
wollte deshalb Washington von den französischen Wünschen auf eine Änderung der
Besatzungsgrenzen nichts wissen339. Natürlich holte Washington auch die Meinung seiner
führenden Repräsentanten in Deutschland hinsichtlich der genannten französischen Wünsche
ein. War die Anfrage auch an General McNarney gerichtet, so gab dieser sie ganz offensichtlich

337 Ebd. S. 681: Inpresenting the memorandum the French counselor explained that this proposal of joint
control, as envisaged by the French, would mean that a predominant influence should be exercised by the
U.S. in Wuerttemberg and a predominant influence in Baden minus Mannheim by the French.

338 Ebd. S. 681 :When they were in Paris for the meeting of the Council of Foreign Ministers the French
repeated their proposals...

339 Zu Byrnes Rede vgl. im einzelnen in: FRUS 1946 II S. 908ff.

110


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0112