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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0116
Gerd Friedrich Nüske

Vor allem wohl General Clay verstand auch die auf angloamerikanischer Seite geschaffene
Bizone als ein Druckmittel sowohl gegenüber Moskau als auch gegenüber Paris dem amerikanischen
Ziel einer Wiederherstellung zumindest einer deutschen Wirtschaftseinheit näherzukommen
. Sollte sich die Sowjetunion aber weigern, zonenübergreifende deutsche Verwaltungen
einzurichten, so war die Bizone nach amerikanischer Ansicht immerhin eine praktische
Alternative zu gesamtdeutschen Lösungen. Wenn irgendmöglich sollte dann nach amerikanischen
Vorstellungen nur noch die französische Besatzungszone dazu gewonnen werden. Hier
war freilich für Washington noch mancher Widerstand zu überwinden. Andererseits besaß
Frankreich vor allem aus diesem Zusammenhang heraus die Möglichkeit, auch und nicht zuletzt
sein südwestdeutsches Anliegen immer wieder vorzubringen. Ob und wenn ja, wann und in
welcher Form der französische Wunsch nach einer Restauration der historischen südwestdeutschen
Länder dabei in Erfüllung gehen sollte, das hing am allerwenigsten mit Südwestdeutschland
zusammen!

Im Spätjahr 1946 war sich Washington wohl sicher geworden, daß mit der UdSSR bei der
Schaffung überzonaler deutscher Einrichtungen nicht zu rechnen war. Deshalb wurde das
gesamtdeutsche Ziel nach und nach aufgegeben. Jetzt wurde der effektive Ausbau allein der
Westzonen im Rahmen des westdeutschen Wiederaufbaus zum alleinigen Maßstab amerikanischer
Politik. Clay selbst gab noch vergleichsweise lange - bis in das Jahr 1947 hinein - dem
Versuch einer kooperativen Viermächteverwaltung des ganzen Deutschland den Vorzug.
Schließlich gab auch er diese Hoffnung auf und wurde zu einem der entschiedensten Verfechter
der Anbindung der drei Westzonen an ein neues, auf die USA zentriertes System. Doch gerade
dazu brauchte Washington auch Frankreich und mußte deshalb auch den Streitpunkt Südwestdeutschland
aus dem Weg räumen - sei es durch Beharren auf dem eigenen Standpunkt oder sei
es durch Einlenken!

So konnte sich Clay, der selbst an seinem eindeutigen Kurs gegenüber dem französischen
Verbündeten festhielt, nicht sicher sein, ob auch Washington diesem Kurs jederzeit unverändert
folgen werde. Eine besonders schwierige Situation ergab sich für Clay, als es zu
Jahresanfang 1948 darum ging, im Hinblick auf die bevorstehende Londoner Konferenz über
Deutschland einerseits französische Widerstände möglichst auszuräumen, andererseits aber
doch von seinen eigenen Vorstellungen keine nennenswerten Abstriche zu machen. Ende
Januar 1948 erfuhr Clay mehr beiläufig, daß in Washington im Zusammenhang mit der
Tagesordnung für die kommende Londoner Konferenz offenbar doch überlegt werde,
gegebenenfalls Nordbaden an die französischen Besatzungszone abzutreten, um dafür Südwürttemberg
und Hohenzollern von den Franzosen zu erhalten. Im Ergebnis wäre dies wohl
auf die Wiederherstellung der alten Länder Baden und Württemberg hinausgelaufen, was aber
Washington nun gar nicht zu stören schien, wenn Frankreich nur seine Zone der angloamerika-
nischen Bizone anschlösse. Wie Botschafter Murphy berichtete, war Clay über diesen
Gedanken, der offenbar auch ohne ihn gefaßt worden war, recht ungehalten.

Murphy selbst, so läßt sein Bericht nach Washington über diesen Vorgang schließen, stand
dem französischen Wunsch nicht unbedingt ablehnend gegenüber. Dies nahm freilich nicht
Wunder, hatte doch Murphy schon 1945 die unhistorische Zerteilung Südwestdeutschlands
kritisiert348. Jetzt plädierte er für den Kompromiß einer gemeinsamen amerikanisch-französischen
Besatzungsverwaltung für Baden und Württemberg ohne dabei genau auszuführen, was

348 Ebd.: Itoccursto me, however, that compromise Solution might bepossible. Leaving occupational area
as it now Stands it migth be feasible to organize joint military govemment administration of states of
Württemberg and Baden as separate units. With inauguration of civilian control of military govemment it
might be possible to work out some plan offranco-american integrated Organization in each states of Baden
and Württemberg. I think this should be explored. I know that on French side, many months ago similar
idea was entertained.

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