Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0122
Gerd Friedrich Nüske

deutlich werden - daß die USA mancherlei Rücksicht auf Paris nehmen mußten362. Die
eventuelle Revision der Besatzungsgrenzen in Südwestdeutschland war dabei ein verhältnismäßig
nachrangiger Teil im Gesamtrahmen der amerikanischen Rücksichtnahme - gehörte aber
zweifellos dazu. Hintergrund war das amerikanische Bemühen um die Konstruktion einer
westlichen Gemeinschaft, für die man auch Frankreich benötigte. Insoweit war der Streitpunkt
Südwestdeutschland immer nur eine parallele Funktion der amerikanisch-französischen Beziehungen
, die jeweils die gleichen Kurven aufwies, wenn man diese Entwicklung gleichsam
graphisch darstellen könnte.

Eine vielleicht letzte Gelegenheit, ihre bremsende Rolle gegenüber der amerikanischen
Deutschlandpolitik voll auszuspielen, war für die Pariser Regierung mit dem Jahre 1949
gekommen. Am 15. Januar 1949 schickte Clay abermals ein langes Kabel nach Washington über
eine Besprechung der drei westlichen Militärgouverneure vom gleichen Tag. Unter den nicht
gerade wenigen Problemen, die Clay und sein britischer Kollege Sir Brian Robertson mit
Frankreich hatten, befand sich die Frage nach dem weiteren Schicksal der drei südwestdeutschen
Länder. Der französische Militärgouverneur, General Kcenig, versuchte Clay abermals
das Projekt eines Ländertausches nahezubringen. Clay wies den Vorschlag mit der Begründung
zurück, daß eine eventuelle Verlegung amerikanischer Truppen von Nordbaden nach Südwürttemberg
für die USA zu teuer käme. Wenn, so Clay, die Amerikaner je Nordbaden aufgäben,
dann sollten sie keinesfalls stattdessen Südwürttemberg übernehmen, sondern ihre Besatzungstruppen
in Deutschland einfach durch Abzug der in Nordbaden stationierten Truppen
verringern. Aber im übrigen käme solch ein Tausch ohnehin nicht in Frage363.

Kcenig trug nun vor, seines Erachtens könnten US-Truppen durchaus in Nordbaden
verbleiben. Sie müßten dort aber nur einer französischen Militärregierung unterstellt werden.
Das erschien Clay ganz unmöglich, da er aus einer solchen Situation nur Konflikte erwachsen
sah. Kcenig bedauerte die entschiedene Haltung Clays und deutete eine mögliche Demarche
seiner Regierung in dieser Sache in Washington an. 364.

Als Clay Anfang Februar 1949 einen Bericht des amerikanischen Botschafters in Paris,
Caffery, über dessen Gespräch mit dem Chef der politischen Abteilung des Pariser Außenministeriums
, Maurice Couve de Murville, zu sehen bekam, scheint Clay eine spürbare Verbitterung
überkommen zu sein. Jedenfalls läßt das Schreiben, daß er daraufhin sofort nach Washington

362 Besondere Beachtung verdienen in diesem Zusammenhang die über lange Zeit gleichbleibend
intensive Berichterstattung des amerikanischen Botschafters in Paris, Jefferson Caffery, aber auch andere
amerikanische Analysen der schwierigen innerfranzösischen Situation, vgl.: FRUS 1947 II S. 154, 242,
699-700, 702, 756, 793-794, 811-813, 998, 1164; FRUS 1947 III S. 688-825 passim; FRUS 1948 II S. 320,
322, 324, 328, 336, 492, 492, 548, 922; FRUS 1948 III S. 592-694 passim.

363 Smith, (wie Anm. 323) 2 S. 984-986: After the meeting Koenig stayed with me to again urge our
transfer of North Baden to the French for South Wuerttemberg. I pointed out to General Koenig that we
could not leave American troups in North Baden, suhject to the Orders of French military govemment, as if

any security actions were required against the German population this would he an impossible Situation____/

stated that, in my view, ifwe ever gave up North Baden we should not take South Wuerttemberg but sbould
reduce occupation forces by those presently stationed in North Baden.

364 Ebd. \While Koenig professes to believe that American troops could continue in North Baden under
French military govemment, I know this would lead tofriction and conflict in iurisduction even if it were
possible to place American troops under the Orders of French military govemment for security purposes...
Koenig expressed his regrets but his belief that his Govemment would make a demarche to our Govemment
in Washington on this question.

120


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0122