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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0124
Gerd Friedrich Nüske

Am Vorabend der Washingtoner Außenministerkonferenz trafen sich am 20. März 1949
General Clay und Außenminister Robert Schuman in Paris zu einer vertraulichen Besprechung366
. Die Initiative dazu war von Schuman ausgegangen. Clay entwickelte seine Vorstellungen
über ein friedvolles self-Suffiäent Westdeutschland, eingebettet in eine neue westeuropäische
Ordnung. Schuman schloß sich Clays Vorstellungen an und bemerkte, nach dem Ersten
Weltkrieg hätten die Siegermächte mit Gewalt versucht, in Deutschland eine neue Ordnung
einzuführen. Dieses Mal müsse man es statt dessen mit Uberzeugung versuchen. Schließlich
kam Clay auch auf die südwestdeutsche Angelegenheit zu sprechen und machte dabei
unmißverständlich deutlich, daß ein Tausch Nordbadens gegen Württemberg-Hohenzollern
für ihn überhaupt nicht in Betracht käme. Die Frage Schumans, ob die USA nicht doch die
Wiederherstellung der alten Länder zur Abstimmung stellen wollten, überging Clay mit dem
Hinweis auf die noch zwischen den beiden Besatzungsmächten auszuhandelnde Form der
Besatzungskontrolle. Schuman muß klar gewesen sein, daß es Clay nur um die Durchsetzung
seiner Konzeption ging. Gleichwohl gab sich der Franzose sehr verbindlich und auch Clay
scheint an Schumans persönlichem guten Willen nicht gezweifelt zu haben. Doch am Schluß
seines Gedächtnisprotokolls über die Unterredung mit Schuman schrieb Clay voller Skepsis:
» Whether Mister Schuman can carry out bis views remains to be seen as bitberto bis subordinates
in France and Germany bave succesfully sabotaged bis effort«.

Clay wollte im übrigen diesen erwähnten Bericht vertraulich behandelt sehen: »Since this
report has not been cbecked with Riddleberger and Caffery, please do not distribute widely. In
diesem Zusammenhang ist auffällig, daß der nur einen Tag später durch den genannten
Diplomaten Caffery verfaßte Bericht über das Treffen Clay - Schuman367 insofern abwich, daß
er den Punkt »Tausch von Nordbaden gegen Südwürttemberg« verhältnismäßig knapp
darstellte, obwohl im Ergebnis dasselbe ausgesagt wurde wie in Clays vorausgegangenem
privaten Bericht. Mithin ergibt sich der Eindruck, Clay habe in diesem Punkt eine besonders
gute Gelegenheit gesehen, Frankreich exemplarisch zurückzuweisen und endlich von seinem
eigenständigen deutschlandpolitischen Kurs abzubringen.

Zur Vorbereitung der Washingtoner Außenministerkonferenz entstanden auf amerikanischer
Seite mehrere Denkschriften, die die amerikanische Deutschlandpolitik in grundsätzlicher
Weise herausarbeiteten. Regelmäßig wurde darin auch das südwestdeutsche Problem und
insbesondere der französische Vorschlag eines Tauschs von Nordbaden gegen Südwürttemberg
behandelt368. Aber Paris ging es ja nicht nur um diesen Gebietstausch, vielmehr wollte es die
alten Länder Baden und Württemberg vor einer eventuellen Vereinbarung über ein Besatzungsstatut
und eine gemeinsame Kontrolle eines deutschen Weststaates durch die drei Westalliierten
wiederherstellen369.

366 Smith (wie Anm. 323) 2 S. 1056-1058.

367 The Ambassador in France, Jefferson Caffery, to the Secretary of State (March 22, 1949), in: FRUS
1949 III S. 115-118. Eine Darstellung des Treffens Clay - Schuman aus der späteren Erinnerung in: Lucius
D. Clay, Decision in Germany. Garden City 1950 S. 425-427.

368 Memorandum by the Secretary of State to the President (März 31,1949), Annex: Paper prepared in the
Department of State, in: FRUS, 1949 III S. 142-155, bes. S. 150. (4) The French desire a rearrangement of
the borders of the land of Baden to include North Baden, nowin the American Zone, and suggest the union of
South Württemberg, now in the French Zone, with the Land of Württemberg, now in the American Zone.
Comment: This question is complicated by thepresence of important American military installations in North
Baden, hut informal conversations indicate that agreement in a top level Conference should not he too
difficult.

369 Paper prepared by the Acting Director of the Office of German and Austrian Affairs Robert Murphy
(March 23, 1949), in: FRUS, 1949 IIIS. 118-131,S. 126: ...French endeavors to ohtain a prior decision on
the reconstitution of the original states of Baden and Wuerttemberg and alteration of the occupation zones
accordingly so that the French would occupy North Baden instead of South Wuerttemberg.

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