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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0147
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

nicht ohne die Zustimmung der Französischen Militärregierung veröffentlicht werden. Angesichts
der zu diesem Zeitpunkt schon weit entwickelten Mitwirkungsmöglichkeiten der
deutschen Minister und Beamten in der Bizone hätte das erwähnte französische Zugeständnis
die Ministerpräsidenten der Französischen Zone kaum beeindrucken dürfen. Die Regierungschefs
von Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern, Peter Altmeier und Lorenz Bock,
schienen gleichwohl in Koenigs Zugeständnis einen Fortschritt zu sehen. Staatspräsident Bock
und seine Tübinger Regierung freilich standen in jenen Tagen mitten in einer schweren
Auseinandersetzung mit der dortigen Militärregierung über die französische Demontage, so
daß seine Haltung gegebenenfalls von daher zu verstehen war. Eine andere Situation bestand
aber im August 1948, als General Koenig unvermutet noch einen sehr detaillierten Plan über ein
sofort einzurichtendes Sekretariat für die Zusammenkünfte der Fachminister für Wirtschaft der
drei Länder der Französischen Besatzungszone in Deutschland veröffentlichte419. Danach
sollte sich das Sekretariat in neun Hauptabteilungen gliedern, von denen die meisten in mehrere
Unterabteilungen oder angeschlossene Organisationen zerfielen. Die Hauptabteilungen sollten
je einen selbständigen Sekretär erhalten, außerdem sollten ihnen zahlreiche Sachverständige für
die verschiedensten einzelnen Fachgebiete beigegeben werden. Alles in allem war bei dieser
französischen Initiative offensichtlich, daß einerseits entsprechende Einrichtungen der anglo-
amerikanischen Zone kopiert wurden, andererseits aber den Deutschen eine entscheidende
Mitwirkungsmöglichkeit über diese Institution versagt bleiben sollte. Gleichwohl unternahm
die Französische Militärregierung in Baden-Baden alles, um den Deutschen diese Neuerung im
rechten Licht erscheinen zu lassen. Sie erließ sogar für alle deutschen Zeitungen in der
Französischen Zone die Auflage, das entsprechende Kommunique von General Koenig über die
Organisation der Ministerzusammenkünfte in der nächsten Nummer in vollem Wortlaut
einschließlich Anlage abzudrucken420. In der Tat erschienen dann in allen Zeitungen der
Französischen Zone entsprechende Berichte und Meldungen, so etwa in der Schwäbischen
Zeitung-Leutkirch unter der dieser Vorgang eher ins Komische ziehenden Uberschrift:
»Deutschlands neue Organisation«! Gelegentlich erschien diese Meldung zusammen mit einer
anderen, die vom nahezu gleichzeitigen Besuch des neugewählten Staatspräsidenten von
Württemberg-Hohenzollern beim französischen Gouverneur, General Widmer, berichtete421.

Für die Minister- und Staatspräsidenten der deutschen Länder der Französischen Zone war
es - angesichts der Verhältnisse in den anderen Westzonen - keine Frage, was von der
französischen Initiative zu halten war. Problematisch war aber, wie und in welcher Form die
einzelnen deutschen Repräsentanten darauf reagieren würden. Zunächst wurde eine alsbaldige
Zusammenkunft beschlossen, anläßlich der über eine möglichst einheitliche Haltung der drei
Länder beraten werden sollte. Am 21. August 1948 einigten sich schließlich in Bad Dietzenbach
die Regierungschefs der Länder der Französischen Zone Gebhard Müller, Leo Wohleb und
Peter Altmeier darauf, das ständige Sekretariat in Baden-Baden abzulehenen. Staatsrat Schmid
unterrichtete das Staatsministerium wenige Tage später, man sei der Meinung gewesen, daß die
Errichtung eines ständigen Sekretariats im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr als notwendig
und zweckmäßig angesehen'werden könne, das Marshall-Büro vielmehr ausreichend sei*22. Es
vergingen allerdings noch Tage, bevor einer der drei Regierungschefs der französischen Zone
die in Bad Dietzenbach bezogene Position der französischen Seite mitteilte. Dies lag ganz
offensichtlich an der zögerlichen Haltung des badischen Staatspräsidenten Wohleb, der sich -
wie oft - scheute, der französischen Regierung allzu unvermittelt entgegenzutreten und sicher
eine eher diplomatische Lösung vorgezogen hätte.

419 Journal Officieldu Commandement en Chef Francais en AllemagneNr. 1/92 vom 18. 8 1948. S. 1644.

420 Aktennotiz vom 27. 8. 1948 von Ministerialrat G.H. Müller, in: StA Sig Wü 2 Bü 1661.

421 So z.B. Schwäbische Zeitung, Leutkirch vom 17. 8. 1948.

422 Niederschrift über die 70. Sitzung des Staatsministeriums am Donnerstag, den 26. 8. 1948.

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