Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0150
Gerd Friedrich Nüske

de s'y rendre. Gleichwohl war das Unternehmen zum Scheitern verurteilt, ja es ist wohl nie zu
einem ordnungsgemäßen Beginn der Tätigkeit dieser Einrichtung gekommen.

Am 1. Oktober 1948 diskutierten Vertreter der Länder mit Oberst Radenac eine eventuelle
Verlegung des - noch gar nicht arbeitenden - Sekretariats nach Mainz, um von dort den
Anschluß der Französischen Zone an die Bizone vorzubereiten. Doch die deutschen Regierungen
brachten schließlich auch diese Variante zu Fall. Alles in allem war das Projekt ein
bezeichnendes Symptom für die verzweifelten Versuche der - durch und durch gaullistischen-
Französischen Militärregierung in Baden-Baden gewesen, den allmählichen Niedergang des
Versuchs einer autonomen Deutschlandpolitik aufzuhalten. Zugleich war es aber auch ein
Musterbeispiel dafür gewesen, was ein Zusammenspiel deutscher Länder gegen das Diktat einer
Besatzungsmacht erreichen konnte.

Die hartnäckigen Vorstöße der Regierungschefs der Länder der französischen Zone auf
einen Anschluß an die schon bestehende angloamerikanische Bizone veranlaßte General Kcenig
im Juli 1948 zu einer schriftlichen Stellungnahme, die er gleichermaßen an Peter Altmaier, Leo
Wohleb und Gebhard Müller richtete. Kcenig nahm darin Bezug auf die anläßlich der
Frankfurter Konferenz von den Adressaten geäußerte Ansicht, die politische und wirtschaftliche
Entwicklung der französischen Zone sei weniger weit fortgeschritten als die der Bizone.
Kcenig gab sich über die Worte der Ministerpräsidenten sehr verschnupft: J'ai ete tresfrappe de
ce que vous m'avez dit, et j'ai ete amene ä considerer si teile etait bien la Situation. Wie nicht
anders zu erwarten, kamen die Vergleiche, die Kcenig durch seine Mitarbeiter in Baden-Baden
hatte ausstellen lassen, zu dem Ergebnis, daß die augenblicklichen Lebensbedingungen der
deutschen Bevölkerung in der französischen Zone fast genau die gleichen seien, wie diejenigen
der Bizone. Als Beleg dafür führte Kcenig die von ihm getroffenen Maßnahmen an, die dazu
gedient hätten, die politischen Rechte der deutschen Länder zu steigern. Als wichtigsten Beweis
rührte Kcenig in diesem Zusammenhang die fast vollständige Diskussionsfreiheit der Landtage
der französischen Zone an. Darüberhinaus habe Kcenig weiteres veranlaßt, wodurch der
Einklang der Lebensweise zwischen der französischen Besatzungszone und der Bizone
hergestellt werde: D'autres mesures harmonisent le mode de vie de la Z.F.O. et celui de la
Bizone. Über Einzelheiten ließ sich Kcenig freilich kaum aus. Er sprach nur dunkel von der
Verminderung etwa der Abgaben zugunsten der Besatzungsmacht, von der bedeutend geschmeidigeren
Gestaltung der Kontingentierungsregeln und ähnlichem. Auf dem finanziellen
Gebiet sei seit der Einrichtung der Bank Deutscher Länder eine fast vollständige Koordination
zwischen den Westzonen erreicht worden. Ähnliches gelte für den Außenhandel. Auch
bezüglich der Verkehrsbeschränkungen stünde demnächst deren vollständige Abschaffung
bevor.

Weniger enigmatisch sprach Kcenig dann von den Demontagen in der französischen Zone.
Hier wies er die deutschen Ministerpräsidenten unmißverständlich darauf hin, daß die
Demontagen das Ergebnis internationaler Abkommen seien und mitnichten einer Sonderaktion
Frankreichs zugeschrieben werden dürften. Die Demontagelisten würden für alle drei Westzonen
aufgestellt und abzubauende deutsche Anlagen würden Frankreich von einer Interalliierten
Agentur in Brüssel zugewiesen. Zudem sei die Demontage eine Garantie für die Anwendung
des Marshallplans auch in der französischen Zone. Schließlich betrügen die Demontagen in der
französischen Besatzungszone nur 6 Prozent derjenigen der angloamerikanischen Bizone. Die
Demontagen in der französischen Zone müßten aber 14 Prozent betragen, wenn man die
unterschiedlichen industriellen Potentiale - Bizone einerseits, Französische Zone andererseits -
in Rechnung stelle. Alles in allem blieben nach Abschluß der Demontagen in der französischen
Besatzungszone die Existenzmöglichkeiten der deutschen Bevölkerung durchaus auf einer
angemessenen Stufe. Ja diese überstiegen sogar noch die Verhältnisse von 1936 und machten
auch die Wiederaufnahme von Exporten möglich. Kcenig führte sein Schreiben mit dunklen
Drohungen fort. Er gab seiner Zuversicht Ausdruck, daß all die erwähnten Verbesserungen
geeignet seien, die Bedenken der deutschen Regierungschefs zu zerstreuen. Auch sollten sie

148


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0150