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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0151
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

dafür geeignet sein, die Stellung der Ministerpräsidenten zu festigen: Elles nepeuvent manquer
de renforcer votre autorite de Chef de Gouvernement et elles fortifieront votre position äl'egard
du Landtag et des partis politiques de vortre Etat.

Koenig endete seinen Brief mit dem Hinweis, daß es seines Erachtens besonders angebracht
sei, den Inhalt seines Briefes bei der nächstbesten Gelegenheit entweder im Landtag oder vor
den Führern der politischen Parteien oder an sonstwie geeigneter Stelle bekanntzumachen.
Damit werde dann ja gerade die Bevölkerung von den französischen Erkenntnissen unterrichtet
, die Bevölkerung, von der nach Angabe der Regierungschefs ja gerade die Beschwerden
ausgingen, wie die Ministerpräsidenten General Koenig mitgeteilt hätten426.

Insgesamt war das Schreiben Kcenigs eine gelungene Mischung zwischen tatsächlich
zwischenzeitlich von der französischen Militärregierung den Deutschen eingeräumten Kompetenzen
und einer Verschleierung der Unzulänglichkeiten in der französischen Zone, die
natürlich beim Vergleich mit der Bizone besonders hervortreten mußten. In Tübingen war der
Brief Kcenigs an Staatspräsident Lorenz Bock gerichtet gewesen. In Gebhard Müller freilich
hatte Koenig einen Gesprächspartner anderer Art gefunden, als es der verstorbene Staatspräsident
Bock gewesen war. Das Schreiben General Kcenigs fiel zudem in die Zeit des äußerst
gespannten Verhältnisses zwischen Tübinger Militärregierung und südwürttembergischer
Staatsregierung, auf deren Höhepunkt die Regierung schließlich zurücktreten sollte .

Das Tübinger Kabinett verwarf in einer Sitzung vom 26. Juli den Vorschlag von General
Kcenig, dessen Schreiben bekanntzumachen428. Unter anderen Umständen hätte es sich dem
wohl nicht widersetzt. Das südwürttembergische Kabinett beschloß aber, durch die einzelnen
Ministerien Feststellungen darüber treffen zu lassen, ob und inwieweit die Unterschiede
zwischen der angloamerikanischen und der Französischen Zone sich verringert hätten, wie es
General Kcenig in seinem Brief an die deutschen Regierungschefs behauptet hatte. Am
23. September 1948 antwortete der neue Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern,
Gebhard Müller429. Er teilte dem Chef der Französischen Militärregierung unumwunden mit,
daß nach den nun vorliegenden Untersuchungsergebnissen in Württemberg-Hohenzollern die
gewiß allseits gewünschten und erstrebten Verbesserungen sich im Zeitpunkt der Abfassung
Ihres Schreibens vom 26. 7. 1948 leider noch nicht in dem von Ihnen geschilderten Maße
ausgewirkt haben. Vor allem beklagte Müller die unveränderte Doppelverwaltung: Militärregierung
einerseits und deutsche Landesregierung andererseits, die die freie Initiative der
deutschen Verwaltung immer wieder im Keim erstickte. Nicht die fast vollständige Diskussionsfreiheit
des Landtags und die bisherigen Maßnahmen zur Erweiterung der deutschen Machtbe-

426 Commandent en Chef Franjais en Allemagne. Le General. Baden-Baden, le 26 juillet 1948. Nr.:
04078/CC/CAC, in: StA Sig Wü 2 Bü 9. Das Schreiben Kcenigs war an die Ministerpräsidenten der drei
Länder der französischen Besatzungszone in Deutschland gerichtet und zwar jeweils über die Chefs der
zuständigen französischen Militärregierungen in Koblenz, Freiburg und Tübingen. Auch dies war ein
Zeichen für die tatsächliche Einschätzung der deutschen Regierungen durch Baden-Baden.

427 Bei Konstanzer (wie Anm. 379, S. 75 und S. 80) entsteht der Eindruck, daß das Schreiben Kcenigs in
direkter Beziehung mit den Auseinandersetzungen zwischen Tübinger Militärregierung und der dortigen
Staatsregierung stand. Dies ist so nicht zutreffend, wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß es in diesen
Tagen einen Zusammenhang zwischen allen französischen Äußerungen und deutschen Gegenäußerungen
gab, insofern sich alles um die strittigen Zuständigkeiten der Deutschen drehte. General Kcenigs Schreiben
jedenfalls nahm offensichtlich seinen Ausgang von den Beschwerden der deutschen Regierungschefs
anläßlich der Ministerpräsidentenkonferenzen der drei Westzonen und war möglicherweise mehr auf die
angloamerikanischen Alliierten gemünzt. Von dem massiven Widerstand von Regierung und Landtag in
Südwürttemberg gegen die französischen Demontagen wurden sowohl Kcenig als auch Widmer völlig
überrascht.

428 Niederschrift über die 63. Sitzung des Staatsministeriums am 28. 7. 1948.

429 Schreiben des Staatspräsidenten von Württemberg-Hohenzollern an General Kcenig, vom 23. 9.
» 1948, nach freundlicher Mitteilung von Präsident Gebhard Müller.

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