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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0153
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

suchungen angestellt, so zur Entnazifizierung, zur Landwirtschafts- oder Wirtschaftsgeschichte
, zur Schul- und Kulturpolitik u. a. m432.

Im Vergleich zur Forschungslage über die amerikanische Zone ist die über die Französische
Zone aber nur als defizitär zu bezeichnen. Dieser Mangel erklärt sich nicht zuletzt aus dem -
zumindest bis heute andauernden - französichen Zögern bei der Freigabe der einschlägigen
französischen Akten. Auch auf der Ebene oberhalb der westdeutschen Nachkriegsländer ist -
im Vorfeld der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Geschichte - das Zustandekommen der
sogenannten Trizone vergleichsweise gut dokumentiert. Allerdings beschäftigte man sich dabei
- aus immer dem gleichen Grund der französischen Aktenverweigerung - vor allem mit dem
amerikanischen Bemühen, die deutschen Länder der Westzonen zusammenzuschließen.
Frankreich und vor allem die französische Militärregierung für Deutschland in Baden-Baden
leistete bekanntlich starken bis erbitterten Widerstand gegen alle zentralen deutschen Einrichtungen
. Dies betraf zonenübergreifende staatliche deutsche Einrichtungen und erst recht
sonstige zonenübergreifende Zusammenschlüsse wie die politischen Parteien. Was Paris und
Baden-Baden dem amerikanischen Drängen auf einen deutschen Weststaat entgegensetzten,
fand in der historischen Forschung vergleichsweise wenig Beachtung.

Dies verwundert nicht, da schon die deutschen Zeitgenossen von den französischen
Vorstellungen nichts, aber auch gar nichts wissen wollten. Das amerikanische Leitbild erschien
den Nachkriegsdeutschen als derart überlegen und zugleich als einzige Möglichkeit, wieder
anerkannter Partner einer Weltmacht zu werden, daß daneben alle anderen Möglichkeiten keine
ernstzunehmende Alternative sein konnten. Zu diesen gleichsam Unmöglichkeiten zählte auch
die von de Gaulle so genannte Solution frangaise de la question allemande, die für die Deutschen
der Zeit eigentlich nicht viel besser war als das sowjetische Deutschlandmodell.

Solange also Frankreich noch nicht von den USA auf deren Kurs gezwungen worden war,
und so lange ein mitspracheberechtigter westdeutscher Staat noch nicht bestand, so lange
mußten sich die Regierungen der deutschen Länder der französischen Zone immer noch mit
Paris und Baden-Baden auseinandersetzen. Ob der französische Versuch von 1947, den
deutschen Verfassungen sowohl der Länder als auch und vor allem der eines deutschen
Staatenbundes seinen Stempel aufzudrücken, überhaupt realistisch war, mag hier dahingestellt
bleiben433. Bemerkenswerter waren vielleicht diejenigen Bereiche des öffentlichen Lebens, wo
die französische Besatzungsmacht kraft Besatzungsrechts seit 1945 eine unmittelbare Zugriffsmöglichkeit
besaß und deshalb versuchen konnte, eigene Vorstellungen gegen die Deutschen
und gegen den amerikanischen Verbündeten durchzusetzen.

In diesem Zusammenhang beachtenswerte Beispiele bieten die Post und vor allem die Bahn.
Zwei Bereiche also, die in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht ganz in die Hand der
Besatzungsmacht gefallen waren und bei denen die deutschen Länderregierungen der französischen
Zone deutsche Wünsche der Militärregierung gegenüber einzeln und mühevoll geltend
machen mußten. In der Folge wird auch zu prüfen sein, ob und inwieweit die deutschen

432 Vgl. die Literaturberichte von Gerd Friedrich Nüske, Neuere Literatur zur Geschichte der
südwestdeutschen Länder 1945-1952. In: Kriegsende 1945 und demokratischer Neubeginn am Oberrhein
(Oberrheinische Studien 5) 1980 S. 383-422 und Rainer Hudemann, Französische Besatzungszone
1945-1952, in: Neue Politische Literatur 26 (1981) S. 325-360. Ferner neuerdings Klaus-Dietmar
Henke, Politische Säuberung unter französischer Besatzung. Die Entnazifizierung in Württemberg-
Hohenzollern (Schriftenreihe der Vierteljahrsheft für Zeitgeschichte 42) Stuttgart 1981; Karl-Heinz
Rothenberger (wie Anm. 469); Rainer Hudemann, Sozialstruktur und Sozialpolitik in der französischen
Besatzungszone 1945-1950. Materialien und Forschungsprobleme, in: Jahrbuch für westdeutsche
Landesgeschichte 5 (1979) S. 373-408.

433 Zur französischen Haltung zur deutschen Verfassungsfrage vgl. ZHG 18 (1982) S. 243 ff.
434-435 Entfällt.

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