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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0164
Gerd Friedrich Nüske

französischen Zone machen464. Auch hier war Frankreich nicht bereit gewesen, eine gemeinsame
Postverwaltung mit den anderen Besatzungszonen zuzulassen. Beim Gouvernement
Militaire de la Zone Franchise d'Occupation in Baden-Baden war schon bald eine Direction
General des Affaires Administratives errichtet worden. Die französischen Postexperten sahen
sich aber angesichts der deutschen Fernmeldetechnologie erheblichen Schwierigkeiten gegenüber
. Immer wieder wird glaubhaft berichtet, daß deutsche Fernschreibgeräte als gewöhnliche
Schreibmaschinen mißdeutet wurden und nach dieser Behandlung nicht mehr zu gebrauchen
waren. So beschloß Baden-Baden die zunehmende Hinzuziehung deutscher Fernmeldetechniker
. Das Ergebnis schließlich war die Errichtung des »Service Central Technique Allemand des
Postes et Telecommunicatoins de la Zone Franchise d'Occupation« in Rastatt, da eine
Unterbringung im durch die französische Militärregierung für Deutschland und dem französischen
Oberkommando ohnehin überbelegten Baden-Baden nicht möglich war. In Anlehnung
an das frühere Reichspostzentralamt benutzte man auf deutscher Seite die Amtsbezeichnung
»Deutsches Postzentralamt in der französischen Zone« (DPZ). Dieses DPZ nahm am i. September
1945 seinen Amtsbetrieb auf.

Die Baden-Badener Militärregierung brauchte aber bis zum 6. Januar 1947, bis der
Administrateur General mit der Verfügung Nr. 193 den Gesamtumfang der Zuständigkeiten
und Aufgaben des DPZ endlich bekanntgab465. Auch hier war die Entwicklung in den drei
Westzonen ähnlich wie beim Eisenbahnwesen gewesen: Seit dem 6. März 1947 bestand in
Frankfurt am Main eine voll funktionsfähige »Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen
des Vereinigten Wirtschaftsgebiets«, der zusammengelegten anglo-amerikanischen Zone
also466. Erst jetzt entschloß sich Baden-Baden für die französische Besatzungszone eine
wenigstens vergleichbare Einrichtung zu schaffen. Doch stattete sie die neue deutsche Behörde
nicht mit den Befugnissen aus, wie sie in etwa einer deutschen Oberbehörde entsprochen
hätten, sondern verstand diese mehr oder weniger als bloße Verbindungsstelle zur korrekten
Weitergabe ihrer Anordnungen an das deutsche Postwesen.

Als leitender französischer Verwaltungsbeamter residierte bei einer jeden Oberpostdirektion
in der französischen Zone ein »Delegue superieur«. Für Rheinland-Pfalz mit den
Oberpostdirektionen Neustadt an der Weinstraße und Trier bestand zudem ein »Delegue
General«. Mit diesen Posten sollte sichergestellt werden, daß auch alle Postbehörden den
französischen Anweisungen nachkamen.

Noch deutlicher als im Fall der Eisenbahnen wurde beim Postwesen in der französischen
Zone, daß diese in einen Nord- und Südteil getrennt war. Offenbar schon damals wurde von
deutschen Postbeamten gemutmaßt, daß es den Amerikanern bei der merkwürdigen geographischen
Gestalt der französischen Besatzungszone anstelle der vorgeschobenen strategischen
Gründe mehr darum gegangen war, durch Passieren der amerikanischen Besatzungszone eine
Kontrolle des Transitverkehrs zwischen den beiden Teilen der französischen Zone zu erlangen.
Wie sich auch aus anderen Zusammenhängen ergibt, führten die Amerikaner den französischen
Transitverkehr auf der Straße zwischen zwei Kontrollpunkten der Gendarmerie Franchise und

464 Vgl. zum folgenden Wilhelm Ebenau: Der Wiederaufbau des Post- und Fernmeldewesens in der
französischen Besatzungszone nach 1945. Erinnerungen an das Deutsche Postzentralamt in Rastatt, in:
Archiv für deutsche Postgeschichte 1/1979 S. 41-57. Ferner auch Udo Kairies; Die französische
Postzensur im Bezirk der OPD Freiburg (Breisgau), in: Postgeschichtliche Blätter für Südbaden Neue
Folge Heft 4/Januar 1978 S. 4-48.

465 Verfügung Nr. 193 des Administrateur General über Errichtung eines deutschen Zentral-, Post- und
Fernmeldeamtes der Französischen Besatzungszone bei der Direction der P. T. T. des G. M. Z. F. O. vom
6. Januar 1947, in: Journal Officiel du Commandement en Chef Fran^ais en Allemagne No. 52/1947.

466 Vgl. Ludvig Kammerer: Der Wiederaufbau der Post in der britischen Besatzungszone nach dem
Zusammenbruch 1945, in: Archiv für deutsche Postgeschichte 2/1978 S. 5-18.

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