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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0179
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

seinen eigenen deutschlandpolitischen Kurs verfolgen konnte, auch nachdem die offizielle-
Pariser Politik sich schon anders orientiert hatte.

Vor allem war es der Ort Baden-Baden, den die Franzosen für das Hauptquartier ihrer
Organisation in Deutschland gewählt hatten. Da lag auch auf amerikanischer Seite die
Assoziation mit dem Badeort Vichy, dem Sitz der Regierung des Marschalls Petain, nur zu
nahe. Dabei hatten sich die Amerikaner im Badeort Wiesbaden und die Briten in Bad
Oeynhausen nur zu gut eingerichtet. Baden-Baden war eben derjenige Ort in der Französischen
Zone gewesen, der unzerstört über die besten Unterkünfte verfügte. Das luxuriöse Ambiente in
Baden-Baden war den Franzosen sicher nicht unlieb520, doch waren es die Amerikaner
gewesen, die 1945 bei den Auseinandersetzungen um die französische Besatzungszone noch
u. a. Baden-Baden aus eigenem Antrieb und zusätzlich - nachdem die Franzosen auf Nordbaden
hatten verzichten müssen - anstelle von Karlsruhe der französischen Zone zugeschlagen
hatten521.

In Tübingen werden die Verhältnisse der dortigen Militärregierung ähnlich denen in Baden-
Baden gewesen sein - nur eben kleiner. Doch nur selten erhielt die Staatsregierung verläßliche
Kenntnisse über Organisationen und Personalstärke der französischen Militärregierungen. In
der Jahresmitte 1950 hatte das Wirtschaftsministerium Württemberg-Hohenzollern die Anfrage
der Frankfurter Zentralstelle für Besatzungsbedarf zu beantworten522. Gefragt war dabei
nach denjenigen Dienststellen der Wirtschaftsverwaltung, die Besatzungsfragen bearbeiteten,
was in Tübingen das Wirtschaftsministerium selbst erledigte. Offenbar in diesem Zusammenhang
wurden in Tübingen einige Übersichten angelegt, die Aufbau und Umfang einiger
Gliederungen der Militärregierungen wiedergaben523. Danach umfaßte die »Administration
generale de la delegation superieure du Württemberg« in Tübingen nach dem Stand von April
1949 im Zivil- und Militärkabinett des Gouverneurs, der Zentralabteilung also, nur 22
Personen, die »Services des Affaires administratives« bereits 35 Mitarbeiter, die »Services des
affaires economiques et financieres« aber 69 Mitarbeiter. Das genannte Wirtschafts- und
Finanzressort umschloß die Referate: Dokumentation, Preisfestsetzung, Wirtschaftskontrolle,
Koordination, Preiskontrolle, Außer- und Interzonenhandel, Industrieproduktion, öffentliche
Versorgung (Wasser, Gas, Elektrizität), Ernährung, Landwirtschaft, Wasser und Forsten,
Reparationen und Restitutionen, Liegenschaftsverwaltung, Transportwesen, Arbeit, Finanzen
, Handelsmissionen sowie attachierte Dienste und Anstalten wie Zollwesen und Staatsdruk-

520 Ebd. S. 77: »Its luxury hotels were virtually undamaged, its orchestra continued to play Waldteufel
waltzes in the polished ballroom of the casino, and its whole atmosphere of luxuriant repose was quite alien
to the misery of bombed - out Ludwigshafen or Mainz, or, perhaps more pertinently, to the hardships
remaining in Brest, Caen, or Rouen«.

521 The Acting Secretary to State of the Ambassador in the United Kingdom, Winant (June 21, 1945), in:
FRUS, 1945 III S. 343f: ...While JCS [= Joint chiefs of staff] previously approved as a last resort to
settlement the ceding of the Bezirk of Karlsruhe to the french, subsequent conversations here with US officers
from SHAEF[= supreme headquarters allied expeditionary forces] indicate strongly that out of the Bezirk of
Karlsruhe only the Kreise of Bühl, Baden-Baden and Rastatt previously offered should novo he offered to the
French. You should limit the US offer accordingly...

522 Zur Zentralstelle für Besatzungsfragen (ZBB) vgl. Walter Vogel (wie Anm. 425) 2 S. 201-205,
wonach diese Einrichtung der amerikanischen und britischen Besatzungsmacht 1950 in die Verwaltung des
Bundes überführt wurde und sich ab 26. 9. 1950 Bundesstelle für Besatzungsfragen nannte. Inwieweit -
spätestens seit Begründung der Trizone - dieser Stelle Aufgaben auch in der französischen Zone übertragen
wurden, bleibt bei Vogel unklar, ebd. S. 205 Anm. 8 nur die Bezeichnung »Deutsches beratendes Büro für
das Beschaffungswesen der französischen Besatzungsmacht, Abteilung Wirtschaft«, in Baden-Baden ein
Verbindungsbüro bestanden.

523 In: StA Sig Wü 140/7010/1-3, alle offenbar von April 1949.

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