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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0194
Gerd Friedrich Nüske

n'avait jamais offenes. Diese Offerten sollten er und seine Militärregierungen machen, freilich
wäre Deutschland zu teilen: D'ailleurs, je ne doutais guere qu'elle dut rester coupee en deux et
que la Russie sovietique voulüt garder ä sa discretion le morceau des terres germaniqu.es d'oü
justement etaientparties les imparties les impulsions vers »l'espace vital«5b2. Aber gerade darin
meinte er ja einen naturgegebenen Verbündeten in der Sowjetunion gefunden zu haben.

Die heutige Schilderung der Ära der französischen Besatzung ist bei manchem der damals
verantwortlich handelnden Deutschen, soweit sich diese heute dazu äußern, von einer gewissen
Milde gekennzeichnet, ja hat sogar verklärende Züge angenommen. Bei Carlo Schmid wird man
dies aufgrund von dessen besonderer Affinität zu Frankreich verstehen müssen. Deshalb wurde
als Beispiel in diesem Zusammenhang dessen ehemaliger Staatspräsident Gebhard Müller
angeführt. Dessen Beurteilung der französischen Besatzungsmacht, wie er sie heute gibt, war
noch in den fünfziger Jahren ungleich kritischer563. Doch ganz offensichtlich ergaben sich aus
der deutsch-französischen Verständigung gewisse hemmende Wirkungen. Um so erstaunlicher
ist es, wenn in der neuesten wissenschaftlichen Literatur gerade in den Tagen der ersten
Präsidentschaft de Gaulies ein deutsch-französisches Rapprochement gesehen wird und viel
weniger bei den dem General nachfolgenden Regierungen564.

Frankreich hatte sich durch General de Gaulle eine Besatzungszone in Deutschland mit
diplomatischen Mitteln und durch die Macht der militärisch geschaffenen und nicht mehr
umkehrbaren Gegebenheiten erzwungen. Für diese französische Besatzungszone bildete der
Rhein gleichsam das unverzichtbare Rückgrat, zu dessen beiden Seiten sich die französische
Zone erstreckte. Ein französisch besetztes Baden war deshalb unverzichtbar, ein französisch
besetztes Württemberg wäre zwar nicht unwillkommen, aber doch nicht unbedingt erforderlich
gewesen. Mehr als unbefriedigend mußte aber sein, was als Ergebnis der amerikanischfranzösischen
Auseinandersetzung schließlich feststand, nämlich eine Zerreißung der alten
Länder Württemberg und Baden, nur um Frankreich nicht in den Besitz von Gesamtbaden
kommen zu lassen. Daraus folgerte, daß Frankreich und vor allem seine Militärregierung in
Baden-Baden am Ziel eines wiederhergestellten Baden unverändert festhielten, während das
Frankreich 1945 aufgedrängte Südwürttemberg von diesem unentwegt zur Verhandlung gestellt

562 De Gaulle (wie Anm. 383) S. 206-207.

563 Gebhard Müller, Das Glück im Winkel. In: 10 Jahre Landesverband der CDU Württemberg-
Hohenzollern. - Festschrift. Tübingen 1956. S. 17-23, bes. S. 19: So sehr mich seine [= de Gaulies] Rede
innerlich beeindruckte, so empfand ich doch angesichts der damals wie eine Woge des Entsetzens durch die
Zone gehenden Vergewaltigungen, Plünderungen und Unrechtstaten den geradezu stürmischen Beifall, den
diese Rede fand, als peinlich und unpassend. Freilich hat de Gaulle in der leider nur wenige Monate
währenden Zeit seines Oberbefehls in Deutschland sich alle nur erdenkliche Mühe gegeben, geordnete
Verhältnisse herzustellen.

564 Wenig überzeugend sind deshalb Spekulationen über ein schon rasch nach der Besetzung einsetzendes
deutsch-französisches Rapprochment, vgl. Rainer Hudemann, La zone Franchise d'occupation sous le
premier gouvernement du General (mai 1945 a janvier 1946), in: Etudes gaulliennes 23/24 (1978) S. 25-37,
ders., Französische Besatzungszone 1945-1952, in: Neue Politische Literatur XXXVI/3 (1981)
S. 325-360, bes. S. 327 f. Gewiß hat sich de Gaulle bezüglich der inneren Probleme der französischen
Besatzungszone kaum geäußert. Andererseits standen seine deutschlandpolitischen Vorstellungen in
auffallender Nähe zu mancherlei französischen Verlautbarungen. Als Beispiel sei auf Paul Ollagnier, Les
Trois Allemagnes, O. C. L A. 1946 (Preface d'Andre Francois-Poncet), passim, verwiesen, den zu Recht
schon Grosser (wie Anm. 353) S. 195 f. und Hans-Peter Schwarz (wie Anm. 346) S. 739 Anm. 25
angeführt haben. Nach Ollagnier sollte Ostdeutschland dem russischen Imperium zugeschlagen werden,
da seine Bewohner ohnehin slawischer Abstammung seien und dann auch noch dem Luthertum
anheimgefallen seien, ohne überhaupt recht christianisiert worden zu sein. Der seelisch romanisierte,
christliche Westen und Süden Deutschlands hingegen müsse an den von Frankreich geführten Westen
gelangen. Dieser von Grosser so bezeichnete Kulturbiologismus fand sich auch bei de Gaulle, wenn er von
seinem Triumphzug durch Deutschland berichtete.

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