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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0196
Gerd Friedrich Nüske

Anhand von amerikanischen Überlieferungen ließ sich dartun, daß auch die Amerikaner ein
erhebliches Maß an Intransigenz an den Tag legen konnten, wenn es sich um den französischen
Verbündeten handelte. Das amerikanische Verhalten und vor allem die amerikanische Weigerung
, die alten Länder Baden und Württemberg in einem alliierten Arrangement wiederherzustellen
, gab der aufkommenden Südweststaatbewegung starken Auftrieb. Zweck der vorliegenden
Studie war auch, wie eingangs gesagt, einige Grundlinien der Besatzungspolitik darzulegen,
wie sie sich im geteilten Südwestdeutschland offenbarten. Bei Berücksichtigung nicht nur der
einschlägigen deutschen Quellen wird rasch offenbar, wie vielfältig die Wechselwirkungen
zwischen Landesgeschichte einerseits und übergreifender Geschichte andererseits sind -
zumindest im Bereich der Zeitgeschichte. Hans-Peter Schwarz schrieb 1980 in der Neuauflage
seines bekannten Standardwerks zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland: »Im
ganzen birgt die französische Deutschlandpolitik der Jahre 1945-1947 allerdings noch viele
Rätsel. Die neueren Arbeiten bestätigen durchweg die im vorliegenden Buch beschriebenen
Grundzüge einer unbarmherzigen Sicherheits- und Reparationspolitik«566. Diese Feststellung
wird sicher auch weiterhin Gültigkeit beanspruchen können, wie auch die kürzlich gegebene
Formulierung Richard Löwenthals: »Wie Frankreich bei dem Versuch der Niederhaltung
Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg die führende Rolle gespielt hatte, so war auch die
Abwendung Frankreichs von einem solchen Konzept nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend
für das Gelingen der Einbeziehung der Bundesrepublik in eine neue westliche Zusammenarbeit
. Während die ersten französischen Nachkriegsregierungen noch Konzepte der Lostrennung
des Rheinlands und Saargebietes und der territorialen Internationalisierung der Ruhr
vertraten... erkannten die maßgebenden französischen Führer bald danach, daß unter den
Bedingungen des Ost-West-Konflikts um Deutschland dessen Bindung an den Westen nicht auf
der Basis der Niederhaltung durch einseitige Kontrolle, sondern nur auf der Basis der
Gleichberechtigung und gegenseitigen Kontrolle dauerhaft gestaltet werden könnte. Nicht
Charles de Gaulle, der zu dieser Einsicht erst ein Jahrzehnt später in seiner zweiten und letzten
Regierungsperiode kam, als sie schon längst verwirklicht war, sondern Jean Monnet und Robert
Schuman waren mit dem Schuman-Plan die Pioniere dieser Wendung, die wesentlich zur
Stabilisierung des demokratischen Grundkonsens in der Bundesrepublik beigetragen hat«567.

566 Schwarz (wie Anm. 346) S. L.

567 Richard Löwenthal, Unser demokratischer Grundkonsens - seine Grundlagen und Gefährdungen
. In: Stiftung Volkswagenwerk. Festakt zum 20jährigen Arbeitsjubiläum. Hannover 1982. S. 28-A2,
hierS. 33 f.

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