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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0213
Besprechungen

einmal der beigefügte Bildanhang ist in den erzählenden Text einbezogen; Verklammerungen herzustellen
bleibt dem Leser überlassen.

Die Fülle an sprachlichen und sachlichen Ungereimtheiten ist erdrückend. Mehr ist nicht zu sagen. Ein
mit leichter Feder geschriebenes Buch, das ohne Kenntnis der Sache und mit geringer sprachlicher
Sensibilität übersetzt wurde, ist kaum geeignet, der vielgestaltigen Welt des Mittelalters neue Freunde zu
gewinnen. Für Kenner und Liebhaber des Mittelalters ist es ein Ärgernis.

Bielefeld Klaus Schreiner

Ulf Dirlmeier: Untersuchungen zu Einkommensverhältnissen und Lebenshaltungskosten in oberdeutschen
Städten des Spätmittelalters (Mitte 14. bis Anfang 16. Jahrhundert). Heidelberg: Carl Winter
Universitätsverlag 1978. 620 S. (Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften,
Philosophisch-historische Klasse, Jahrgang 1978, 1. Abteilung).

Die materiellen Lebensbedingungen der spätmittelalterlichen Stadtbevölkerung sind von der Geschichtsforschung
des 19. und 20. Jahrhunderts sehr unterschiedlich geschildert worden: Einerseits werden
Wohlstand, Luxus, Verschwendung und Völlerei herausgestellt und das Spätmittelalter als das »goldene
Zeitalter« des Handwerkers und Lohnarbeiters bezeichnet; andererseits wird auf die Masse der städtischen
Armen und Mittellosen und auf Kriege, Seuchen, Mißernten und Hungersnöte hingewiesen und bestritten,
daß das ausgehende Mittelalter ein »Freß- und Saufzeitalter« gewesen sei. Diese widersprüchlichen
Bewertungen sind vor allem dadurch entstanden, daß die Quellen über Preise von Lebensmitteln (bes.
Getreide, Fleisch, Wein), über die Löhne einzelner Berufsgruppen und über den Vermögensstand
(Steuerbücher) Auskunft geben, aber kaum über Einkommen berichten.

Erzielbare bzw. erzielte Jahreseinkommen und Mengen und Kosten von Aufwendungen für den
Lebensunterhalt unter Berücksichtigung der zeitlichen und gesellschaftlichen Unterschiede zu ermitteln,
sind die Hauptziele der hier zu besprechenden Untersuchung. Materialgrundlage bilden die aus Literatur
und gedruckten Quellen gesammelten Angaben. Der Untersuchungsraum ist das oberdeutsche Wirtschaftsgebiet
unter Einschluß der Schweiz mit dem zeitlichen Schwerpunkt im 15. Jahrhundert. Bei der
Gegenüberstellung von Einnahmen und Unterhaltskosten sind, mit Rücksicht auf die zahlenmäßige
Verteilung der Stadtbevölkerung, die kleinen Einkommensverhältnisse der Mittel- und Unterschichten
ausführlicher behandelt. Diese Gewichtung ist auch deshalb durchaus wünschenswert, weil in den letzten
Jahren über die Abgrenzung gerade dieser Schichten z.T. recht unterschiedliche Meinungen vertreten
wurden.

Auf die Einleitung (Forschungsgeschichte, Ziele und Quellen der Untersuchung, Problematik der Maß-
und Gewichtsumrechnung und der Kaufkraftberechnung) folgt in Kapitel II eine Darlegung der Zusammenhänge
zwischen städtischer Versorgungspolitik und Lebenshaltung der Bevölkerung. In Kapitel III
»Einkommen« sind erörtert: Gehälter und gehaltsähnliche Einkünfte, Gesindelöhne, Einkommen in
Handel und Handwerk aus nicht im Tagelohn bezahlter Arbeit, Einkommen aus Tagelöhnen, Jahreseinkommen
aus Tagelöhnen. Das IV. Kapitel befaßt sich mit dem nicht ernährungsbedingten Unterhaltsaufwand
(d. h. Wohnung und Kleidung) und das V. Kapitel mit Verbrauch und Kosten von Nahrungsmitteln
(Wein, Getreide, Fleisch und Brot). In Kapitel VI sind überlieferte Gesamtkosten der Lebenshaltung
zusammengestellt, und im abschließenden VII. Kapitel geht der Verfasser möglichen Zusammenhängen
zwischen Einkommensverhältnissen, Vermögensverteilung und gesellschaftlicher Schichtung der Stadtbevölkerung
nach. In einem Anhang sind die verwendeten Maße, die zeitgenössischen Gewichtsangaben und
die Guldenkurse zusammengestellt.

Aus der Fülle der in Text und Tabellen ausgebreiteten und interpretierten Materialien und der vom
Verfasser (oft auch für einzelne Unterabschnitte) präzis formulierten Ergebnisse können hier nur einige
hervorgehoben werden:

Die bisherige Forschung hat als Indikator für Veränderungen der Lebenshaltungskosten immer wieder
die Getreidepreisentwicklung herangezogen. Doch dieses Verfahren scheint nun zumindest fraglich, weil
sich nach den Berechnungen des Verfassers für den kleinbürgerlich-handwerklichen Haushalt ein Kostenverhältnis
Getreide (Brot) - tierische Produkte - Getränke von 1:1:1 ergibt. Für das 14. und 15. Jahrhundert
ist in den Quellen kein Budget einer Familie überliefert. Weil es über Verbrauchsmengen und
Aufwandskosten nur Einzelbelege gibt, die zudem verschiedenartigster Herkunft sind, ist »der tatsächliche
Haushaltsaufwand auch nur für eine einzige, auf Einkommen aus Lohnarbeit angewiesene Familie« nicht

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