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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0224
Neues Schrifttum

dert ausgehend. In kurzen Abschnitten versucht er z. B. »Merkwürdige Häuser«, »Hochzeitsgebräuche«,
»Abgaben« und vieles mehr aus dem täglichen Leben Nehrens zu erfassen. Der chronologisch aufgebaute
zweite Teil umfaßt Ereignisse bis ins 12. Jahrhundert zurück und wird bis 1824 gewissenhaft fortgeführt.
Auch hier untergliedert Köhler in teilweise wiederkehrenden Rubriken wie »Viehseuche«, »Hagel«,
»Auswanderung« etc. Kurze Teile widmet er der Geschichte der Pfarre, der Liste der Schultheißen, der
Geschichtsschreiber und der Schulmeister gesondert mit Kurzbiographien und einer Statistik der Schulkinder
von 1739 bis 1801. Die Kurzbiographien beschränken sich nicht allein auf Lebensdaten, sondern
enthalten persönliche Einschätzungen Köhlers.

Wie schon zuvor erwähnt, richtet Köhler sein Hauptaugenmerk auf den dörflichen Alltag, der zu diesem
Zeitpunkt von der bäuerlichen Lebensweise geprägt ist. In dieser Hinsicht ist das vorliegende Buch eine
Besonderheit. Köhler befaßt sich z.B. ebenso mit Sitten, dem Preisniveau, Essensgewohnheiten und
Kleidung. Die üblichen Ortsgeschichten dieser Zeit erwähnen zumeist nur die Veränderungen auf der
Verwaltungsebene, Unglücksfälle usw. Besonders auffällig ist das ständig wiederkehrende Thema Wetter.
Es zeigt, wie sehr Köhler das Leben aus dem Blickwinkel der Bauern sah, für die das Wetter eine existentielle
Rolle spielte.

Köhlers Werk ist keine Dorfgeschichte, die zusammenhängend zu lesen wäre, sondern eher ein
Nachschlagewerk, eine Quelle für den häuslichen Alltag in Württemberg vom 16. bis 19. Jahrhundert.

Von den Herausgebern wurde Information über Maße, Gewichte, Geldeinheiten und Bauernfeiertage
angehängt, die zusammen mit einer Aufstellung der heutigen Aufbewahrungsorte und über die Existenz der
von Köhler benutzten Quellen eine nützliche Hilfe für das Arbeiten mit Dorfgeschichte sind.

Die inhaltliche Interpretation von Carola Lipp zur Gesellschaftsgeschichte Württembergs im 18. und
19. Jahrhundert schließt sich daran an. Sie arbeitet heraus, daß das Verhältnis Amtsstadt-Dorf wichtiger
geworden ist, als Dorf-Feudalherrschaft. Außerdem zeigt sie, wie die Veränderungen der Sozial- und
Erwerbsstruktur der Gemeinde zu innerdörflichen Konflikten führt.

Wolfgang Kaschuba ordnet schließlich Friedrich August Köhler in die geistige Epoche der Aufklärung
ein. Dies wird an Köhlers empirischer Methode deutlich, die eine objektive Darstellung ermöglicht. Für die
volkskundlichen Herausgeber scheint Köhlers Arbeit auch von besonderem wissenschaftstheoretischem
Interesse zu sein und Kaschuba greift die Frage auf, ob Köhler bereits ein volkskundlicher Schreiber war.
Etwas zu kurz gekommen scheint uns der Zusammenhang zwischen der aufklärerischen Geisteshaltung
Köhlers und seiner protestantischen Religion. In vorwiegend katholischen Gebieten wäre die Chronik
sicher so nicht entstanden.

Konstanz Sybille Leipold, Margarete Lorinser

Siegwalt Schiek: Der Einsiedel bei Tübingen. Seine Geschichte und seine Bauten. Hrsg. von der Gemeinde
Kirchentellinsfurt. Sigmaringen: Jan Thorbecke Verlag 1982. 94 S. mit 28 Abb., darunter 7 farbige.

Die Gemeinde Kirchentellinsfurt gab aus Anlaß der 500. Wiederkehr des Schloßbaus Einsiedel durch
Graf Eberhard V., dem später mit dem Beinamen »im Barte« populär gewordenen ersten Herzog
Wirtembergs, dieses vortrefflich illustrierte historische Gebäudeporträt heraus. Auch wenn das Schloß
Einsiedel nicht zu den Spitzenwerken kunsthistorischer Beurteilung zählt, vermag doch sein genius loci als
historische Stätte Altwirtembergs mit der Funktion eines Lieblingsaufenthalts des bedeutendsten Herrschers
in Südwestdeutschland während des Spätmittelalters Landes- und Heimatgeschichte im besten Sinne
zu vermitteln. Auf Eberhard im Barte ging auch die Gründung des von den »Brüdern vom gemeinsamen
Leben« unterhaltenden Stifts St. Peter im Schönbuch zurück. (Im Quellen- und Literaturverzeichnis
werden die einschlägigen Publikationen von Wilfried Schöntag über diesen Orden vermißt.) In der Kirche
des bei Einführung der Reformation untergegangenen Stifts befand sich bis zur Uberführung in die
Tübinger Stiftskirche im Jahre 1537 das Grab des Gründers. Bis in das 18. Jahrhundert diente der Einsiedel
als von den Herzögen bevorzugter Jagdaufenthaltsort, dem bis 1810 ein Gestüt beigestellt worden war.
Neben den informativen kultur- und kunstgeschichtlichen Ausführungen von Siegwalt Schiek sind auch die
Reproduktionen historischer Ereignisse hervorzuheben. Der Abbildungsteil wird mit einer Luftaufnahme
des heutigen Hofgutes abgeschlossen.

Weil der Stadt Gunther Bradler

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