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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0225
Besprechungen

Ottmar Engelhardt joachim Feist: Albstadt. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag. 132 S. mit 92 Tafeln, davon
26 in Farbe.

Aus ihrer topographischen Lage im Herzen der Schwäbischen Alb leitet die aus den Städten Ebingen
und Tailfingen sowie den Dorfgemeinden Burgfelden, Laufen, Lautlingen, Margrethausen, Onstmettingen
, Pfeffingen und Truchtelfingen am 1. Januar 1975 im Zuge der Gemeindegebietsreform gebildete neue
kommunale Gebietskörperschaft Albstadt ihren Namen ab. Der Textautor Ottmar Engelhardt beschreibt
im ersten Abschnitt die Naturlandschaft und ihre Besonderheiten. Im zweiten, kulturlandschaftlich
orientierten Abschnitt unter dem Thema »Vom Menschen geprägt« stellt dieser Autor die historische
Bausubstanz, die Kunstsammlungen und die Lebensbilder bedeutender Persönlichkeiten vor. Unter dem
Aspekt prägnanter Landschaftsschilderungen werden Hinweise auf den langjährigen württembergischen
Landtags- und Reichstagsabgeordneten für Ebingen, Conrad Haußmann, und den aus Ebingen gebürtigen
dritten Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und dritten Bundeskanzler der Bundesrepublik
Deutschland, Kurt Georg Kiesinger, vermißt. Joachim Feist als erfahrenem Fotografen sind die zahlreichen,
sehr gelungenen landschaftlichen Stimmungsaufnahmen sowie die dokumentarischen Orts- und Gebäudebilder
zu verdanken. In dieser Konzeption eines kombinierten Foto-Text-Buches stellt die vorliegende
Stadtbeschreibung eine informative und ansprechende Visitenkarte der 10 Jahre alten Großen Kreisstadt
Albstadt dar.

Weil der Stadt Günther Bradler

Hansmartin Ungericht: Der Alte Friedhof in Ulm - Bestattungsriten, Planungen und Grabmale. Ulm 1980
(Kommissionsverlag W. Kohlhammer, Stuttgart). 267 S. 123 Abb. und ein Lageplan. (Forschungen zur
Geschichte der Stadt Ulm, Dokumentation Band 3).

»In der stadtgeschichtlichen Bibliographie fehlt eine Monographie, welche ihn (den Alten Friedhof) als
eigenständiges historisches Gebilde in die Zusammenhänge der Stadt und ihres Umlandes einfügt. Mit den
üblichen Methoden und Verfahren der Objekterfassung und Denkmälerinventarisation kann die Erforschung
dieser geschichtlichen Dimension des Alten Friedhofs nicht durchgeführt werden. Es sind neue
Methoden zu entwickeln, welche insbesondere die siedlungsgenetische Bedeutung in den Vordergrund
rücken« (Vorwort, S. 7). Die im ersten Satz beklagte Lücke hat der Verfasser überzeugend geschlossen mit
einer Geschichte des Gottesackers für die Bürgerlichen und des benachbarten Gottesackers für die
Nichtbürgerlichen. Bis 1812 streng geschieden, werden sie danach zu einem zentralen Friedhof zusammengefaßt
und ummauert. Mit dem Jahresende 1898 ist er geschlossen worden.

Heute ist der Alte Friedhof in Ulm eine Parkanlage mit einigen älteren Monumenten. Dabei waren 1925
noch 2500 Grabstätten mit Erinnerungszeichen vorhanden, 1934 noch 1800, als tausend Grabstellen
eingeebnet und der Friedhof zu einer öffentlichen Anlage erklärt wurde. Adolf Haberle hat in den
Nachkriegsjahren noch 700 Gräber dokumentieren können - diese Arbeit wird im Buch verwertet -, der
heutige Bestand beträgt noch genau 145! Auch wenn man die 31 Grabmäler in der Außenwand der
ehemaligen Friedhofskapelle berücksichtigt, auch wenn man die 38 im Museum der Stadt Ulm und im Chor
der Dreifaltigkeitskirche hinzurechnet, so ist die Verlustquote beängstigend. Die noch vorhandenen
Grabmäler sind exakt beschrieben und wertvolle Angaben zu den Personen notiert. Auch eine Bevölkerungsbilanz
von 1701 bis 1800 ist eingefügt. Äußerst instruktiv ist die Gegenüberstellung von »ehrlichem«
und »unehrlichem oder stillem« Begräbnis, dessen unterste Stufe das Verscharren an der Gerichtsstätte oder
im »locum maleficantum« auf dem Fremdenfriedhof war. Die Belege aus dem 17. und 18. Jahrhundert vor
allem spiegeln für uns ein schon recht fernes rechtliches, religiöses und soziales Empfinden, das sich z. B. in
dreierlei Leichenwagen verdeutlicht: Trauerwagen, Spitalkarren sowie Schinder- oder Luderkarren.

In der Einleitung und im abschließenden dritten Teil verläßt der Verfasser die sicheren Trittsteine
historischer Belege und vertraut sich den Tiefen und Untiefen der Spekulation an, wenn er die neuen
Methoden exerziert, die siedlungsgenetische Bedeutung haben sollen. »In Ulm brachte man die Toten gen
Mitternacht ins kühle Grab. Man brachte sie zu >Unserer Lieben Frau«. Standort des Friedhofs,
Orientierung der Kirche und Patrozinium waren keineswegs willkürlich. Was bedeuten die drei Worte:
>Unserer Lieben Frau<? Auf welche Personengruppe bezieht sich >Unserer<? Ersetzen wir das Wort >Frau<
mit >Maria<, so erhalten wir aus den drei Anfangsbuchstaben >Unserer Lieben Maria< den Ortsnamen Ulm«
(S. 8/9). Wenig später heißt es: »Die Konstruktion unserer Kulturlandschaft beruht auf der räumlichen
Ordnung der Bestattungsstätten mit Hilfe einer Dreieckslehre. Auch die Ulmer Bestattungs- und

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