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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0026
Casimir Bumiller

Schmied 10 Klafter Tanne, 1605 8 Klafter, 1607 16 Klafter und 1608 20 Klafter. Hundert
Klafter Holz fahren Junginger Tagelöhner 1603 in die Ziegelhütte Schamental bei Boll, wo es
zum Brennen gebraucht wird.

Ein großer Teil bäuerlich-handwerklicher Produktionsmittel und die meisten häuslichen
Gebrauchsgegenstände sind ebenfalls aus Holz. Der Säger bittet 1604 um ein Tännlein für den
Wasserbau, 1606 braucht er ein Eichle für ein neues Wasserrad. Die Gemeinde bittet 1604 um.
Holz zur Herstellung von Hanfbrechen, was ein schöner Hinweis auf die Textilgewinnung ist.
1605 nach Regierungsantritt von Graf Johann Georg (1605-1623) bringt die Gemeinde vor, sie
hätte unter dem alten Grafen (Eitelfriedrich IV., 1576-1605) das Recht gehabt, ungefragt Holz
zu hauen, wenn Mangel an Pfluggeschirr war. Dieses Recht fordert sie jetzt wieder ein.

Welche überragende wirtschaftliche Bedeutung Holz für die Gemeinde Jungingen hatte,
wird deutlich, wenn wir ihren Zahlungsverkehr betrachten. Holz war der ganze Reichtum des
Dorfes und diente als eine Art Geldäquivalent. Sooft die Gemeinde etwas bezahlen muß, greift
sie auf den Wald zurück, um ihn zu Geld zu machen. Sind Zinsen zu bezahlen (für eine größere
Schuld in Rottweil z.B. 1603, 1604 oder 1606), bittet sie Holz schlagen zu dürfen. Sind die
Gemeindebediensteten zu entlohnen, verkauft sie Holz (so 1604 und 1607). Die Abnehmer sind
schnell gefunden, z. B. in Jungingen selbst der Säger, der 1609 berichtet, er habe der Gemeinde
in drei Jahren 100 Sägklötze abgekauft. Sonst geht das Holz nach auswärts: der Vogt von
Trochtelfingen will bei der Gemeinde 300 Latten kaufen (1603), nach Hausen an der Lauchen
geht Holz (1604), einer aus Hemmendorf fragt um 20 Stumpen Holz an (1605), dem Hechinger
Zimmermann wollen die Junginger acht Stumpen geben (1605) und der Müller von Melchingen
bekommt 1611 drei Tannen für Dachkiener. Nach Ringingen verkauft die Gemeinde 1601 Holz
zum Bau einer Zehntscheuer, ein ander Mal (1604) drei Paar Stangen zu Feuerleitern. Auch auf
privater Seite gibt es solchen Holz-»Handel«. Es geht bei diesen Transaktionen nicht um einen
Warenverkauf mit der Absicht, Gewinn zu machen, sondern das Holz soll nur die Geldmittel
einbringen, mit denen anderweitige Bedürfnisse befriedigt werden sollen. Der Vogt Hans
Schuler und Hans Hewis wollen z. B. in Tübingen Eisen kaufen, um ihre Wagen beschlagen
lassen zu können, und zu diesem Zweck möchten sie dort Holzfuhren verkaufen (1603). Es ist
sogar ein Fall belegt, wo Holz ganz direkt zum Zahlungsmittel wird - in einer Gesellschaft, in
der der Großteil der Gebrauchsgegenstände und Produktionsmittel aus Holz besteht, gar nicht
verwunderlich. 1602 war der Säger Hans Bumiller längere Zeit krank gewesen, und um den Arzt
bezahlen zu können, gibt ihm die Gemeinde Holz, so daß dem Schreiber auf der Hechinger
Kanzlei diktiert werden kann: der Balbierer hatte sich mit einer Tanne befriedigen lassen.

4. Handwerk und Gewerbe

An allen Ecken und Enden sind wir bereits auf ortsansässige Handwerker gestoßen, so daß
es allmählich drängt, Handwerk und Gewerbe des Dorfes am Vorabend des 30jährigen Krieges
zu strukturieren. Die Audienzprotokolle liefern hierzu reichliches Material.

Beim Kapitel Holz haben wir schon das holzverarbeitende Handwerk angesprochen.
Deutlich wurde dabei die zentrale Rolle, die die Sägemühle für das Bauhandwerk spielte. Die
(damals noch einzige) Säge stammt noch aus den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts und istseit
1538 in der Hand der Familie Bumiller, seit 1553 als zollerisches Erblehen. In den Audienzprotokollen
erscheint der Säger Hans Bumiller und seit 1605 sein gleichnamiger Sohn. Die
Junginger Säge sollte nach einer Urkunde von 15359 in erster Linie für die Herrschaft und für die
Gemeinde arbeiten. Im hier untersuchten Zeitraum war sie weitgehend ausgelastet, da sie auch
die Orte der näheren Umgebung wenigstens zum Teil mitzuversorgen hatte. Weitere Sägemüh-

9 StA Sigmaringen Dep. FAS DH 116,55.
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