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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0028
Casimir Bumiller

nicht heimisch geworden sind. Um 1600 ist ein Michel Keck Kessler, Hans Rebstock will
1601 das Spengler-Handwerk erlernen und 1603 gibt es den Schlosser Caspar Keßler.

Wie mit den Schmieden scheint Jungingen Schwierigkeiten gehabt zu haben, einen
Metzger im Dorf zu halten. Ein Protokoll von 1608 teilt uns mit, Melchior Rees, ein Metzger,
hätte eine Zeitlang in Jungingen bestandts weiß gemetzget. Jetzt hätten ihn jedoch die
Burladinger als Bürger angenommen, was den Jungingern gar nicht gefällt, da er doch schon
einige Zeit bei ihnen gewohnt habe. Der Vogt Hans Schuler beeilt sich anzuzeigen, daß man
wohl mit im zufriden sey. Der Metzger Rees zeigt sich erstaunt: hätte er gewußt, daß die
Junginger ihn als Bürger annehmen wollten, dann hätte er sich nicht an die Burladinger
gewandt. Schließlich läßt er sich überreden, und er hat bis mindestens 1624 seinen Beruf in
Jungingen ausgeübt, falls er nicht sogar noch identisch ist mit dem gleichnamigen Metzger von
164810.

Eine wichtige Funktion für die Hygiene, vielleicht mehr noch für die Geselligkeit nimmt die
Badstube wahr, die zu den ältesten nachweisbaren Gewerbebetrieben des Dorfes zählt (seit
1466). Dieser herrschaftliche Betrieb war durch das 16. Jahrhundert hindurch in Händen der
Familie Keßler. Hans Keßler verkaufte ihn vor seinem Tod 1606 an Hans Kadis, der seit 1600
mit seiner Tochter Margaretha verheiratet war. Nach dem Tod von Kadis 1611 führte die
Baderin Margaretha den Betrieb weiter. Es scheint aber personelle Schwierigkeiten gegeben zu
haben, denn 1613 ist Hans Jacob Seitz, ein fremder Bader, auf ein Jahr hier. Die Audienzprotokolle
sagen wenig über das Badeleben der Junginger Bevölkerung aus, sie begnügen sich mit der
Erwähnung der Holz- und Wasserversorgung. 1621 beschwert sich die Baderin über ihren
Beistand Theis Seitz, daß die Gemeinde einen Brunnen von der Badstube wegrücken möchte
und ihr dies nachteilig wäre. Ob die Junginger Bader noch andere - etwa medizinische -
Aufgaben hatten, ist aus den Protokollen nicht zu ersehen, wie wir später erkennen werden,
aber auch nicht zu erwarten.

Von der Körperpflege zum leiblichen Wohlergehen ist kein großer Weg, und auch der Weg
von der Badstube zum Wirtshaus wird nicht weit gewesen sein. Es ist quellenmäßig gesichert,
daß die Badstube unterhalb der Kirche lag (frühere Metzgerei Keller), und wenn die
herrschaftliche Gaststube vielleicht schon damals im Bereich des heutigen »Adlers« oder der
»Post« gelegen hätte, dann wäre die Nachbarschaft doch ganz direkt gegeben. Leider ist uns der
Name dieses Wirtshauses nicht erhalten, aber wir kennen seine Wirte. So finden wir dort
zunächst den Bäcker Hans Ehemann, der 1603/04 auch Dorfvogt ist. \b\0pittet er underthenig,
In der wirttschafft mit Gnaden zu erlassen, dann er deren seiner Leibsungelegenbeit nit mehr
nach khommen kend. Im selben Jahr ist Bastian Seitz vergundt worden, daß er wirtten und
weinschenckhen mag. Er ist von 1619-1625 als Vogt belegt, 1621 ist er der einzige Wirt im Dorf,
weshalb Jacob Bosch in diesem Jahr bittet, ebenfalls Wein schenken zu dürfen. 1623 ist ein Hans
Bosch Wirt. Einen ähnlichen »wirtschaftlichen« Engpaß wie 1621 scheint es davor und danach
nicht gegeben zu haben. Außer dem herrschaftlichen Wirtshaus, das auch als Versammlungsraum
und Rathaus diente, hat es sonst immer noch eine Reihe weiterer Wirtshäuser gegeben,
wie dies schon in den Audienzprotokollen des 18. Jahrhunderts deutlich geworden ist. So
erscheint schon 1602 Hans Baur als »Bierwirt« und 1608 Jg. Bastian Speidel. Martin
Gammertinger (seit 1605) scheint eine gepflegte Wirtsstube gehabt zu haben, denn dort nehmen
sogar herrschaftliche Beamte das Morgenessen ein.

Bleiben noch die Bäcker zu erwähnen, von denen wir Hans Ehemann schon angeführt
haben. Neben ihm gibt es noch Alt Bastian Speidel, Martin Christ und Martin Volmer, der 1610
allerdings wegen Diebstahl ausgerissen ist, in diesem Beruf. Die hervorragendste Gestalt unter

10 Thele, Ein Hexenprozeß zu Hechingen anno 1648. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und
Altertumskunde in Hohenzollern 15 (1881/82) S. 33.

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