Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0075
Wundärzte und Apotheker in Mengen

Da Mengen noch keine selbständige Apotheke hatte, die den gesetzlichen Bestimmungen
zur Herstellung, Lagerung und zum Verkauf aller Medikamente im Rahmen der genannten
österreichischen Sanitätsgesetze entsprach, durften Ärzte und Wundärzte Hausapotheken
führen. Auch Hebammen hielten sich Hausapotheken13. Sie wurden durch den Kreisarzt
kontrolliert.

Der Rat der Stadt förderte die Hausapotheken. Schon 1750 wurde dem Arzt Dr. Zoller u. a.
gekündigt, weil er keine Apotheke führte14.

In den Ratsprotokollen sind verschiedene Anlässe festgehalten, zu denen die Wundärzte
wegen ihrer Hausapotheken bzw. ihrer Praxen zusammengerufen wurden, so 1761 wegen des
neuen, einheitlichen Apothekergewichts15. Bekanntgegeben wurde hier der Erlaß der Regierung
zu Freiburg/Br. vom 28. April 1761, daß nach Einführung des einheitlichen, bürgerlichen
Krämer (Kram)-Gewichtes, der Unze, jetzt auch ein einheitliches Apothekergewicht geschaffen
wurde, das in einem genauen Verhältnis zur Unze steht. Festgelegt wurde, daß ein
Apotheker-Pfund zwölf Unzen entspreche. Ab 1. Januar 1762 durften nur noch die vom
Eichamt Wien (Cimment-Amt) ausgegebenen neuen Gewichte verwendet werden. Die alten
ungültigen Gewichte mußten bei den örtlichen Amtsstellen gegen Vergütung des Materialwertes
abgeliefert werden.

1774 empfahl der Rat den Wundärzten die Anschaffung der Störckschen Arzneimittel16.
Gemeint waren die vom Wiener Protomedikus und Leibarzt Maria Theresias, Anton Freiherr
von Störck, in einem Dispensatorium beschriebenen Mittel. Störck wurde 1731 in Saulgau
geboren. Von diesem sogenannten Dispensatorium des Protomedikus zum Nutzen des
Landmanns und zur Erleichterung der Landapotheken wurden am 3. November 1774 von der
Stadt Saulgau acht Exemplare bestellt. Es dürfte sich hierbei zweifellos um die Osterreichische
Provinzialpharmakopoe (Arzneibuch) gehandelt haben, die 1774 erstmals erschienen ist und
unter deren Bearbeitern Störck an erster Stelle genannt wird17. Spätere Ausgaben erschienen
1775, 1778, 1780, 1784, 1787, 1790 und 1794.

Diese Pharmakopoe ist, laut Vorrede, speziell für den Landapotheker geschaffen worden18,
d. h. für den Apotheker aller kleineren Städte, Marktflecken und Landgüter der kaiserlichköniglichen
Erbländer. Sie enthielt bloß gute, nützliche und so viel möglich, einfache Arzneien,
um zu vermeiden, daß das Sortiment dem Umfang größerer Stadt-Apotheken entsprach. Dazu
kam, daß viele geschickte und erfahrene Ärzte auf dem Lande immer mehr dazu übergingen,
manche alte und aus gar vielen Stücken zusammengesetzte Arzneien nicht mehr verschreiben, so
daß bei den vorgeschriebenen Vorräten in den Landapotheken immer mehr teils kraftlose, teils
verdorbene Arzneien vorgefunden wurden.

Die österreichische Provinzialpharmakopoe war, wie damals üblich, in lateinischer Sprache
verfaßt. Man begründete es damit, daß jeder in den österreichischen Staaten geprüfte Apotheker
das Latein beherrschen mußte. Es wurde jedoch - erstmals 1775 - eine deutsche Übersetzung
herausgegeben, nachdem es viele Wundärzte gibt, die entweder gar kein, oder nicht hinlänglich

13 HStA Stuttgart (wie Anm. 12) f. 73.

14 A Mengen, Ratsprotokolle, PS 252 (W. Bleicher). - Ich danke Herrn Rektor a.D. Walter Bleicher,
Mengen, für die außerordentliche Unterstützung und bereitwillige Zurverfügungstellung von Unterlagen.

15 A Mengen, Ratsprotokolle, PS 239 (W. Bleicher); StA Sigmaringen, Ho 80 C II 9, Hohenzollern,
Nr. 3, Kasten H, Fach 183, Nr. 66.

16 A Mengen, Ratsprotokolle, PS 513 (W. Bleicher). Bicheler (wie Anm. 2) S. 103. Constant von
Wurzbach, Biographisches Lexikon d. Kaiserthums Oesterreich. 39. Teil, 1879, S. 117ff: Störck.

17 Kurt Ganzinger, Die österreichische Provinzial-Pharmakopoe (1774-1794) und ihre Bearbeiter. In:
Deutsche Apotheker Zeitung, Zur Geschichte der Pharmazie, 14, Nr. 3. (1962) S. 17-24 und persönliche
Mitteilung von Prof. Dr. K. Ganzinger vom 13. 12. 1983.

18 Kopien des Titelblattes und der Vorrede, Ausgabe 1774 u. 1776 von Herrn Prof. Dr. Ganzinger,
Wien, und Kopien der Ausgabe 1790 von der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, erhalten.

73


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0075