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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0088
Walter Kempe

das sich mit großer Geschwindigkeit ausbreitete92. Sein Haus, seine Apotheke mit Einrichtung
und allen Medikamenten, wurde ein Raub der Flammen. Insgesamt 74 Gebäude wurden
eingeäschert. Das Haus Hauptstr. 94 bildete am Eck der Kirch (= Pfarr)-Gasse die südwestliche
Grenze des Flammenmeeres. 116 Familien mit 470 Personen waren obdachlos geworden.
Der Verlust an Gebäuden wurde auf 150790 Gulden, der des beweglichen Eigentums auf
65510 Gulden geschätzt.

Josef Anton Luib gab im Anblick seiner Trümmer nicht auf. Mit Tatkraft ging er daran,
wieder neu aufzubauen. Bereits 1820 heißt es im Brandkatasterbuch der Stadt, unter Haus
Nr. 224 (Hauptstr. 94) nüchtern und sachlich: Josef Anton Luib errichtete ein dreistöckiges
Haus mit eingebauter Apotheke. Das Grundgeschoß wurde aus massivem Stein, die beiden
Obergeschosse aus Fachwerk aufgeführt93.

Die Ereignisse des großen Brandes vom Oktober 1819 dürften an Josef Antons Vater, Jakob
Luib, nicht spurlos vorübergegangen sein. Er verstarb an den Folgen eines Magenleidens am
18. November 1821 im Alter von 60 Jahren94.

Der Apothekenbetrieb wurde bald wieder aufgenommen. Am 20. April 1824 erhielt der
Stadtschultheiß den Auftrag vom Oberamt Saulgau, sich persönlich und unter Zuziehung von
zwei Zeugen in die Luibsche Apotheke zu begeben, sich von dem Apotheker sämtliche von
einem bestimmten Wundarzt für eine seiner Patientinnen ausgestellten Originalrezepte aushändigen
zu lassen und unverzüglich dem Oberamt zu übersenden. Sechs Rezepte wurden dann
eingereicht, die Apotheker Luib am 29. Mai 1824 wieder zurück erhielt . Zu dieser Zeit
mußten die Originalrezepte, die in der Apotheke angefertigt wurden, als Belege aufbewahrt
werden. Im Jahre 1825 waren es 800-1000 Orginalrezepte, pro Tag etwa 2-3%.

Das Eheglück Josef Antons dauerte nur 9 Jahre. Am 3. Oktober 1825 verstarb Franziska
Paula, geb. Hosp, kurz nach der Geburt ihrer Tochter Theresia an Nervenfieber. Sie war
30 Jahre alt geworden. Aus dieser Ehe war Friedrich Luib, geb. 26. Januar 1823, hervorgegangen
, der später ebenfalls den Beruf eines Apothekers erwählte, nicht aber die elterliche
Apotheke übernahm97.

Apotheker J. A. Luib fertigte nicht nur Rezepte an und stellte Medikamente her, sondern
wurde auch mit der Untersuchung von Arzneimitteln beauftragt. Am 16. Januar 1827 ließ
Unteramtsarzt Dr. Kehle Waren des Medikamentenhändlers John aus Sachsen durch Apotheker
Luib untersuchen. Es war ein Fläschchen mit einer Mischung von Laudanum liquidum
Sydenhami (safranhaltige Opiumtinktur), Liquor Ammonii caustici (Salmiakgeist) und Liquor
Hoffmanni (Hoffmannstropfen)98.

J. A. Luib blieb drei Jahre Witwer. Dann heiratete er am 6. Oktober 1828 die 23jährige
Franziska Sigerist. Sie gebar am 6. Februar 1830 einen Sohn Josef, den späteren Nachfolger
Josef Antons als Apotheker99.

Eine Apothekenvisitation erfolgte am 16. Januar 182910°. Das Stadtschultheißenamt Mengen
erhielt den Auftrag vom Oberamt unter Zuziehung von zwei Zeugen in der Wohnung des
dortigen Apotheker Luib dessen Hauptbuch, Copier- und Fakturabuch nebst Korrespondenz
vom Zeitraum der letzten 6 Monate sich vorlegen zu lassen. Diese Unterlagen mußten dann in

92 Bicheler (wie Anm. 3) S. 29; Ders., (wie Anm. 2) S. 70.

93 A Mengen, Brandkatasterbuch (W. Bleicher).

94 KKA Mengen (wie Anm. 36).

95 A Mengen (wie Anm. 6) f. 12 ff.

96 StA Ludwigsburg, E 162 I, Bü 1762, Medizinalvisitationen im Oberamt Saulgau (1825-1910) f. t.

97 KKA Mengen (wie Anm. 36) Nr. 252.

98 A Mengen (wie Anm. 6) f. 19.

99 KKA Mengen, Familienregister (1808-1840).

100 A Mengen (wie Anm. 84) f. 10.

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