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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0101
Wundärzte und Apotheker in Mengen

Eine Visitation der Reißmannschen Apotheke fand am 27. Juli 1920 durch Dr. Wohlfahrt,
Heilbronn, statt. Hierbei erfahren wir, daß der Pharmazeutische Landesverein eine einheitliche
Buchführung der Apotheken anstrebte.

Die Inflation 1923/24 brachte großes wirtschaftliches Elend mit sich. Auch Hypotheken
waren nach der Währungsstabilisierung praktisch wertlos, was besonders für Rentner schmerzlich
war. Apotheker Bernhard Reißmann zahlte freiwillig der durch die Inflation in Not
geratenen Witwe seines Vorgängers Eggenfels Vi der noch anstehenden Hypothekenschuld bar
in Reichsmark aus.

Schlangen von Arbeitslosen standen vor dem Rathaus in Mengen. Apotheker Reißmann,
betroffen von diesem Bild, vertrat den Standpunkt, daß solange so viele männliche Arbeitslose
ohne Arbeitsplatz sind, Frauen auf eine akademische Ausbildung verzichten sollten. So durften
die Töchter, die gerne den Apothekerberuf ergriffen hätten, nicht studieren.

Zu Beginn der zwanziger Jahre unterhielt die Stadt-Apotheke eine Rezeptsammelstelle in
Krauchenwies. Frau Bertler schickte die Rezepte in einem verschlossenen Kasten per Bahn nach
Mengen - damals wurde die Bahnstrecke Krauchenwies-Zielfingen-Mengen noch betrieben.
Nach Anfertigung der Arzneien erhielt dann Frau Bertler die Medikamente zur Auslieferung an
die Patienten wieder per Bahn.

Das Deutsche Arzneibuch, 6. Ausgabe, wurde am 1. Januar 1927 eingeführt und löste die
Ausgabe von 1910 ab. Auch für den Apothekenbetrieb von Bernhard Reißmann brachte die
Einführung des DAB 6 eine Reihe von Neuerungen.

An der Apotheke entlang der Hauptstraße floß der um 1400 angelegte Steckbach. Im
19. Jahrhundert wurde er im Volksmund »Olbach« genannt, weil er auch zum Antrieb einer
Ölmühle diente. Der von der Ablach abgeleitete Bach wurde um 1927 trocken gelegt, der
Graben zugeschüttet und die Brücke zum Eingang der Apotheke entfernt183.

Anläßlich einer Apothekenvisitation durch Apothekenvisitator Kleinschmidt am 1. Juli
1929 wird erwähnt, daß sich in der Stoßkammer eine Tablettenpresse befand184. Hergestellt
wurden z.B. Phenacetin-Tabletten. Ihre Zerfallszeit in Wasser sollte 2 Minuten betragen.

Am 9. August 1933 erhielt Bernhard Reißmann die Erlaubnis, an Sonn- und Festtagen von
8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends zu schließen185. 1934 wird im Apothekenhaus eine
Warmwasserheizung eingebaut. 1936 wurde ein Umbau der Apotheke geplant, aber erst später
ausgeführt.

Die Apotheke in Hohentengen wurde im Oktober 1937 wegen Alters und Krankheit des
damaligen Besitzers geschlossen186. Danach erfolgte der Arzneimittelbezug im wesentlichen
aus der Apotheke in Mengen. Aus dem Einzugsgebiet der früheren Apotheke gingen weiterhin
täglich Personen zur Arbeit nach Saulgau oder Ostrach und konnten die Arzneimittel auch von
den dortigen Apotheken beziehen. Der Einzugsbereich der Mengener Apotheke umfaßte jetzt
wieder die Orte ähnlich wie vor 1869, als die Hohentengener Filialapotheke durch die Saulgauer
Apotheke eröffnet wurde. In Hohentengen und Umgebung wurden in Handlungen seit 1937
drei weitere »Drogenschränke« zugelassen, um die Bevölkerung mit Verbandsmitteln und
freiverkäuflichen Arzneimitteln zu versorgen.

Die zweite Tochter Bernhard Reißmanns, Maria, heiratete am 23. Mai 1938 in Mengen den
36jährigen Apotheker Edmund Herbrand, der in Kiel sein Staatsexamen bestanden hatte.
Edmund Herbrand kehrte dann mit seiner Frau in die väterliche Apotheke nach Sonsbeck/
Niederrhein zurück187. Kurze Zeit später erkrankte Bernhard Reißmann so, daß er seine

183 Stadtbauamt Mengen.

184 Wie Anm. 177.

185 Ebd.

186 StA Sigmaringen (wie Anm. 126)

187 Wie Anm. 177.

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