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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0143
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

Verfalls der Stadtmauer ihre Bedeutung verloren). Außerdem befanden sich- und befinden sich
heute noch - links und rechts der Synagoge Durchgänge, die als Feuergassen dienten.
In den Jahren 1821-1824 wurden Reparaturen an der Synagoge durchgeführt178.

Anbringen einer Predigt Canzel

Am 1. August 1839 wandte sich Rabbiner Dr. Samuel Mayer an den fürstlichen Regierungskommissär
für israelitische Angelegenheiten mit der Bitte, in der Synagoge eine Predigt
Canzel anbringen zu dürfen. Dieses Schreiben sei wegen seiner köstlichen Begründung hier im
Wortlaut wiedergegeben:

... beehre ich mich, geziemend vorzutragen, daß in der Synagoge nothwendig eine Predigt
Canzel angebracht werden sollte; denn in früheren Zeiten wurden nur zweymal im Jahre
Synagogen Predigten gehalten, welche gewöhnlich nur gelehrte Disputanten waren, so daß sich
der Rabbiner mit einem sogenannten Ständer, der mühsam vor die Lade hinauf geschleppt
wurde, begnügen konnte, um so mehr, da er seinen Vortrag vom geschriebenen Hefte ablas. Jetzt
aber soll ich jeden Sabbath- u. Festtag eine deutsche Predigt halten u. mußte sie bisher auswendig
hersagen ohne nur das Heft auflegen zu können, weil das Hinauftragen eines Ständers eine
komische Störung verursacht, weil derselbe ferner in derfreyen Mimik verhindert u. den Redner
vor seinen Zuhörern unsichtbar macht.

Der Umstand, daß die Synagoge wahrscheinlich früher oder später ohnedies eine andere
Einrichtung erhalten werde, [darf] nicht veranlaßen, so lange zu warten, d. h. auswendig zu
predigen, u. dadurch das Gedächtniß zu sehr anzustrengen u. die Brust zu schwächen bis jene
Anstalt getroffen wird, denn wer weiß es wie lange es noch ansteht, bis jener Plan realisiert
werden kann. Auch in vielen Synagogen Würtembergs, wo noch die alte Einrichtung besteht wie
hier, sind doch vorläufig Canzeln angebracht, weil sie für die Prediger unentbehrlich sind.
Sodann möge auch der Vorsänger angewiesen werden, in Zukunft auf der Tribüne (Almemor)
zu stehen damit ich seinen bisherigen Platz einnehmen könne, denn jetzt muß ich mich jedesmal,
so oft ich zufunctioniren habe, durch meine Nebenmänner durchdrängen, so daß ich sie schon oft
gar nicht versehen habe. Auch ist es mir nicht möglich, von meinem Winkel aus die
Gottesdienstführung des... Vorsängers zu beaufsichtigen, so daß ich oft laut schreyen muß, ohne
daß der Vorsänger mich hören kann, während ich, wenn ich frey stehe, zu ihm hingehen u. ihn
aufmerksam machen kann.
Mit aller Hochachtung p179

Kommissär v. Giegling erließ auf diese Bittschrift hin folgendes Conclusum:

Den Rabbiner Dr. Mayer mit vorläufiger Vorlage eines Kostenverzeichnisses zu beauftragen.
Hechingen d. 9. Oct. 1839. Vom Commihsion wegen180.

Die Anmerkung unter G. B. von Rabbiner Dr. Mayer am 23. Jan. 1840 lautete:

Nachdem von dem Fürstlichen Baumeister Wiest ein Ueberschlag gemacht worden ist, wonach
die Canzel u. der untere Stand nur 8 fl. resp. 10 fl. kosten würde, ohne daß durch die Errichtung
derselben irgend eine wesentliche Veränderung vorgenommen zu werden bräuchte, so wird
gebeten, dem längstgefühlten Bedürfnisse aus dem neben bezeichneten Grunde baldmöglichst

178 Akteninventar der Israelitischen Gemeinde. Lageron: SAH, Aktenplan 5422, Bd. Rechtsverhältnisse
der Israelitischen Gemeinde.

179 Lageron: CAHJP, Inv. Nr. S 107/5, Blatt 151, 1839 sequ. Rabbinatssachen, Bekanntmachungen und
Correspondenzen.

180 Ebd.

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