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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0152
Manuel Werner

Den Eingang der Lade mit den Tora-Rollen bedeckt ein Vorhang (Parokät), der im Jahre
1804 von der Familie Aaron für das Wochenfest gestiftet wurde. Darüber ein fünfteiliger Tora-
Uberhang (Kapporät). Einen Aufsatz bilden die beiden Tafeln des Bundes, die von zwei Löwen
als Schildhalter flankiert werden209. Vor dem Toraschrein hängt die ständig brennende Lampe
(Ner Tamid). Ferner steht vor der Lade des Bet- oder Lesepult (Amud) für den Vorsänger
(Chazzan). Davor hat ein acht- bzw. neunarmiger Leuchter mit Kerzen - außer beim
Chanukka-Fest - seinen festen Platz. Das (undatierte) Foto ist als Leihgabe des Herrn Arthur
Fauser im Hechinger Heimatmuseum ausgestellt. Arthur Fauser erhielt u. a. diese Fotografie
von Frau Therese Schäffler, der Haushälterin des letzten Hechinger Rabbinatsverwesers Leon
Schmalzbach aus dessen Hinterlassenschaft (Tafel IV).

Die Reichskristallnacht

In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 verwüsteten Angehörige der SA aus Reutlingen
und Hechingen den Innenraum der Hechinger Synagoge. Dabei zerstörten sie auch die
Inneneinrichtung210.

Die Synagoge in der Goldschmiedstraße nach der Zerstörung

1938 Bürgermeister Bindereif berichtete in einem Schreiben vom 18. 11. an den Landrat, daß
bis heute lediglich die Synagoge (Hausparzelle Nr. 208) in der Goldschmiedstraße
polizeilich beschlagnahmt und verschlossen worden sei. Das Grundstück könne sicherlich
für polizeiliche Zwecke oder für Luftschutzzwecke verwendet werden, wenn es
hergerichtet sei. Es würde sich zu einem Schulungsraum recht gut eignen. Das Gebäude
hat eine Dachhöhe von 6 m. Der umbaute Raum beträgt 1313 cbm. Es ist ein Hallenbau
mit einem Betsaal2U.

1950 Im Rahmen der Restitution gab die Stadt Hechingen die Synagoge, das frühere jüdische
Schul- und Gemeindehaus in der Goldschmiedstraße sowie ein Waldstück am Judenfriedhof
zurück. Diese drei Objekte wurden von der Jüdischen Kultusvereinigung in
Stuttgart verwaltet.

1952 »Glasermeister Fauser hat die von ihm erworbene frühere Synagoge in der Goldschmiedstraße
zu einem Lagerraum umgestaltet. Die dazu erforderlichen baulichen
Änderungen mit dem Einbau einer Toreinfahrt erfolgten in pietätvoller Schonung des
baulichen Charakters des Gebäudes, dessen Inneneinrichtung bekanntlich zum größten
Teil dem Synagogensturm... zum Opfer gefallen ist. Erhalten sind noch die Brüstung
der Galerien und die schönen Deckenmalereien mit hebräischen Inschriften«2'2.

1954 Auszug aus dem in Anmerkung 211 bereits erwähnten Schreiben Bürgermeister Bindereifs
an H. Hofheimer vom 9. 2. 1954: Nach dem Zusammenbruch mußte die Stadt die
Synagoge im Wege der Restitution an die Kultusvereinigung Württemberg und Hohen-
zollern zurückgeben. Letztere hat die Synagoge ohne Anhörung und ohne Mitwirkung

209 Zum symbolischen Gehalt siehe Kapitel VIII. Kultgegenstände, Ziffer 9: Symbolische Darstellungen
und Motive unter Löwe.

210 Siehe dazu das Kapitel XIV. Das Ende der israelitischen Gemeinde Hechingen mit einer photographischen
Aufnahme vom demolierten Innenraum der Synagoge.

211 Akten betr. Juden, Pol. 1001/4, Landratsamt Hechingen. - In einem Schreiben vom 9. Februar 1954
schreibt Bürgermeister Bindereif an Henry Hofheimer: Auf Wunsch des von mir hochgeschätzten
Vorstehers der israelitischen Gemeinde, Herr Fabrikant Emil Weil, hat die Kreisstadt Hechingen während
des 3. Reichs die Synagoge in ihr Eigentum übernommen und als sakrales Gebäude ungenützt in Obhut
behalten. (Lagerort: SAH, API. 8410 Judenfriedhof, Bd. 8410/J, Bestattungswesen/Jüdischer Friedhof
1942-1961).

212 Zeitungsartikel aus der Hohenzollerischen Zeitung, Nr. 63 vom 23. 4. 1952 unter dem Titel:
Synagoge jetzt Garage und Lagerraum. Lagerort: HHBH, R. 12/28.

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