Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0174
Manuel Werner

kam somit nicht mehr zustande. Die bereits verkaufte Parzelle wurde in dem im Jahre 1949 von
der Jüdischen Kultusvereinigung anhängig gemachten Restitutionsverfahren zurückgegeben.
Die Israelitische Kultusvereinigung Württemberg und Hohenzollern verkaufte die Parzelle
3342/4, Nadelwald und Fichtenwald, dann im Jahr 1951 an Glasermeister Arthur Fauser. Dabei
wurde übersehen, daß diese Parzelle mit Gräbern des jüdischen Friedhofs belegt ist. Die
Israelitische Kultusvereinigung wollte deshalb diesen Teil der Parzelle im Jahre 1961 zurückerwerben
(Mitteilung in der nichtöffentlichen Sitzung des Bauausschusses vom 22. Juni 1961).
Nachdem zunächst Herr Fauser nicht bereit war, der RückÜbertragung zuzustimmen, fand am
21. August 1961 eine Verhandlung zwischen Bürgermeister Bindereif und Glasermeister
Arthur Fauser wegen der Abgrenzung des jüdischen Friedhofs und des Grundstücks Fauser
statt. Diesmal erklärte sich Herr Fauser bereit, den Teil der Grundstücksfläche, auf dem noch
Gräber liegen, wieder mit dem jüdischen Friedhof eigentumsmäßig zu verbinden.

Registrierung der Grabsteine

Eine Registrierung der Grabsteine auf dem Hechinger Judenfriedhof wurde während des
Dritten Reiches von zwei Seiten mit unterschiedlichen Absichten durchgeführt.

Carl Hamburger hat - wie aus einem Brief vom 28. Februar 1960 an das Bürgermeisteramt
Hechingen hervorgeht - die Grabsteine im Judenfriedhof während seiner Tätigkeit als
Kultusbeamter (zweiter Kantor und Friedhofsverwalter von 1935 bis zum 20. Mai 1941)
aufgenommen. Er schreibt: Die Nummern, die noch auf vielen Grabsteinen zu sehen sein
werden, habe ich s. Zt. angebracht. Ich hatte alle Grabsteine in einem Buch auf genommen, je des
Grab ein Blatt fuer sich. Es war eine schwere Arbeit, alle Zahlen und die alten hebraeischen
Buchstaben zu entziffern, aber es war mir keine Muhe zu gross, mein >Lebenswerk< in
Hechingen zustande zu bringen. Leider musste das Buch nach der Zerstoerung der Synagoge
1938 an die damalige Regierung nach Berlin gesandt werden und es ist dort wahrscheinlich mit
den anderen Akten etc. durch die Kriegswirren verloren gegangen^6.

1981 las ich auf der Rückseite des Grabes der Rosa Einstein, geb. Bernheimer (geb.
24. 2. 1875, gest. 30. 11. 1936), die eingemeißelten Nummern 1047 und 1048, auf der
Rückseite des Grabsteines des William Lob (geb. 12. 6. 1859, gest. 29. 1. 1938) die Nummer
1049 und auf der Rückseite des Grabsteines der Trude Grünstein, geb. Weil (geb. 16. 1. 1905,
gest. 12. 9. 1938), die Nummer 1050. Dagegen konnte ich auf dem Grabstein der nach der
Emigration Hamburgers verstorbenen Maria Levy, geb. Marx (geb. 25. 10. 1869, gest.
24. 11. 1941), keine solche Nummer entdecken. Auch fiel mir auf, daß ihre Grabinschrift - im
Gegensatz zu den drei oben angeführten - keine hebräischen Schriftzeichen aufweist.

In der von Rabbinatsverweser Schmalzbach und von dem Kultusbeamten Hamburger auf
Anregung des letzten Vorstehers der jüdischen Gemeinde Hechingen, Herrn Emil Weil,
verfaßten Gräberliste317 ist die oben von Hamburger beschriebene Registrierung genauer
beschrieben. Sie wurde im Herbst 1935 begonnen und am 31. Dezember 1937 abgeschlossen.
Die beiden Verfasser schreiben in ihrer Dokumentation: »Das Entziffern der Grabinschriften
im alten Teile des Friedhofs machte Schwierigkeiten, denn eine Menge von Steinen war stark
verwittert. ... Leider verwischen infolge des Regens und sonstiger Witterungseinflüsse die
aufgezeichneten Nummern bei den Steinen, die nicht ganz gerade stehen. Deshalb hat man im
Neuen Teil die Nummern durch Bildhauer Hermann Schetter, hier, einhauen lassen. ... In
gemeinsamer Arbeit bei wiederholten Besuchen wurden sodann sämtliche Grabsteine mit
Nummern belegt. Das ging so weit, daß hierbei auch Trümmer, sofern sie als Reste ehemaliger
Denkmäler festgestellt werden konnten, registriert und numeriert wurden. Das Entziffern der

316 Lagerort des Schreibens: SAH, API 8410, Judenfriedhof, Bd. 8410/J, Bestattungswesen Jüdischer
Friedhof 1942-1961. Siehe hierzu auch GL, S. I—III (Abschrift).

317 GL

172


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0174