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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0183
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

waltung von Württemberg und Hohenzollern. »Es sei eine Ehrenpflicht der Stadt Hechingen
gewesen, sagte der Bürgermeister, den seit 1939 verwahrlosten Friedhof zu ihrem Jubiläum
instand zu setzen, denn die Zollernstadt habe den Juden viel zu verdanken. Ein Jude sei der
Begründer der Hechinger Industrie gewesen, Juden seien wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich
maßgebend am Leben der Stadt beteiligt gewesen. Der Geschäftsführer der jüdischen
Kultusvereinigung von Württemberg und Hohenzollern, Josef Warscher, sagte der Stadt
Hechingen in herzlichen Worten Dank dafür, daß sie die toten Juden im Rahmen ihrer 700-
Jahr-Feier ehrte und die alte Kultstätte würdig instand setzte. Er werde es allen Juden im
Bundesgebiet sagen, wie sehr sich Hechingen bemüht habe, hier eine höherenorts begangene
Schuld wiedergutzumachen. Das Wissen um eine solche Gesinnung trage dazu bei, daß man
vergesse und wieder so gut zusammenlebe wie vor 1933« 34°.

Am 6. September 1958 erschien ein Abschnitt in der Zeitung Schwarzwälder Bote, der
Aussagen Bürgermeister Bindereifs über die Betreuung des israelitischen Gottesackers beinhaltete
:

»Betreuung des jüdischen Friedhofs

Bürgermeister Bindereif berichtete dann über die Betreuung des jüdischen Friedhofs. Dieser
war früher Eigentum der israelistischen Gemeinde. Er wurde dann von der israelitischen
Kultusgemeinde Württemberg-Hohenzollern übernommen. Es handelt sich um eine Gesamtfläche
von rund 50 ar. Die israelitische Kultusgemeinde trat an Bund und Land heran mit der
Bitte um Betreuung der jüdischen Friedhöfe. In Hechingen wurden hierfür in den letzten Jahren
rd. 20000.- DM aufgewendet. Die Stadt Hechingen, die den Friedhof in Ordnung brachte
(Schaffen einer Einfriedung, Ehrenmal und weiteres) wendete DM 5100.- auf, der andere Teil
wurde von Bund und Land getragen. Es wurde nun die Regelung getroffen, daß Bund und Land
für die Betreuung jüdischer Friedhöfe 25 Pfg pro qm tragen, je zur Hälfte. Die Stadt übernimmt
die Betreuung des jüdischen Friedhofs und erbittet die erwähnte Entschädigung.«

Gedenktafel

In der Friedhofshalle wurde 1955 eine Gedenktafel mit den Namen von 22 Juden errichtet,
die 1941 und 1942 verschleppt und in Kozentrations- und Vernichtungslagern ermordet
wurden34'. Wie es zu der Zusammenstellung dieser Namen kam, kann vielleicht folgender Text
erläutern:

An das Landgericht 27. Oktober 1954

Strafkammer Hechingen

Zur Anlage einer Ehrenhalle auf dem hiesigen Judenfriedhof werden die Namen der aus
Hechingen deportierten Juden benötigt. Von Herrn Rechtsanwalt Dr. Schellhorn, an den wir
uns im Auftrag von Herrn Henry Hofheimer gewendet haben, erfuhren wir, daß die Strafakten
des Landgerichts Hechingen in dem seinerzeitigen Strafverfahren gegen Landrat Schraermeyer
u.a. eine derartige Liste enthalten. Für eine Abschrift dieser Liste oder für kurze Überlassung der
Liste selbst zwecks Fertigung einer Abschrift wären wir sehr dankbar. (Bindereif)342.

340 Artikel mit der Überschrift: Hechingen ehrte seine toten Juden, erschienen in der Stuttgarter Zeitung.
Obiger Auszug aus diesem Artikel nach einem Text aus: Der Bürger im Staat 9. 1955.

341 Vergleiche zur Korrektheit der Namensauflistung Kapitel XIV. Das Ende der israelitischen Gemeinde
Hechingen und Kapitel XV. Statistische Angaben über die jüdischen Einwohner in der Zeit von Januar 1933
bis Mai 1945.

342 Lageron eines Durchschlags: SAH, API. 8410, Bd. 8410/J.

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